Den Auftakt zum Pfingst-Konzertmarathon als auch für die nordirischen Post-Rocker ‚And So I Watch You From Afar‘ machte ein 20-jähriger Zappelphillip namens Henry Kohen aus Los Angeles, der unter dem Bühnennamen Mylets bisher zwei Tonträger veröffentlichte, die 2013er-Scheibe „Retcon“ sowie das aktuelle Album „Arizona“ (beide Sargent House). Als One-Man-Band bringt Kohen einen energetischen Mix aus Indie-Rock, Industrial-Grunge, Gitarrenloops, Elektro-Drum-Beats und enthusiastisch-verzweifeltem Emo-/Screamo-Gesang in einer Geschwindigkeit auf die Bühne, die ihresgleichen sucht. Der junge Mann scheint Hummeln im Hintern zu haben, ein gleichzeitiges Herumspringen auf den zahlreichen Pedalen, Einspielen seiner Gitarrenschleifen, Bedienen des Drum-Computers und Herausbrüllen der zornigen Texte ohne jeglichen Stillstand habe ich in der Form bis dato nicht erlebt. Was die Gefahr von argem Verzetteln in sich birgt, beherrscht der Multitasking-fähige Bursche perfekt, dass bei dem schwindelerregenden Gehampel qualitativ durchaus ansprechender Indie-Rock zu Gehör getragen wurde, spricht eindeutig für das Talent des Herrn Kohen. Das Absingen eines spontanen „Happy Birthday“ des Publikums zum Geburtstag des Mylets-Artisten legte eindrucksvoll Zeugnis davon ab, dass der junge Mann mit seiner High-Speed-Performance bei den Konzertbesuchern durchaus auf Gegenliebe stieß.
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Nach einer kurzen Umbaupause setzten dann die Grateful Dead des Post-Rock an zu einem eineinhalbstündigen, atemberaubenden Ritt durch die Gefilde der Stromgitarren-dominierten Soundlandschaften. Wie seinerzeit die kalifornische Hippie-Kult-Kapelle veröffentlichen die vier Mannen von ‚And So I Watch You From Afar‘ tendenziell belanglose Studio-Alben, die an vielen, nicht zu knappen Stellen schwer zu verdauen sind und den Hörer ein ums andere Mal ratlos zurücklassen, konzertant sind sie analog zu Garcia & Co jedoch eine Liga für sich.
Während sich im Freien der Münchner Nachthimmel in einem Monsun-artigen Regenguss entlud, zauberten die vier Post-Rocker aus Belfast ein Erfurcht-gebietendes Soundgewitter in den Saal des Ampere, das nur in absoluten Superlativen beschrieben werden kann. Die Live-Präsentation der Post-Rock-Preziosen ist von allem unnötigen Zierrat und Bombast-Firlefanz entschlackt, der auf den Tonträgern des Quartetts beim Hörer latent für betretenes Unwohlsein sorgt, hier wird gezielt und ohne Umschweife an klaren, geradlinigen Strukturen gefeilt. Lange nicht mehr war ich derart beeindruckt und mitunter ergriffen von einem apokalyptischen, mit geschliffener Härte versehenen, aber in keinster Weise unangenehmen Sound wie den von ASIWYFA größtenteils instrumental vorgetragenen Gitarren-Epen. Ein zu keiner Minute nachlassendes Zusammenwirken der Bandmitglieder auf höchstem Niveau gepaart mit Spielfreude und Hingabe garantierten dem verzückten Publikum im gut gefüllten Club einen grandiosen Abend, in dessen weiterem Verlauf gegen Ende der Mylets-Junior nochmals zappelnd und brüllend zur Unterstützung der beiden Gitarristen Rory Friers und Niall Kennedy, von Drummer Chris Wee und dem Bassisten Jonathan „The Bearded Dragon“ Adger auf die Bühne durfte.
Ein konzertantes Ausnahme-Ereignis, mit dem sich das Quartett aus Nordirland in die erste Liga des Post-Rock neben verdiente Größen wie Mono, Godspeed You! Black Emperor oder Mogwai katapultierte.
Konzert des Jahres, soweit.
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Wieder mit Freude zu lesen, lieber Gerhard ! Und super, wenn Konzerte in der obersten Liga spielen….:-)
Lieben Gruß – Karin
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Danke, Karin ;-))
Wenn schon der eigne Verein nicht in der obersten Liga spielt… :-(((
Liebe Grüße,
Gerhard
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Drücke einmal für Freitag fest die Daumen ;-) !!!!
Lieben Gruß – Karin
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Da bedanke ich mich ganz herzlich, Karin.
Aber ich fürchte, wenn Holzbein Kiel ein paar fähige Leute im Kader hat und ordentlich kämpft, sind wir fällig…
Liebe Grüße, Gerhard
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…irgendwie befürchte ich das auch :-(…aber alles ist möglich….wir denken positiv :-) !!!!!!!!
Lieben Gruß – Karin
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Bleibt auch nix anderes übrig ;-)
Liebe Grüße,
Gerhard
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Der Zappelphilipp hat´s mit jetzt aber angetan: Müsste ich da einspringen, meine Finger und Füße wären schon beim ersten Stück verknotet, und hoffnungslos in die Kabel verwickelt hätte ich mich auch. Boah. (Und Holzbein: Lass mal, die haben´s nicht leicht als einzige Fußballer in Handball-Country.) Liebe Grüße!
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Ja, der Zappler ist Wahnsinn, das Wort „Multi-Tasking“ gewinnt bei dem eine ganz neue Bedeutung ;-)
Nix gegen Holzbein, kein Problem mit dem Verein, aber ich mag als Löwen-Fan nicht absteigen :-(((((
Liebe Grüße,
Gerhard
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