Tess Parks & Anton Newcombe + Manu @ Strom, München, 2015-07-09

Den launigen Abend am vergangenen Donnerstag im Münchner ‚Strom‘-Club eröffnete der ortsansässige Songwriter Manu mit einigen Eigenkompositionen, die beim aufgeschlossenen Publikum durchaus auf Gegenliebe stießen. Der junge Musiker bestach durch feines, beherztes Gitarrenspiel, seine latent ins verzweifelt-melancholisch abdriftenden Songwriter-Perlen unterlegte Manuel Stübinger, wie der Münchner im schnöden Alltag heißt, mit warmherzigem Gesang, der mich wiederholte Male an die Sangeskünste David Steinharts erinnerte, dem Vorsteher der längst dahingeschiedenen kalifornischen Jangle-Pop-/Folk-Rock-Band ‚Pop Art‘, die Kenner des Genres vor allem wegen ihrer 1986er-Scheibe ‚Long Walk To Nowhere‘ (Stonegarden, in unseren Landen glaub ich auf ‚Line Records‘ erschienen, wenn ich mich recht entsinne) und im Speziellen mit der dort enthaltenen, herzerweichenden Ballade ‚Relatives‘ zu schätzen wussten. Kritiker bezeichneten die Band damals als kalifornische Antwort auf die New-England-Combo Miracle Legion, beide Bands kennt heute wahrscheinlich kaum mehr wer, ein Zustand, der sich für den jungen Münchner Songwriter Manu hoffentlich mit zunehmender Anzahl an Auftritten bald ändert, über das nötige Talent verfügt der Musiker allemal, der nach eigenen Worten Sangeskollegen wie Bob Dylan, Damien Rice, Bon Iver und John Mayer zu seinen Einflüssen zählt. Nicht die schlechtesten Referenzen, wie mir scheint…
(****)

Manulovesyoumadly / Homepage

„lo-fi alternative drones with a hypnotic vibe“
(Tess Parks über Tess Parks)

Und dann kam der Jungbrunnen. Die folgende Nummer, die die kanadische Chanteuse Tess Parks und ihr begnadeter Mitstreiter, der kalifornische Songwriter und Multi-Instrumentalist Anton Newcombe, im Haupterwerb Vorsteher der San-Francisco-Psychedelic-Indie-Kultband The Brian Jonestown Massacre, auf die Bretter des ‚Strom‘ stellten, lies Erinnerungen wach werden an bunte Abende aus längst vergangenen Zeiten im Circus Gammelsdorf, in der Unterföhringer Theaterfabrik, im Augsburger Bootleg, beschallt vom Soundtrack jener Zeit, My Bloddy Valentine, The Jesus And Mary Chain, Ride, Chesterfield Kings, den verzerrten Gitarren der Hüsker-Dü-Klassiker, Fuzz-Gitarren-Prä-Grunge der New Yorker Das Damen, was weiß ich nicht noch alles, all das schwang mit im Sound des Duos, das an dem Abend von weiteren vier Musikern an Gitarren, Drums und Korg begleitet wurde und einem alten, griesgrämigen Sack wie mir das Lächeln ob der Erinnerung an die Hochzeiten des Psychedelic-Indie-Geschrammels ins Gesicht zauberte.
Die junge Kanadierin Tess Parks besang den von Newcombes verzerrter Gitarre dominierten, mitunter die ersten beiden Velvet-Underground zitierenden Klangteppich mit ihrer betörenden Mischung aus düster-abgebrühtem Lydia-Lunch-Underground und der dunklen stimmlichen Erotik einer Hope Sandoval, ihr Spacemen-3-T-Shirt passte selbstredend als Textil wie A… auf Eimer zum musikalischen Rahmen des Abends, ebenso ihr magersüchtiger Kate-Moss-Heroin-Chic (Mädel, iss mal wieder was Vernünftiges!) und der Umstand, dass die gute Tess vor ein paar Jahren in ihrer Londoner Zeit eine Liaison mit dem legendären Creation- und Poptones-Labelchef Alan McGee einging.
Ein höchst überraschend-angenehmer Abend, lies der vor kurzem erschienene, in Berlin eingespielte Tonträger ‚I Declare Nothing‘ (2015, A Records / Cargo Records) der beiden mit seiner trägen Rhythmik, dem schleppenden Düstergesang, der atmosphärisch-schwelenden Melodien-Monotonie und den bezaubernden Dreampop-Reminiszenzen nicht unbedingt auf einen derart beherzten, soundverzerrten Indie-Psychedelic-Ausbruch hoffen.
(*****)

Tess Parks / Homepage

The Brian Jonestown Massacre / Homepage

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