Die japanischen Postrock-Heroen von Mono, eingeklemmt zwischen zwei Vertretern des Post-/Alternative-/Sonstwas-Metal, man durfte gespannt sein…
Die Eröffnung des intensiven Abends gehörte der seit 2000 bestehenden, ursprünglich aus Berlin stammenden Post-Metal-Band The Ocean, die inzwischen in der französisch-sprachigen Schweiz beheimatet ist, wer mit schneidenden Heavy-Gitarren, düsterer Dark-Wave-Grundstimmung und notorischem Gebrüll anstelle irgendeiner Art von Gesang glücklich wird, war bei dem Septett bestens aufgehoben, alle anderen eher nicht, die mussten sich an die klassischen Einschübe der Cellistin Dalaï Theofilopoulou halten, die nicht nur musikalisch eine gute Figur machte und dem Einheitsbrei zumindest über diese Schiene eine individuelle Note verlieh. Aber irgendwas wird schon dran sein an der Combo, immerhin durften sie vor kurzem zusammen mit Mono die Split-EP ‚Transcendental‘ (2015, Pelagic Records) einspielen…
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Den Hörgenuss steigerten dann Japans Postrock-Götter bereits mit der Auswahl der Pausenmusik, das wartende Volk durfte sich an den Klängen der bahnbrechenden 3. Sinfonie von Henryk Górecki erfreuen, ehe das hochverehrte Quartett die Halle mit ihren energetischen Instrumental-Ausbrüchen beglückte.
„Ein altes Sprichwort lautet: ‚Denke scharf nach und entscheide innerhalb von sieben Atemzügen‘. Fürst Takanobu kommentierte einmal: ‚Langes Überlegen stumpft den scharfen Rand einer Entscheidung ab.‘ Fürst Naoshige wurde so vernommen: ‚In sieben von zehn Fällen stellen sich die Dinge, die zögerlich ausgeführt wurden, als falsch heraus. Von einem Samurai wird schnelles Handeln erwartet bei allem, was er in Angriff nimmt.‘
Ein verwirrter Geist führt zu keiner klaren Entscheidung. Ein Mann ohne nagende Zweifel, von frischem und hohem Geist, kann innerhalb von sieben Atemzügen zu einer Entscheidung kommen. Geistesgegenwärtig muss man entschlossen eine Entscheidung treffen“, schrieb im Japan des 17. Jahrhundert der ehemalige Samurai und spätere Zen-Mönch Tsunetomo Yamamoto in seinem berühmten Werk ‚Hagakure‘, im Sinne des philosophisch beschlagenen Vorfahren fackelte die Band ob des begrenzten Zeitrahmens nicht lange und kam druckvoll und ohne große Umschweife zur Sache bei ihren instrumentalen Intensiv-Exerzitien, im Gegensatz zum letztjährigen Auftritt im Feierwerk, bei dem die Band längere Anläufe zum Aufbauen der Sound-Wand nahm, war der entschleunigte Postrock am vergangenen Mittwoch die Seltenheit, lediglich „Ashes In The Snow“ erfuhr die gebührend-getragene Aufführung, ansonsten dominierte eindeutig der Sonic-Youth-/My-Bloddy-Valentine-Einfluss gegenüber der Górecki/Morricone-Prägung der Band, zur Untermauerung des Ausnahmestatus der Japaner reichten die heftigen 70 Minuten wieder allemal, die am Postrock-Gipfel allenfalls noch von Formationen wie den schottischen Mogwai oder Godspeed You! Black Emperor aus Montreal begleitet werden.
Setlist: Recoil, Ignite / Death In Reverse / Kanata / Halcyon (Beautiful Days) / Ashes In The Snow / Requiem From Hell
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Das aus einem Land, in dem Bücher mit Titeln wie ‚Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen‘ geschrieben werden, eine Heulboje wie Björk als Superstar gilt und Vulkane mit seltsamen Namen wie Eierfeilerjükül oder so ähnlich beheimatet sind, plötzlich vier schräge Vögel auf der Bühne stehen, die laut Wikipedia früher „Viking Metal“ (was es alles gibt) praktizierten, mag nicht weiter überraschen, dass die Herren Aðalbjörn „Addi“ Tryggvason, Sæþór Maríus „Pjúddi“ Sæþórsson und Svavar „Svabbi“ Austmann von Sólstafir aus Reykjavík plus Tour-Drummer mit ihrem „Atmospheric Icelandic Rock And Roll“ und ihrer flotten Bühnenshow dann schnell zu gefallen wussten, dann schon etwas mehr.
In Punkto Metal ist im aktuellen Sound der Isländer wenig zu vernehmen, die druckvollen Rock-Hymnen der Mannen „from the Land of Ice and Snow“ erinnerten angenehmst an Stooges- und psychedelische Roky-Erikson-Einflüsse, in den längeren Instrumental-Passagen waren verstärkt Postrock-Reminiszenzen präsent, wiederholt hat mich der Sound auch an die schwedische Band The Leather Nun um den Sänger Jonas Almqvist und ihre 80er-Indie-Industrial-Psychedelic-Hits wie „Prime Mover“ oder „I Can Smell Your Thoughts“ erinnert, aber da hab ich bei den Kollegen nur Schulterzucken geerntet – die muss doch noch wer kennen, gibt’s doch nicht…
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the artwork for this video reminds me just a bit of something „It’s a Beautiful Day“ may have approved. Obviously not the sound….
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Oh yeah, know what you mean… ;-))
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fond memories
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also ich mag den ocean schreihals. zumindest der, der auf dem fantastischen precambrian gewütet hat. soll ja mittlerweile wieder ein anderer sein.
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Ja, was ich so gelesen habe, wechseln die die Musiker aus wie andere die Unterhosen… ;-))
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hätte dich begleiten sollen…
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Wär nett gewesen… ;-)))
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