Gerner Zipfeklatscher @ KAP37, München, 2016-01-21

„Frühkindlich geprägt von der elterlichen Volksmusik, sozialisiert in der 80ern in der Münchner Punk/Hardcoreszene, bleiben die Gerner Zipfeklatscher den heiligen drei Akkorden treu und spielen seit einigen Jahren deftige Wirtshausmusik. Traditionell und hausgebraut, gewürzt mit Covers aus der Punkära, am liebsten in Wirts- und Cafehäusern, akustisch, unverstärkt und immer gemäß dem Motto: Durst ist schlimmer als Heimweh.“

So habe ich vor kurzem in der Konzertjahres-Endabrechnung über das KAP37-Konzert der Gerner Zipfeklatscher im vergangenen Jahr verlauten lassen: „Unsere hiesigen most beloved Wirtshausmusikanten haben im KAP37 gezeigt, was alles geht, wenn das Publikum bei der Sache ist, einen Spaß versteht und schön mitsingt.“
Gilt uneingeschränkt auch für den Auftritt der Unplugged-Combo in diesem Jahr, die Intensität, den beherzten Vortrag, die Gaudi und den Enthusiasmus des Publikums nochmal um eine Umdrehung nach oben geschraubt, der kleine, feine Veranstaltungs-Raum der „Nachbarschaftshilfe Westermühlbach“ scheint sich langsam zur Hochburg für das Wirtshausmusikanten-Quintett zu entwickeln, großartig waren sie ja immer, die Zipfeklatscher, hier laufen sie zu Hochform auf, auch mit dem neuem Gitarristen Schnitzl, der Ebi hat nach eigenen Worten „keine Lust mehr auf den Volksmusik-Scheiß“ ;-). Bayrisch-direkt auf den Punkt gebracht, wie der T-Shirt-Aufdruck vom Basser Rick zum Motto des Abends, Sex and Drugs and Volksmusik – das Subversiv-anrüchige drängt an die Oberfläche in den traditionellen Volksliedern aus dem bayerisch-österreichischen und den Schrammel-Bearbeitungen diversen Indie-Liedguts aus dem angelsächsischen Sprachraum. Die Anmoderation ist mittlerweile Kabarett-reif, hinsichtlich Beherrschung des Instrumentariums und Interpretation des überlieferten Liedguts sind die Gerner ohnehin über jeden Zweifel erhaben.
Ein Abend, an dem deutlich wird: Im musikalischen Underground unseres Volksstammes steckt so viel Freiheitsliebe und Anarchie, man fragt sich in dem Zusammenhang, wie es sein kann, dass unser schönes Bayern-Land seit Jahrzehnten ununterbrochen von dieser speziellen, Spaß-befreiten Partei regiert wird…
Wie im Vorjahr glänzte Harfinistin Dorothea nach offiziellem Konzertende in trauter Runde für die noch Dagebliebenen als kritische Bänkelsängerin mit eigenkomponiertem Liedgut, Gitarrist Suppi haute auch noch einen raus, die Berliner Freundin der Band lieferte mit dem „Jemseneier-Lied“ und dem Chanson über die „unanständ’ge Lust“ vom Emil den musikalischen Beweis, dass wir hinsichtlich Liberalitas Bavariae selbstredend auch solches – zugegebenermaßen sehr gutes – Preißn-Zeug tolerieren, und zum endgültigen Finale verdeutlichte das Trio Dorothea/Suppi/Klaus mit einem um eigene Text-Passagen ergänzten „Weiß wie Schnee“, wie gut der Wolfgang Ambros früher doch war…
Once again @ KAP37: Gänsehaut-Feeling durch ganz große Wirtshausmusiziererei! Der Kraudn-Sepp wäre stolz auf Euch.
Sakrament, freu ich mich schon wieder auf den nächsten Zipfeklatscher-Abend, wenn der Suppi die Anweisung zum Auftakt des Abends an den Akkordeon-Virtuosen raushaut: „Auf geht’s Klausi, ziag auf…!“
(***** – ***** ½)

Very special Thänx an Christian Solleder und seine KAP37-Crew für die Veranstaltung der ‚SchaufensterKonzerte‘, mit dem Soloauftritt von Antun Opic steht am 25. Februar bereits das nächste Highlight der Reihe an.

„…wo’s beten is dem Gott doch wurscht,
ob in der Kirch oder Moschee,
die Wahrheit is so weiß wie Schnee“

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