Der Hamburger Schriftsteller, Kolumnist, Übersetzer, Rezitator und Schauspieler Harry Rowohlt ist gestern im Alter von 70 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg nach längerer, schwerer Krankheit gestorben. Das hanseatische Multitalent, Spross der Verlegerfamilie Rowohlt, war neben seiner langjährigen Nebenrolle als Obdachloser Harry in der wöchentlichen ARD-Fernsehsoap „Lindenstraße“ vor allem als kongenialer Übersetzter gewichtiger englischsprachiger – und hier im speziellen irischer – Autoren bekannt. Neben Arbeiten der irischen Kult-Autoren Flann O’Brien, Ken Bruen (die hochgeschätzte Jack-Taylor-Krimireihe!) und Frank McCourt („Die Asche meiner Mutter“) übersetzte Rowohlt unter anderem Arbeiten von Leonard Cohen, Robert Crumb, Philip Ardagh, Anthony Burgess, William Kotzwinkle, David Sedaris und Kurt Vonnegut.
Zu seinen wichtigsten Übertragungen ins Deutsche zählen „Puh der Bär“ von A. A. Milne sowie „In-Schwimmen-zwei-Vögel“ vom genialen irischen Suffkopf Flann O’Brien, welches kein Geringerer als Graham Greene in einer Linie mit „Ulysses“ sah und von dem Rowohlt selbst sagte, dass James Joyce „so geschrieben hätte, wäre er nicht bescheuert gewesen.“
Geglänzt hat Harry Rowohlt zudem lange Jahre in der Wochenzeitung „Die Zeit“ als Schreiber der exzellenten, extrem witzigen Kolumne „Pooh’s Corner“ und als kongenialer, über die Maßen humoriger Rezitator seiner Übersetzungen.
Ich habe Harry Rowohlt vor allem die Entdeckung des bereits erwähnten, genialen Flann O’Brien zu verdanken, ein ellenlanger Artikel Rowohlts über den irischen Autor vor Jahrzehnten in der „Zeit“ konnte nur zu exzessiver Lektüre des Gesamtwerks des Mannes aus Strabane, County Tyrone, Nordirland, führen. Alleine dafür meine immerwährende Verehrung, und darauf ein frisches Guinness – Slainte! Rest In Peace, alter Brummbär.
Ach, Harry… das reißt schon eine schwer verschließbare Lücke :/
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Ja, sehe ich auch so, sein Abgang macht diese Welt um einiges ärmer…
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Vielen Dank für’s verlinken!
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Nichts zu danken. Du hast das, wie Herbert Steib schreibt, so schön geschrieben – da gibt es nichts hinzuzufügen. Nur den Ringelnatz, den wollte ich bei mir – der passt so gut auch zum Harry Rowohlt.
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Ringelnatz: einwandfrei, absolut ! Er hat unter anderem auch noch ein total witziges Buch einer irischen Autorin über eine Marienerscheinung übersetzt, mir fällt aber momentan weder Autorin noch Titel ein, hätte ich im Artikel auch gerne erwähnt, aber ich werde es dann hier ergänzen, nachdem ich den heimischen Bücherschrank konsultiert habe…
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Da hat mich die Erinnerung getrügt. „Das Wunder von Dublin“ heißt das Buch, von Mary Breasted. Erschienen im Haffmanns Verlag 1996. Übersetzt hat Martin Richter.
Harry Rowohlt hat es aber mal in einem Interview lobend erwähnt:
http://www.deutschlandradiokultur.de/seelenverwandtschaft-zwischen-autor-und-uebersetzer.954.de.html?dram:article_id=144431
Viele Grüße,
Gerhard
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Danke für diese treffende, schöne Würdigung.
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Danke zurück für das Lob, freut mich !
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:-( !!!!!!
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Ich habe ihn leider nie persönöich lesen gehört – nur über Hörbuch wie „Wind in den Weiden“ und natürlich seine Übersetzungen – ein faszinierender Mensch fehlt jetzt :-( LG Steineflora
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Ich hab ihn leider auch nie live gesehen, sehr bedauerlich. Gelegenheit wäre oft gewesen.
Ich hab bei Ö3 im Radio vor vielen Jahren mal seine Live-Lesung von „Durst“ von Flann O’Brien gehört, war absolut herausragend.
Viele Grüße,
Gerhard
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Lieber Gerhard:
heute mit dem Rowohltschen Doppelpunkt, den er in seinen Briefen stets schrieb. Spät aber nicht vergessen. Danke für diese Kerze. Ein wahrlich Großer mit Geisteshaltung ist gegangen. Ich habe bei mir einige Links zu Nachrufen und Buchempfehlungen und ein interessantes Gespräch mit ihm zusammen gestellt und Deinen Betrag mit verlinkt.
Darauf, in seinem Sinne, ein Guinness.
Liebe Grüße
Stefan
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Lieber Stefan,
in der Tat, der Harry war schon ein Gigant, sein ureigener Humor wird fürderhin extrem fehlen.
Vielen Dank für’s Verlinken und viele Grüße,
Gerhard
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Das ist wahr, Gerhard. Oder wie er gern in seinen Briefen endete: Der Kampf geht weiter!
Ich finde Deinen Artikel sehr gut geschrieben.
Dir einen entspannten Abend
Stefan
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Danke Stefan – Dir auch einen schönen Abend, liebe Grüße,
Gerhard
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Auch von mir Dank! Und Deinem Hinweis auf Flann O’Brien ist nichts hinzu zu fügen.
Ich hatte einst „Durst“ (Haffmanns) verliehen und nicht wieder bekommen. restlos ausgetrunken gewissermaßen! Worauf hin ich wenigstens die CD von der Harry Rowohlt Lesung als Kompensation geschenkt bekam, weil das Buch längst vergriffen und schwer erhältlich war.
Tja, manchmal schlägt hören das Lesen.
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„Durst“ ist schon klasse, der Ö3-Moderator meinte damals zur Live-Lesung, wer sich danach nicht völlig ausgedörrt auf das nächste Bier stürzt, dem wäre nicht mehr zu helfen ;-)) Vielen Dank für Dein Feedback, viele Grüße,
Gerhard
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