Otis Taylor – Hey Joe Opus Red Meat (2015, Telarc / Inakustik)
Der Trance-Blueser aus Chicago schenkt uns mit seiner aktuellen Sammlung aus neuen Songs und Instrumentals, die sich wie so oft bei Taylor jeglicher Kategorisierung entziehen, vor allem zwei Neuinterpretationen des Jimi-Hendix-Klassikers „Hey Joe“, den Otis Taylor bereits für sein hervorragendes Album „Recapturing The Banjo“ (2008, Telarc) aufnahm, diese erste Fassung ließ jedoch die zeitliche Ausdehnung und die improvisatorische Entfaltung vermissen, die Taylor und seine Band der Nummer bei Konzerten geben und sie so zu einem wahren Live-Höhepunkt gedeihen lassen.
Die beiden Neueinspielungen beheben diesen Mängel und bannen das Werk nun auch in würdigerer Form auf Tonträger. Der Rest der Platte besticht durch gewohnt vielschichtige Blues-Songs und Instrumental-Stücke, die sich weit entfernt von der reinen Lehre in so unterschiedlichen Gefilden wie Soul, Ambient-Jazz und innovativer Rockmusik weiterentwickeln. Ein zusätzliches Plus der Platte ist das Gastspiel des Gitarren-Schwergewichts Warren Haynes, den der geneigte Blues- und Rock-Hörer von seinen zahlreichen Engagements bei der Allman Brothers Band, bei The Dead sowie seiner eigenen Band Gov’t Mule kennt und schätzt.
(**** ½)
Willie Nile – If I Was a River (2014, River House / Blue Rose Records)
Willie Nile hatte 1980 mit seinem Debüt gleichen Namens (1980, Arista) einen idealen Einstand im Rock-Business und mit seinen Geschichten über die New Yorker Bowery hat er damit Downtown Manhattan ein ähnlich herrliches musikalisches Denkmal gesetzt wie sein großer Schatten Bruce Springsteen es für New Jersey mit seinen ersten Alben geleistet hat.
Der Kritiker Dave Okamoto nannte die Platte “one of the most thrilling post-Byrds folk-rock albums of all time”.
Mit seinem folgenden Werk „Golden Down“ (1981, Arista) konnte Nile jedoch nur noch bedingt an die Erfolge und die Qualität des Erstlings anknüpfen und so verschwand er für die nächste Dekade und auch im Anschluss wiederholt für viele Jahre komplett von der Bildfläche. Erst seit 2006 veröffentlicht er wieder regelmäßig, das Comeback-Album „Streets Of New York“ (2006, Reincarnate Music) und die folgende, in New Yorks Kult-Club Mercury Lounge mitgeschnittene Live-Scheibe „Live From the Streets of New York“ (2008, Blue Rose Records) konnten wieder an Glanzleistungen der ersten Stunde anknüpfen.
Mit „If I Was A River“ legt Willie Nile nun eine 10-Song-Sammlung vor, die fast ausschließlich den Sänger nur in Piano-Begleitung oder allenfalls mit zusätzlichen, spärlichen Akustikminiaturen präsentiert. Das Werk zeigt den New Yorker als reifen Songwriter, die wenigen, nicht weiter störenden Kitsch-Ausbrüche trüben das Gesamtbild einer ansonsten rundum gelungenen Produktion kaum. Mag der Alt-Fan von derart Balladen-lastigem von einem Rock’n’Roll- und Gitarren-Liebhaber wie Willie Nile auf den ersten Blick überrascht sein, den herausragenden Songschreiber wird er auch in diesem Werk wiedererkennen…
(**** ½)
taylor habe ich ein wenig aus den augen verloren, irgendwie fehlte mir da entwicklung. aber einige songs habe ich nach wie vor im ohr. so hatte ich mal bewertet:
when negroes walked the earth 1997 ***1/2
white african 2001 ***1/2
truth is not fiction 2003 ****1/2
definition of a circle 2007 ***1/2
wobei mir die sternevergabe für das vorletzte album etwas großzügig scheint. ;-)
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Ich find’s nach wie vor recht spannend, wie er die Grenzen des Blues auslotet. Bezüglich großzügiger Sternevergabe meinst Du die „My Wold Is Gone“? Finde ich sehr klasse, die Scheibe. Referenzwerk bleibt wohl die hochgelobte „Truth Is Not Fiction“
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nein, ich meinte meinte beurteilung von „truth is not fiction“. bleibt aber wahrlich sein bestes.
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Ah, verstehe. Denke auch, das es seine beste Scheibe ist bis dato.
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Wow, danke für das Gänsehautfeeling zu Willie Nile. Unfassbar schöne Nummer. Ich glaub das wird mein nächster Albumkauf und mein Song of the day. :-)
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Freut mich, wenn’s Dir gefällt ;-)))
Die „Streets Of New York“ ist eine tolle Platte, die „Live from…“ gibt es auch mit DVD vom Konzert, sehr zu empfehlen.
Absolute Killernummer auf beiden Scheiben ist auch „The Day I Saw Bo Diddley In Washington Square“:
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Oh wow, wirklich eine Hammernummer! Da beam‘ ich mich gedanklich gleich in ein Irish Pub oder zu einem lauen Sommerabend mit Lagerfeuer ;-)
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…oder an den Washington Square ;-)))
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For sure ;-))
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Vielen Dank für’s Verlinken, freut mich sehr, dass Dir der Song so gut gefällt.
Dein Text ist sehr berührend, ich wünsche Dir, dass der „Love Blues“ bald nachlässt, so oder so…
Liebe Grüße + einen schönen Sonntag,
Gerhard
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