Hubertus von Pilgrim: Todesmarsch-Denkmal in Grünwald

Der in Berlin geborene und in Pullach lebende Bildhauer Hubertus von Pilgrim hat zum Gedenken an die sogenannten Todesmärsche der KZ-Häftlinge von Dachau 23 identische Skulpturen geschaffen, die an diversen ehemaligen Streckenverläufen der Märsche in München und im weiteren Umland errichtet wurden. Ein weiteres Exemplar ist in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ausgestellt. Für das vor kurzem eröffnete Münchner NS-Dokumentationszentrum wurde vom Künstler eine einmalige, erweiterte Version geschaffen, sie ist dort im ersten Untergeschoss der neuen Einrichtung zu sehen.

Ich trug mich schon länger mit dem Gedanken, einen Bericht über die Denkmäler zu posten, einfach in das neue Dokumentationszentrum um die Ecke zu laufen und ein paar Fotos schießen war mir dann doch zu simpel und so schwang ich mich Montagabend auf mein Mountainbike und düste über die Isarauen und den Grünwalder Forst Richtung Münchner Nobel-Vorort in die reichste Gemeinde Deutschlands, ohne mich vorher über den genauen Standort des dortigen Todesmarsch-Denkmals schlau zu machen, im Vertrauen, der ortsansässige Grünwalder würde mir bei meiner Suche schon irgendwie weiterhelfen.
Weit gefehlt. Von zahlreichen gefragten Grünwalder Bürgern konnte mir nicht einer den Standort verraten, von „Nie gehört!“ bis „Da draußen, beim Maibaum, bei dem Denkmal geht’s um den Todesmarsch“ (es handelte sich um das Kriegerdenkmal) war alles dabei, nur absolut nichts Brauchbares, noch nicht mal bekannt war die Existenz des Denkmal bei den Befragten. Hab’s dann doch noch gefunden, in der Nähe des Grünwalder Waldlehrpfads, gegenüber dem Eingang zum Waldfriedhof, direkt an der Ausfallstraße nach Wolfratshausen ist das Denkmal an relativ prominenter Stelle auch kaum zu übersehen. Auf die Gefahr hin, dass ich einigen Einwohnern unrecht tue: den Grünwaldern kann ich nur gratulieren, Verdrängung funktioniert in der Wohngegend der FC-Bayern-Bonzen, Neu- und Altreichen und der Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft ganz wunderbar… :-((((

Hubertus von Pilgrim / Wikipedia

Todesmärsche von KZ-Häftlingen / Wikipedia

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11 Kommentare

  1. Lieber Gerhard! Das bestätigt doch wieder so einiges….aber leider ist es so. In großen Städten wohl noch schlimmer :-( ! Die Welt in der wir leben…..es wird bereits das Gestern verdrängt und das Vorgestern? … was war da nur …?!? :-( !
    Das Denkmal finde ich ausnehmend gut – gefällt mir und zeigt sehr sehr viel!
    Lieben Gruß – Karin

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    1. Liebe Karin, vielen Dank für Deine Anmerkung.
      Sehe ich leider genauso. Am Montag war ich gelinde gesagt schon etwas entsetzt.
      Den neuen Entwurf im Doku-Zentrum werde ich mir demnächst anschauen, ich werde berichten.
      Liebe Grüße nach Wien und ein schönes Wochenende,
      Gerhard

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  2. Lieber Gerhard,
    ohne, dass ich die Grünwalder kenne, glaube ich, dass viele kein Interesse und Bezug an und zu Denkmälern. Ich habe in meiner Gegend mal ein Denkmal, worüber ich gelesen hatte und nicht kannte, gesucht und habe Anwohner gefragt. Zwar erhielt ich schnell einen Tipp. Doch warum es dort steht wo es steht und was es darstellt konnte mir keiner sagen. Im Sommer ist es komplett zugewachsen, von außen nicht einsehbar, und keiner kümmert sich darum. Hunde heben dort gern ihr Bein, wie man mir sagte.
    Insgesamt ist es schade. Da hast Du Recht. Mir gefällt das Denkmal. Und vielleicht liest ein Anwohner Deinen Beitrag. Ich glaube, dass eine Art von Heimatkunde schon in der Schule eingeführt werden sollte. Wissen bildet.
    Liebe Grüße und Dir einen schönen Samstag
    Stefan

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    1. Lieber Stefan,
      vielen Dank für Deine Anmerkung. Erinnerung, speziell im Bezug auf das Dritte Reich und die damit verbundenen Gräueltaten, scheint wohl überall ein Problem zu sein. Vielleicht ist es eine menschliche Reaktion, erschreckend ist ist trotz allem immer wieder…
      Sorry für die späte Rückmeldung, war fast 2 Tage offline (acu mal ganz ok ;-))
      Liebe Grüße + einen schönen Sonntagabend,
      Gerhard

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      1. Lieber Gerhard,
        und für das Problem gibt es unisono eine Generalantwort: keine Mittel und kein Geld. Dabei ist es für zukünftige Generationen ein wichtiges Thema. Auf Zeitzeugen kann man kaum noch zurück greifen. Leider wurde die braune Zeit intellektuell viel zu spät versucht aufzuarbeiten. Nehmen wir Grass mal außen vor. Dann gab es keinen einzigen großen Roman über die Zeit. Erst zum Maydanekprozess in den 60er Jahren hat Peter Weiß ein Sachbuch darüber geschrieben. Gut es gab viele und gute Fernsehfilme. Nach dem Ende der DDR gab es zum Beispiel fast jedes Jahr große Literatur u.a. von Christa Wolff, Wolfgang Hilbich, Günter DeBreuyn, Uwe Tellkamp.
        Ein großes Thema was Deinen Beitrag sprengen würde und uns weiter beschäftigen wird.
        Behalten wir uns die Contenance
        Liebe Grüße und einen Guten Start in die neue Woche
        Stefan

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      2. Lieber Stefan,
        das ist wohl leider so. Andersch und Böll haben es in der deutschen Literatur versucht, mit achtbaren Ergebnissen, aber der ganz große Wurf war da wohl nicht dabei, da gebe ich Dir Recht.
        Liebe Grüße, Dir auch einen guten Wochenstart,
        Gerhard

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    1. Von Pilgrim started with his sculptures somewhere in the Eighties, as far as I know. To be honest, I don’t have any idea when he gave the sculpture to Yad Vashem, maybe I can find out in the new ‚NS-Dokumentationszentrum‘. If I get some information, I will come back to you, ok?
      All the Best + thanks for your comment,
      Gerhard

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