So darf meinetwegen jede Woche ihren Ausklang finden. Bevor es am vergangenen Freitag auf der Bühne des Milla hochenergetisch zur Sache ging, groovte die Jason Serious Band im Vorprogramm das Wochenend-Publikum im Milla mit gepflegtem Alternative-Country-Rock ein, wer dem Sound von Bands wie Son Volt oder artverwandten Artisten vom baden-württembergischen Blue-Rose-Label wie Dustin Bentall, Slobberbone, den kanadischen Hooblers oder der Band Of Heathens etwas abgewinnen kann, fühlte sich bei der Münchner Band und ihrem aus Maryland stammenden amerikanischen Sänger Jason Serious bestens aufgehoben. Uptempo-Folkrock und feine Country-Schmachtfetzen hielten sich die Waage, Gram Parsons hätte an dem Abend mindestens einmal vor Rührung geweint. Serious, der vor allem stimmlich alle Anlagen für diese Art von Musik mitbringt, und seine ortsansässigen Mitmusikanten freuten sich sichtlich, dass an dem lauschigen Abend nicht ganz München an der Isar beim Grillen, Koma-Saufen und Umweltverschmutzen rumlümmelte und gingen den Abend dementsprechend locker-beschwingt an. Well Done, Boys!
(****)
„Carrie Nation & The Speakeasy“ is a high energy, acoustic brass n grass 5-piece band, whose sound has been described as a stagecoach in overdrive, has brought their eclectic blend of punk, bluegrass, and dixieland to packed bars, basements, and festivals across the US.“
(Sebastian Weidenbach/Shadow Cowboy, Strange & Dangerous Times, New American Roots, Real Music For The 21st Century, Trikont)
Aus den „5 pieces“ wurde einer mehr, die Combo Carrie Nation & The Speakeasy um Berserker Jarrod Starling aus Wichita, Kansas, stand als Sextet auf der Bühne des Milla, und was sie von dort auf die Kopeiken im Saal niederprasseln lies, dürfte zum Besten gehören, was diese Stadt in den letzten Monaten konzertant erleben durfte. Seit 2007 auf Achse, spielt die Band mittlerweile mehr als 250 Konzerte pro Jahr in so ziemlich allen Staaten der USA und hat sich dort den Ruf eines herausragenden, Energie versprühenden Live-Acts erworben, welcher derzeit bei ihrer ersten Tournee im alten Europa allabendlich imposant untermauert wird.
Am Freitag begeisterte die Band schwerst mit ihrem Swing-unterfütterten Speed-Bluegrass, gepaart mit New-Orleans-angehauchten Funeral-Brass-Band-Sound und ihren düster-morbiden Texten aus der Welt der Arbeiterklasse, der Drop-Outs und der amerikanischen Highways. Der perfekte Soundtrack für die Literatur von William Faulkner, Jim Thompson, Donald Ray Pollock und Daniel Woodrell, und wäre die erste Staffel von „True Detective“ nicht ebenso genial-musikalisch von der Handsome Family unterlegt worden, Carrie Nation hätten sich für den Job mehr als aufgedrängt.
Ein weiteres konzertantes Gusto-Stückerl aus der wundersamen, intensiven, bis zum Geht-nicht-mehr authentischen und Trost-spendenden Muddy-Roots-Welt, für das ich mich vor allem auch bei „Shadow Cowboy“ Sebastian Weidenbach bedanke, ohne seinen Hinweis bei unserem Treffen anlässlich des vor Kurzem stattfindenden Delaney-Davidson-Auftritts hätte ich diesen wunderbaren Abend höchstwahrscheinlich schlichtweg verpennt…
Der Bandname bezieht sich im Übrigen auf die Vorkämpferin der Prohibition, Carrie Nation (1846 – 1911), die Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts dafür berühmt-berüchtigt war, Alkohol-servierende Bars, Tavernen und Wirtshäuser in Kansas mit einer Axt zu attackieren. Die Carrie Nation des 21. Jahrhunderts ist gottlob gefeit vor solchen Anwandlungen und begrüßt es durchaus, wenn man sein Unertl gepflegt vor der Bühne einverleibt… ;-))
(***** ½)
Carrie Nation & The Speakeasy / Homepage
Während ihrer restlichen Europa-Tournee sind Carrie Nation & the Speakeasy noch zu folgenden Terminen zu bestaunen, wer sich das entgehen lässt, braucht eine wasserdichte Ausrede:
14.07. (Heute Abend!) Dreikönigskeller / Frankfurt
15.07. Sonic Ballroom / Köln
16.07. Spatz & Wal / Unna
17.07. Ut Babelaertje / Middleburg, Netherlands
18.07. Wantwotrash Frikanitval / Breda, Netherlands
19.07. De Harmonie / Edam, Netherlands
20.07. Blues-Phere / Liege, Belgium
21.07. Roots In Het Park / Aarschot, Belgium
22.07. Bluescafe / Apeldoorn, Netherlands
23.07. De Melkbus / Dordrecht, Netherlands