Reingehört (99)

reingehoert_99

Peter Case – Hwy 62 (2015, Rykodisc)
Der amerikanische Songwriter Peter Case macht auf seinem neuen Album das, was er seit 30 Jahren am Besten kann: Geschichten erzählen und gehaltvollen, getragenen Country-Folk spielen, gerne auch mal gewürzt mit etwas Blues und schmissigerem Rock and Roll, wie man es von früheren Veröffentlichungen des Manns aus Buffalo/NY kennt und schätzt.
Der Großteil des dargebotenen Liedguts erreicht die Qualität früherer Glanztaten wie des selbstbenamsten 1986er-Debüts (Geffen Records) mit der wunderbaren Aussteiger-Hymne „Walk In The Woods“ oder den Vanguard-Folk-Bringern ‚Sings Like Hell‘ (1993) und ‚Full Service No Waiting‘ (1998).
Musikalisch liegt der Schwerpunkt auf der akustischen Gitarre, inhaltlich setzt sich der Barde mit der aktuellen US-amerikanischen Realität auseinander, mit Themen wie Strafvollzug, Kampf gegen die Windmühlen der Justiz und die ungleichen Einkommensverhältnisse, Peter Case gibt sich einmal mehr als zorniger Protestsänger im besten Sinn.
Bei der Besetzung der Studiomusiker wurde auch nicht gekleckert, unter anderem hören wir den Songwriter-Kollegen Ben Harper an Lead- und Slide-Gitarre.
Beim Fremdmaterial kommt Bob der Meister mit „Long Time Gone“ zu Ehren.
Nachdem das letzte Case-Werk ‚Wig!‘ (Yep Roc) auch schon wieder 5 Jahre auf dem Buckel hat, darf man wohl von einem gelungenen Comeback sprechen.
(**** ½)

HeCTA – The Diet (2015, City Slang)
Melodisch-tanzbarer Elektro-Groove und feiner Club-Ambient-Sound, House und Maschinen-Experimentelles, im Gesang angenehmst an Lambchop erinnernd, und das nimmt nicht weiter wunder, handelt es sich bei HeCTA doch um ein Seitenprojekt vom Kurtl und seinen Kumpels Scott Martin, Ryan Norris und Rodrigo Avendano sowie der wie immer geschätzten Cortney Tidwell, die mit ihrem Seitenprojekt HeCTA freudig-erregt/pulsierend für großen Hörspass sorgen.
“One of the things that I’ve noticed about a lot of dance music in general is that there really wasn’t a lot of humor going on there” sprach Meister Wagner in der LA Times und hat umgehend für Abhilfe gesorgt.
(**** ½ – *****)

Soldiers Of Fortune – Early Risers (2015, Mexican Summer / Alive)
Wer auf 70er-Jahre-Heavy-Rock inklusive ausladender Gitarren-Soli steht, liegt bei diesem wilden Mix aus Zeppelin-Bastarden, End-60er-Psychedelic und Slade-artigem Boogie-Rock goldrichtig.
Hinter dem Projekt versteckt sich nach Worten der Protagonisten eine „Anti-Band“, größtenteils bestehend aus Mitgliedern der New Yorker Experimental-Rock-Combo Oneida, Matt Sweeney von der Jersey-Combo Chavez mischt auch mit, dem interessierten Publikum dürfte er durch seine gelungene ‚Superwolf‘-Zusammenarbeit mit Bonnie ‚Prince‘ Billy aus dem Jahr 2005 (Drag City) bekannt sein, zwecks Gastgesang geben sich bei den Soldiers Of Fortune diverse Indie-Größen das Mikro in die Hand, Stephen Malkmus von Pavement und Cass McCombs zählen zu den prominentesten.
Für launige Biker-Träume in Kombi mit einem frischen Bierchen reicht das allemal.
(****)

You Am I – Porridge & Hotsauce (2015, Inertia)
Indie-Rock von einer Band aus Sydney/Australien, die – obwohl „erst“ seit 1989 aktiv – hier einer weiteren musikalischen Spielart der 70er Jahre frönt. Kommen die wieder, die Seventies? Und warum drängt sich bei der Beschäftigung mit der Scheibe permanent der Cheap-Trick-Vergleich auf? Ja, warum wohl… ?
Zur Ehrenrettung sei angemerkt: Sänger/Gitarrist Tim Rogers hat 2006 zusammen mit Beasts-Of-Bourbon-/Dark-Horses-/The-Cruel-Sea-/The-Butcher-Shop-Vorzeige-Crooner Tex Perkins das absolut brauchbare Projekt T’N’T (Liberation Music) auf die Beine gestellt.
(***)

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