Spitzenprodukte der Popularmusik (3)

„The sound we were after was a reaction against the punk scene …Being a little older, we felt it had all been done before. We wanted the guitars to be cleaner, and we started experimenting with a lot of percussion.”
(Glenn Mercer, The Feelies)


The Feelies – Crazy Rhythms (1980, Stiff)
Nicht nur eine der besten Debüt-Alben bis dato, auch nach wie vor und seit vielen Jahren in meinen persönlichen Top-Ten – ein zeitloses Meisterwerk. Die Feelies, 1976 in Haledon, New Jersey, gegründet, veröffentlichten mit ihrem Erstling 1980 ein irrwitziges Gebräu aus hymnischem Speedpop, scheppernden Gitarren, einem eigensinnigen Melodienreichtum und nicht zuletzt – wie der Name der Scheibe so schön sagt – einem über die Maßen nervösem Getrommel, das bis heute ihres gleichen sucht. Anton Fier, später bei den Golden Palominos, Pere Ubu und Bob Mould an den Drums zugange, war hier für die Rhythmik verantwortlich. Meilenweit entfernt vom damaligen Postpunk-/New-Wave-Sumpf und bis heute richtungsweisend für eine ganze Horde von Alternative-Rock- und Independent-Bands.
Neben acht vorzüglichen Kompositionen von Glenn Mercer und Bill Million gibt es mit
„Everybody’s Got Something to Hide (Except Me and My Monkey)“ ein sehr gelungenes Beatles-Cover sowie auf der CD-Wiederveröffentlichung „Paint It, Black“, im Original von den Stones.
Die Feelies sind ein ziemlich fauler Haufen, haben sie in ihrer inzwischen 38-jährigen Bandgeschichte gerade mal fünf Longplayer veröffentlicht, bei denen ich vor allem auf „The Good Earth“ von 1986 und „Only Life“ (1988) empfehlend hinweisen möchte.
Von den diversen Feelies-Nebenprojekten ist mir Yung Wu (Feelies-Besetzung mit Schlagwerker Dave Weckerman als Sänger) mit ihrer tollen Scheibe „Shore Leave“ (1986, Coyote Records) in angenehmer Erinnerung geblieben. Die Platte enthält neben wunderbaren Weckerman-Kompositionen als Coverversionen „Child Of The Moon“ von den Stones, „Powderfinger“ von Neil Young und die extrem gelungene Phil-Manzanera-/Brian-Eno-Nummer „Big Day“.
Konzertant sind mir die Feelies irgendwann Ende der Achtziger in der Münchner Manege untergekommen, es wäre ein herausragend gutes Konzert geworden, wenn die Band nicht nach furiosen 50 Minuten ohne ersichtlichen Grund die Bühne verlassen hätte. Auch durch langanhaltenden Applaus war die Combo damals nicht mehr zum Weiterspielen bzw. zur Zugabe zu bewegen.
Umso ärgerlicher, las man doch wenig später in der Spex, dass sie im Rahmen dieser Tour in Köln einen begeisternden Zweistunden-Auftritt hinlegten. Glenn Mercer eilt nicht umsonst der Ruf eines launischen Ungustls voraus, Van Morrison für Arme, sozusagen…
(******)

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