The Mekons & Robbie Fulks – Jura (2015, Bloodshot)
Die Kollaboration zwischen dem amerikanischen Alternative-Country-Musiker Robbie Fulks und der nordenglischen Punk-Folk-Institution Mekons nahm ihren Lauf bei einer gemeinsamen Tour 2014, beim selben Label ist man auch untergebracht, da drängte sich ein Kooperations-Tonträger förmlich auf. Vom Punk der 70er Jahre ist bei der englischen Polit-Combo sowieso seit Jahrzehnten kaum mehr übrig als die Geisteshaltung, spätestens seit dem 1987er-Meisterwerk ‚Honky Tonkin“ (Sin Record Company) ist der Folk- und Country-Einfluss unüberhörbar, und so harmoniert die Zusammenarbeit hinsichtlich folkloristischer Balladen und beherztem Folk-Blues mit dem US-Country-/Bluegrass-Experten ganz wunderbar.
Eingespielt in 3 Tagen auf der schottischen Innere-Hebriden-Insel (“more sheep than people”), die der Platte den Titel gab, auf rein akustischer Basis mit Fidel, Banjo, Akkordeon, Wandergitarre vorgetragen. 11 unverfälschte Nummern über Mord, Totschlag und die Seefahrt, die auch den Pogues zu ihren besten Zeiten zur Ehre gereicht hätten. Allzu oft haben sich die Mekons in den letzten 15 Jahren nicht vernehmen lassen, aber wenn, dann war’s immer ein Fest.
(**** ½)
Wreckless Eric – amERICa (2015, Fire Records)
Eric Goulden, der „Donovan Of Trash“ aus Newhaven/East Sussex/UK hatte bereits 1977 mit der Stiff-Single „(I’d Go The) Whole Wide World“ seinen größten Erfolg, er denkt nach wie vor nicht an Rente und macht unbeirrbar weiter mit seinen charmanten, psychedelisch angehauchten Garagen-Pop-Punk-Kleinoden. 2011 ist er mit seiner Mitmusikantin und Ehegattin Amy Rigby in deren US-amerikanische Heimat übergesiedelt, dieser Umstand dürfte den Titel des ersten neuen Wreckless-Eric-Solo-Albums seit über einer Dekade erklären. Kauzig-verschroben wie eh und je und das ist auch gut so. Irgendwer muss ja die Syd-Barrett-/Nikki-Sudden-/Dan-Treacy-Fahne hochhalten.
(****)
The Revolutionary Army Of The Infant Jesus – Beauty Will Save The World (2015, Occulation)
Seit über 20 Jahren das erste neue Album des rätselhaften Multimedia-Projekts aus Liverpool. Die Band startete 1985 ihre Film-/Performance-/Musik-Aktivitäten und wollte nach eigenen Aussagen nie die mystisch-obskure Aura erzeugen, die ihnen seit vielen Jahren anhaftet, durch mangelndes Interesse an Promotion und Verweigerung gegenüber den Marktmechanismen des Pop-Business hat sie indes genau diese Reputation maßgebend mitbefeuert.
Unter einem Dostojewski-Zitat nun 10 neue Wunderwerke im Bereich Trance-artiger Experimental-Folk, bereichert durch mystische Choräle, bizarr-melodisches Elektronik-Sampling und in den kontemplativen Momenten an die sphärischen Passagen/Phasen/Artefakte der britischen Experimental-Bands Psychic TV, Coil, Current 93 und Death In June gemahnend.
Ätherische Schönheit, schillernd-exzellente Soundlandschaften, in der Form und von der Band nicht mehr erwartet. Dickes Überraschungs-Ei zum Jahresende, sort of…
(**** ½ – *****)
drei durchaus interessante releases. ich weiß nur nicht, ob dafür 2015 noch reicht. derzeit beschäftige ich mich mit einer top 100. die muss noch mal, zumindest in teilen, gegengehört und in reihe gebracht werden. aber stets dankbar für Ihre anregungen: Ihr ergebenster leser.
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Ja, kenn ich, es gäbe noch so viele Platten zu besprechen und das Jahr neigt sich gnadenlos dem Ende zu. Top 100 werden es bei mir wohl nicht, aber die subjektiv wichtigsten ca. 20 Tonträger verlangen auch noch mal nach einer Jahresend-Revue. Und dann sind da noch die Konzerte…
Danke für Dein Feedback, Eike.
viele Grüße,
Gerhard
p.s. seit wann siezen wir uns ?? ;-)
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ach, manchmal gebietet das der respekt vor der leistung. ;-)
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Na, dann müsste ich Dich in Zukunft ja auch siezen !! ;-)) Wollen wir nicht lieber beim vertrauten „Du“ bleiben ??
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Lieber Gerhard,
von Wreckless Eric hatte ich seit Jahren nichts mehr gehört. Kauzig und verschroben trifft es gut. Die beiden anderen Bands kannte ich nicht. Bloggen bildet und das ist gut so. Die Mekons gefallen mir gut. Allein der Name „The Revolutionary Army Of The Infant Jesus“ macht mich neugierig. Die gebe ich mir später.
Liebe Grüße und Dir einen schönen und entspannten Konzertabend,
Stefan
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Lieber Stefan, Wreckless Eric war vor kurzem hier in München und hat in einem kleinen Plattenladen gespielt, hätte ich gerne gesehen, aber an dem Abend war das Susan Tedeschi/Derek Trucks-Konzert. Ich hab eine uralte Liveplatte von ihm, die lustigerweise auch in einem Plattenladen in Paris aufgenommen wurde. Die Mekons sind schon seit den 70ern unterwegs, ich hab sie auch schon ein paar Mal live gesehen. Vor allem ihre ‚Honky Tonkin‘-Scheibe aus den 80ern kann ich schwer empfehlen, ich denke, die muss ich mal separat besprechen. Bandchef Jon Langford ist nebenher ein interessanter Maler, macht auch Solosachen und mit den Waco Brothers ein gut anzuhörendes Country-Projekt. Sängerin Sally Timms hat nebenher auch schon einige gute Solo-Scheiben veröffentlicht.Bei nyctaper gibt es einige feine Konzert-Aufzeichnungen von den Mekons und Jon Langford solo:
http://www.nyctaper.com/?s=mekons
Liebe Grüße,
Gerhard
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Lieber Gerhard,
vielen Dank für die Informationen und Kompliment. Mehr muss man nicht wissen. Ich glaube., ich sollte öfters auf die Seite von nyctaper gehen.
Liebe Grüße und einen guten Start morgen,
Stefan
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Lieber Stefan, immer gerne. Ja, dort lohnt ein Blick hin und wieder. Oft zeichnen sie auch kleine Konzerte von lokalen Bands auf, die noch nicht so bekannt sind, da sind immer wieder interessante Sachen dabei.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Gerhard
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