Die Sendlinger Mordweihnacht

In der Gegend meiner unmittelbaren Nachbarschaft fand in der Nacht von Heiligabend auf den 25. Dezember 1705 die blutige Niederschlagung der ersten bayerischen Revolution statt, die unter dem Namen „Sendlinger Mordweihnacht“ in die Geschichtsbücher einging. In der Folge des Spanischen Erbfolgekriegs, der von vielen Historikern als der eigentliche erste Weltkrieg angesehen wird, fiel Bayern 1704 nach der verlorenen Schlacht bei Höchstädt an das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und de facto unter die Regentschaft der Krone Habsburgs.
Bayerns Bauern, der sogenannte „vierte Stand“, litt extrem unter Zwangsaushebungen und horrenden Abgaben, was zu Weihnachten 1705 im Marsch aufständischer Oberland-Bauern auf München gipfelte. Dort legten die Revolutionäre nach Verhandlungen mit den kaiserlichen Offizieren in Sendling die Waffen nieder und wurden trotz vorherigem Gewähren von Pardon von den Regierungstruppen brutal niedergemetzelt.

Zahlreiche Straßennamen, Gedenktafeln und Denkmäler erinnern in meiner Nachbarschaft an diese Bluttat, allem voran das Standbild des „Schmied von Kochel“, der der Legende nach als einer der Letzten in der Sendlinger Bauernschlacht fiel und dessen Existenz bzw. Herkunft historisch nie einwandfrei geklärt werden konnte.

Zum Gedenken an das Massaker findet alljährlich in der Heiligen Nacht ein Fackelzug der „Historischen Gruppe Schmied von Kochel“ zum alten Sendlinger Friedhof statt, um der dort bestatteten 204 Opfer der Mordweihnacht zu gedenken. Insgesamt waren im Rahmen der Bauernaufstände zum Jahreswechsel 1705/06 über zehntausend Gefallene auf bayerischer Seite zu beklagen.

Wer sich für eine detaillierte Darstellung der Geschehnisse, vor allem auch im historischen Kontext, interessiert, greife zu dem Buch „1705 – Der bayerische Volksaufstand und die Sendlinger Mordweihnacht“ (1980, Langen-Müller) des Historikers Henric L. Wuermeling, der in der Dokumentation unter anderem die These vertritt, dass der bayerische Volksaufstand 1705/06 aus dem einfachen Grund nicht als erste bekannte Revolution – noch vor der französischen – in die Geschichte einging, weil sie nicht von Erfolg gekrönt war.

Auf dem Gelände des ältesten noch erhaltenen Münchner Zentralfriedhofs, des Alten Südfriedhofs, befand sich ein ungepflegter Grabhügel, unter dem der Überlieferung nach mehr als fünfhundert Tote der Sendlinger Bauernschlacht ihre letzte Ruhestätte fanden. An dieser Stelle wurde auf Anregung des bayerischen Mundartforschers Johann Schmeller im Jahr 1831 ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer errichtet. Es war das erste Münchner Kunstwerk im neugotischen Stil, das Denkmal ist noch heute auf dem seit 1898 aufgelassenen Friedhof im Originalzustand erhalten.

Selbstredend beansprucht die Ortschaft Kochel am See im bayerischen Süden die Herkunft des Schmieds für sich, zu seinem Gedenken wurde am Dorfplatz ebenfalls ein Denkmal errichtet:

Die Sendlinger Mordweihnacht / wikipedia

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2 Kommentare

    1. Der Polt funktioniert bei mir auch, obwohl 100% bavarian.
      Aber es gibt hier Leute, die können über den überhaupt nicht lachen, sie sind dem persiflierten einfach zu ähnlich ;-))))
      Freut mich sehr, wenn’s Dich erheitert hat ;-))

      Gefällt 1 Person

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