Klappe: Postrock, die dreihundertachtundzwanzigste. Den intensiven Donnerstagabend eröffnete die Münchner Experimental-Postrock-Band Majmoon mit ihren instrumentalen Elegien, der komplexe Sound der Band changiert zwischen ausgefeilten, King-Crimson-angelehnten Progressive-Ergüssen, experimenteller Psychedelic und Gitarren-Soundwänden der reinen Postrock-Lehre, ergänzt um eine sehenswerte audiovisuelle Videokunst-Installation. Konzert und Kunstprojekt in einem, sozusagen. Dem Auftritt war die mittlerweile zwölfjährige Bühnenerfahrung der Band deutlich anzumerken, souverän zelebrierte das Sextett eine Handvoll längere Instrumental-Epen, gerne hätte das Publikum im sehr gut gefüllten Hansa39 dem hypnotischen, eindringlichen Sound der jungen Münchner noch länger gefrönt. Schade zudem, dass der Merch im Nachgang von Seiten der Band schnell geräumt wurde, da wäre sicher eine Silberscheibe im Bestand des Kulturforums gelandet, aber es wird sich in Gottes Namen hoffentlich mal wieder eine Gelegenheit in dieser Stadt finden…
(**** ½ – *****)
Den Hauptteil des Abends bestritt die Instrumental-Postrock-/-Postmetal-Institution Russian Circles aus Chicago, Illinois, deren Bandname sich von einer Übungsformation aus dem Eishockey ableitet. Die Herren Sullivan, Turncrantz und Cook fackelten nicht lange und gingen bereits zur Eröffnung des Sets in die Vollen. Mit düsterer, schwerer Metal-Härte Black-Sabbath’scher Prägung stieg das Trio in ihr intensives Set ein und damit war die Tendenz des verbleibenden Konzertabends im Wesentlichen vorgegeben. Die wuchtige Wall Of Sound stieß bei mir anfangs auf viel Gegenliebe, ab einem bestimmten Punkt lief der Vortrag für meine Begriffe jedoch Gefahr, zu sehr in dröge Wiederholungen zu verfallen und so war ich dankbar, wenn die Band für das ein oder andere Postrock-Highlight das Verhaften in der Metal-Ecke verließ und ihre Instrumental-Attacken differenzierter und verspielter gestaltete. Wie der Bernd so treffend anmerkte: „Etwas mehr Akrobatik an der ein oder anderen Stelle, und alles wär gut.“ Von Enttäuschung zu sprechen wäre übertrieben, aber das Konzert vom November 2013 hatte ich in besserer, intensiverer, austarierterer und rundum glücklich machenderer Erinnerung. Aber vielleicht hat mir einfach zur perfekten Atmosphäre das einnebelnde Trockeneis-Gewaber gefehlt, das seinerzeit die Kranhalle in eine finstere Dartmoor-Szenerie tauchte.
Der Band ging’s wohl ähnlich, nach knapp achtzig Minuten machten sich die drei Amerikaner ohne Zugabe vom Acker. Sei’s drum, das stille Kämmerlein daheim wird demnächst trotz allem mal wieder in ein lautes verwandelt via Russian-Circles-Tonträger „Memorial“ (2013), „Empros“ (2011) oder „Geneva“ (2009, alle: Sargent House), die ich jedem Freund des Genres uneingeschränkt ans Herz legen möchte.
(**** – **** ½)