Tedeschi Trucks Band + Henrik Freischlader Trio @ Circus Krone, München, 2015-11-11

Pünktlichst um 20.00 Uhr gingen im altehrwürdigen Münchner Krone-Bau die Lichter aus, und bevor die Jacksonville-Blues-Bigband den Saal groovte, spielte das Henrik Freischlader Trio das gut gefüllte Circus-Rund in Stimmung. Gitarren- und Gesangsstil des Kölners Wuppertalers Freischlader sind unüberhörbar an Größen wie Stevie Ray Vaughan, Hendrix, Buddy Guy oder Chris Whitley geschult und damit war das Bluesrock-Trio an dem Abend selbstredend am richtigen Ort, mit handwerklich gut gemachtem, Stromgitarren-dominiertem Versatz aus Blues und Soul und einer präzise-virtuos arbeitenden Rhythmus-Sektion stieß die Band beim Publikum auf offene Ohren und erntete den verdienten Applaus.
Der mit Joe Bonamassa befreundete Henrik Freischlader und seine Mitmusiker haben seit 2006 bereits neun Alben veröffentlicht, das Repertoire des Mittwochabends bestand hauptsächlich aus dem im nächsten Jahr erscheinenden neuen Tonträger.
(****)

circus krone - henrik freischlader trio 2015-11-11

Der Blues und Soul wirkte bei Freischlader und seinen beiden Begleitern reduziert und auf das Wesentliche konzentriert, ganz anders verhält es sich bei Konzerten der Tedeschi Trucks Band, die mit 12-köpfiger Besetzung antrat und ein dementsprechend wuchtig-opulentes Soundspektrum bei der Aufführung ihrer Blues-, Soul-, Jazz- und R&B-Mixturen präsentierte.
Susan Tedeschi glänzte vor allem wie erwartet in ihrer Rolle als kraftvolle Soul-Sängerin, und ihr Gatte Derek Trucks ist aufgrund seiner imposanten Vita als ehemaliger Gitarrist der legendären Allman Brothers Band, Chef seiner eigenen Combo und aufgrund der Begebenheit, dass er bereits als Dreizehnjähriger als Mitmusikant bei Blueslegende Buddy Guy akzeptiert wurde, sowieso über jeden Zweifel erhaben. Orgel, Bass, zwei Schlagzeuger und jeweils drei Bläser bzw. Background-Sänger rahmten Gesang und Gitarrenspiel des Ehepaars in einem prallen Soundgebilde ein, dass dem ein oder anderen Zuhörer an manchen Stellen des Guten ein Zuviel an Klangeindrücken war, wiederholt wurden Rufe laut, Trucks solle in kleiner Besetzung oder Solo vortragen.
Tatsächlich erschien der Herrgott immer dann im Saal, wenn der Weltklasse-Gitarrist zu seinen grandiosen Soli ansetzen konnte, vergleichbare technische Brillanz und ein unverwechselbares, beseeltes Spiel habe ich bisher konzertant in der Güte nur beim kalifornischen Gitarren-Guru David Lindley erleben dürfen, wiederholte Male zelebrierte Trucks nahezu meditativ-transzendente Gitarrenläufe, die in ihrer Virtuosität und ihrer Klang-Reinheit vermehrt an Ragas des indischen Sitar-Meisters Ravi Shankar gemahnten.
Man täte dem Bigband-Ensemble allerdings unrecht, würde man ihre Leistungen kleinreden, Perlen wie „Midnight In Harlem“, „Made Up Mind“ oder die in der Zugabe präsentierte, einzig wahre „With A Little Help From My Friends“-Interpretation im Stil der Joe-Cocker-Version hinterließen in der Full-Band-Fassung einen glänzenden Eindruck, allerdings wurde der Box-Tops-Klassiker „The Letter“ hinsichtlich Opulenz und Arrangement tatsächlich überreizt, wenn ein Werk aus Alex Chilton’s Standard-Programm nicht mehr zündet, dann hackt’s tatsächlich…
Zum Ende des Sets fand das Begehr der Nörgler Gehör, Chor und Gebläse verschwanden von der Bühne und die Band offenbarte in der reduzierten, Gitarren-dominierten Inkarnation Improvisations-Qualitäten von nahezu Grateful-Dead-artigem Ausmaß.
Nach vollen zwei Stunden war mit dem bereits erwähnten „Mad Dogs And Englishman“/Cocker-Zitat die Messe gelesen und mit dem Woodstock-Klassiker des rumfuchtelnden („spasmodic body movement“) Blues-Kreischers aus Sheffield sollte der Abend auch für die kritischen Geister ein versöhnliches Ende genommen haben.
(**** 1/2 – *****)

5 Kommentare

  1. Eine kurze Anmerkung: Henrik Freischlader stammt nicht aus Köln.
    Henrik Freischlader kommt aus meiner Nachbarstadt Wuppertal. Ich erinnere mich noch sehr, sehr gern an seine Konzerte, die stattfanden, als er noch nicht so bekannt war – als er noch sozusagen als Geheimtip gehandelt wurde.
    LG von Rosie8n

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    1. Danke, Rosie, für Deine Anmerkung, da bin ich dann wohl einer Fehlinformation aufgesessen, ich korrigiere das gleich.
      Kann mir schon vorstellen, dass das in kleinerem Rahmen gut rüberkam. Ist ein sehr guter Gitarrist,
      viele Grüße,
      Gerhard

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