Reingehört (100)

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Mogwai – Central Belters (2015, Rock Action)
Post-Rock I: 20-jähriges Dienstjubiläum, und das Christfest steht auch vor der Tür, alles gute Gründe, zur Feier eine 3er-CD-/6er-Yinyl-Werkschau auf den Markt zu schmeißen, und es gibt ja tatsächlich auch nichts zu knurren bei dem repräsentativen Paket, das die schottischen Instrumental-Post-Rock-Götter von Mogwai da geschnürt haben.
Das Quintett, das sich 1995 in Glasgow um den Gitarristen Stuart Braithwaite formierte, lässt in der Karriere-umfassenden Retrospektive keine Wünsche offen, Repräsentatives von der ersten ‚Mogwai Young Team‘-Scheibe von 1997 bis zum letzten Release ‚Rave Tapes‘ von 2014 findet sich zuhauf auf dem Sampler, all die Klassiker, die auch konzertant wiederholte Male für Entzücken sorgten, „Mogwai Fear Satan“, „2 Rights Make 1 Wrong“, „Hunted By A Freak“, „I’m Jim Morrison, I’m Dead“, daneben eine ganze Ladung Single-Tracks wie „Helicon 1“, „Hasenheide“ und „My Father My King“ in seiner 20-minütigen Pracht.
Die Soundtracks zu ‚Les Revenants‘ und zur ‚Zidane‘-Doku werden zitiert und das eher rare EP-Zeug wie „Devil Rides“ unter Beteiligung von Psychedelic-Meister Roky Erickson, „Teenage Exorcists“ von der ‚Music Industry 3. Fitness Industry 1‘-EP oder „Stanley Kubrick“ kommt auch nicht zu kurz.
Eine mustergültiges Mogwai-Rundum-glücklich-Paket, wie es sich der Fan der Schotten wünschen würde, hätte er das Zeug nicht eh schon daheim parat im Plattenschrank stehen. Insofern: gelungenes Starter-Set zur dringend angeratenen Einverleibung im Nachgang für Novizen.
(*****)

Mogwai live in Manhattan und Brooklyn bei nyctaper.com.

Caspian – Dust And Disquiet (2015, Big Scary Monsters)
Post-Rock II: Der vierte Longplayer der Combo aus Beverly/Massachusetts führt den Weg fort, den sie mit dem Vorgänger-Album ‚Waking Season‘ (2012, Triple Crown Records) beschritten: Fort vom Post-Metal und der hochenergetischen Gangart früher Tage, hin zu komplexeren Songstrukturen und zu einer heterogeneren Soundlandschaften-Vielfalt, großartige Melodien werden nicht mehr zwingend mit geschliffener Härte gepaart, wie man es von den Frühwerken der Band oder dem ‚Live At Old South Church‘-Konzertmitschnitt (2012, Make My Day Records) kennt. Dunkle Ambient-Töne und orchestraler Folk (!) runden diesen Soundtrack für den Herbst ab, die Band mag alte Fans ratlos zurücklassen, wohl aber neue Hörer hinzugewinnen. „Echo And Abyss“ ist mit Gesang versehen und dies dürfte das stärkste Indiz für den musikalischen Wandel der Band sein.
(****)

Caspian konzertant legal gebootlegt bei nyctaper.com.

Maserati – Rehumanizer (2015, Temporary Residence)
Post-Rock III: Die Band aus Athens/Georgia pflegt auf dem neuen Album erneut die dynamisch-rhytmusgetriebene Mixtur aus Kraut- und Space-Rock, Psychedelic-Post-Rock und einem jederzeit mitschwingendem Gespür für Science-Fiction-Film-Soundtracks, energische und hypnotisch-trancehafte Elemente halten sich gekonnt die Waage, obwohl der ein oder andere Vocoder-/Sequenzer-Elektronik-Schnickschnack zum Einsatz kommt, bleibt die scheppernd-schneidende Gitarre das tragende Instrument für den Klangkosmos des Quartetts. Auch hier kommen Gesangsparts zum Einsatz und es stellt sich die bange Frage: Wird das Ende der Post-Rock-Welt, wie wir sie kennen, eingeläutet – oder stößt das Genre schlichtweg an seine musikalischen Grenzen?
(*** ½ – ****)

Maserati Live & Legal bei southernshelter.com und nyctaper.com.

Telephony – Mayday (2015, Brandit Music)
Post-Rock IV: Schöner melodischer Shoegazer-Instrumental-Rock aus Portugal, der sich auch sinfonischer Elemente im Sinne der Neoklassik bedient und so eine Ambient-artige Wohlklang-Soundlandschaft für Hörer entstehen lässt, die im Gesang-freien Genre auch die ruhigeren, meditativen, Piano-dominierten Klangfarben schätzen können. Mit etwas mehr zupackender Wucht und der ein oder anderen sich aufbauenden Gitarren-Wand kann daraus Großes entstehen.
(*** ½ – ****)

Telephony / Bandcamp

5 Kommentare

  1. Mogwai! Danke fürs Erinnern – die hör ich jetzt mal wieder an. Wollte ich immer mal live sehen, hat nie geklappt. Hmmm, ich hab immer eine besondere Schwäche für schottische Bands … :)

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