Great Lake Swimmers + Lùisa @ Deeper Down Festival, Hauskonzerte, München, 2015-10-04

Was für eine Eröffnung: die Münchner Hauskonzerte-Veranstalter luden zum Auftakt ihres einwöchigen Deeper Down Festivals zu einem fulminanten Doppel-Konzert in ein ehemaliges Posthallengebäude somewhere in Munich, in angenehmster, toll aufgemachter Umgebung inklusive origineller Bühnen-Deko, lecker Küche und Giesinger-Erhellung-Catering (100 Punkte allein dafür) bestritt den ersten Teil des Abends eine junge Hamburger Songwriterin mit Namen Lùisa, jede/r, der die erst 22-jährige Lady aus dem hohen Norden vorab nicht kannte, dürfte bei ihrem direkt zupackenden, oft gar hymnischen Vortrag angenehmst überrascht worden sein, mit der Energie von Straßenmusikern und mit dezentem Einsatz von Gitarren-/Elektro-Drum- und Gesangs-Loops breitete Lùisa einen wohltönenden Folk-Klangteppich aus, der den Rahmen für ihre außergewöhnliche Sangeskunst bildete, die die leisen Töne ebenso ergreifend traf wie den stimmlichen Ausbruch, der in ihrer emotional-brüchigen Tonlage mitunter an den Gesang der französischen Indie-Sängerin SoKo gemahnte, was in dem Kontext weiß Gott nicht die schlechteste Referenz ist.
Langanhaltender, die Künstlerin überwältigender, von Herzen kommender Applaus legte Zeugnis ab von der Güte des Solokonzerts, und allein die Tatsache, dass das Vorspielen Zugaben-mäßig in die Verlängerung ging, war Beleg dafür, dass bei der Darbietung der jungen Hamburgerin kaum jemand im Saal an lästiges Vorprogramm denken durfte.
Überlassen wir der Künstlerin das Fazit in ihren eigenen unverblümten Worten: „Meine Fresse!“ ;-)
(*****)

Lùisa / Homepage

Nachdem solistisch an dem Abend mächtig vorgelegt wurde, kamen die Great Lake Swimmers aus Toronto/Kanada nicht umhin, noch einen draufzusetzen. Das Quintett, das in ihrer nordamerikanischen Heimat regelmäßig in mittelgroßen Hallen vor etwa 5000 Zuhörern spielt, fühlte sich auch in kleiner, intimerer Runde sichtlich wohl und beglückte die aufmerksamen Zuhörer mit ihrer Spielart des Sixties-Folk, der hinsichtlich der mystischen Songtexte die Naturverbundenheit ihres Sängers/Gitarristen Tony Dekker widerspiegelt, der Sänger und Kopf der Band benannte die Band zu Ehren der Marathon-Schwimmer, die ihre sportlichen Höchstleistungen beim Durchpflügen der kanadischen Great Lakes vollbringen.
Die tief ins Herz gehende, fragile, gefangennehmende Akustikmusik der Combo und der gefühlvolle Gesang Dekkers wurde um Elemente aus dem Irish Folk ergänzt durch das wunderbare Spiel der Geigerin Miranda Mulholland, die nicht nur optisch Assoziationen an die grüne Insel weckte.
Diese mitunter unfassbar schönen, nicht durch Worte zu beschreibenden Momente in der Musik zauberten die Great Lake Swimmers langanhaltend und vermehrt in den stimmungsvoll beleuchteten Saal, dessen Illumination ihr Übriges zum Rundum-Wohlgefühl an diesem Konzertabend beitrug. Die Band, die mit ihrer letzten Veröffentlichung ‚A Forest Of Arms‘ (Nettwerk, 2015) in einigen Songs nicht zur Gänze überzeugen konnte, zeigt sich in der Live-Präsentation ihres melancholischen Songmaterials ganz auf der Höhe, auch auf Konserve weniger anrührende Songs entfalteten im konzertanten Vortrag eine ungeahnte Pracht.
Den grandiosen Abend beschlossen die Kanadier in Reminiszenz an ihren großen Landsmann mit einer ehrfürchtigen Version des Leonard-Cohen-Klassikers „Hey, That’s No Way To Say Goodbye“ vom 1967er-Folk-Meilenstein ‚Songs Of Leonard Cohen‘ (Columbia), und allerspätestens zu dem Zeitpunkt dürften beim beseelt-glücklichen Publikum keine Wünsche mehr unbefriedigt geblieben sein. Ganz ganz großes Gefühls-Kino!
(******)

Great Lake Swimmers / Homepage

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6 Kommentare

    1. Immer gerne. Mit Lúisa habt Ihr wirklich ein Ausnahmetalent am Start in der Hansestadt, gut pflegen und unterstützen, würde ich sagen ;-)
      Swimmers: ja, ärgerlich, wenn die guten Bands dann nur an ausgewählten Orten spielen. Dafür haben wir dann im Dezember bei Robert Forster das Nachsehen. Und ein Kumpel hat mir gestern gesteckt, dass Lucinda Williams im Januar nach Deutschland kommt – für ein einziges Konzert in Berlin. Er fährt hin, ich wohl nicht :-(((
      Aber langweilig wird’s Gott sei Dank trotzdem nicht…. ;-))
      Viele Grüße,
      Gerhard

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      1. Ja, sehr. Bezüglich Great Lake Swimmers / Hamburg war doch was, am 25.9. bei einem Instore-Konzert im Saturn, 15.00 Uhr, da muss man aber wahrscheinlich auch erst mal draufkommen… Das sind so Termine, die hätte ich sicher auch übersehen.
        Viele Grüße,
        Gerhard

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      2. Versteh ich gut, da muss man Prioritäten setzen. Sowas wie ein Nachmittagskonzert beim Saturn hätte ich höchstwahrscheinlich auch verpennt.
        Viele Grüße,
        Gerhard

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