Wilhelm-Hoegner-Preisverleihung @ Bayerischer Landtag, München, 2016-02-28

Mit dem Wilhelm-Hoegner-Preis zeichnet die Landtags-Fraktion der bayerischen SPD jedes Jahr das Engagement für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität aus – in diesem Jahr erhalten ihn die Bürgerinnen und Bürger der Stadt München, mit der Auszeichnung soll das vorbildliche Verhalten der Stadtgesellschaft während des Flüchtlingsansturms im Sommer 2015 gewürdigt werden, wie SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher in seiner Festrede am vergangenen Sonntag bei der Preisverleihung im Bayerischen Landtag verkündete.

„Die herzliche Hilfe und spontane Unterstützung für Flüchtlinge haben München leuchten lassen. Die Münchner haben eindrucksvoll gezeigt, warum die bayerische Landeshauptstadt zu Recht den Titel Weltstadt mit Herz trägt. Dafür wollen wir mit der höchsten Auszeichnung, die die SPD-Fraktion zu vergeben hat, einfach Danke sagen“, betonte Rinderspacher.

In ihren Reden erinnerten Rinderspacher, Landesparteichef Florian Pronold und die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özoğuz an das Engagement des bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner für die im Zuge der Vertreibung nach Westen geflohenen Deutschen in Folge des zweiten Weltkriegs – auch Hoegner selbst musste 1933 als SPD-Reichstags-Abgeordneter vor den Nationalsozialisten mit Hilfe des Bergführers, Widerstandskämpfers und späteren Münchner SPD-Stadtrats Hans Fischer über das Karwendelgebirge nach Österreich und später weiter in die Schweiz ins Exil fliehen.

Oberbürgermeister Dieter Reiter, der den Preis im Maximilianeum stellvertretend für die Münchner Bürgerinnen und Bürger entgegennahm und sich für das Engagement bei seinen MünchnerInnen herzlich bedankte, merkte in einer fulminanten Rede an, dass in der bayerischen Landeshauptstadt kein Platz sei für Rassisten und Volksverhetzer aus dem rechten Lager, die Anti-Pegida-Demonstrationen hätten das in der Vergangenheit eindrucksvoll verdeutlicht. In München ist Integration in seinen Augen eine Selbstverständlichkeit und fester Bestandteil der Stadtgesellschaft, Reiter sagte hierzu einen bemerkenswerten Satz: „In der Münchner Bevölkerung haben 40% der Menschen einen Migrationshintergrund, 40% – das glaubt mir keiner, wenn ich es in Politiker-Kreisen erzähle. Es glaubt keiner, weil es keiner merkt.“ Reiter wehrte sich dagegen, dass das Wort „Willkommenskultur“ zum Unwort verkommt, die Hilfe im vergangenen Sommer war ein Gebot der Humanität und der Achtung vor den Hilfesuchenden, im selben Atemzug kritisierte er die mangelnde Unterstützung und die bürokratische Vorgehensweise der Bundesländer bei der Umverteilung scharf, nicht zuletzt das Handeln und die aktuelle Haltung der CSU-geführten bayerischen Landesregierung. In dem Zusammenhang mahnte er Konzepte von Bund und Ländern an, die Kommunen, Kirchen, Hilfsorganisationen und Freiwilligen-Verbände würden in der Sache hervorragende Arbeit leisten, müssten aber auf Dauer in Form von tragfähigen Konzepten von staatlicher Seite entlastet und vor allem unterstützt werden.

Nach Entgegennahme von Preis und standing ovations für seine beeindruckende Rede griff der auch in dieser Situation unaufgeregte Pragmatiker Reiter zum Abschluss der Feierstunde zur Gitarre und unterstützte den letzten Song „Mia san ned nur mia“ der bayerischen Mundart-Band Dreiviertelblut in ihrem ureigenen Bayern-/Balkan-Folk-Mix, welcher der Veranstaltung einen würdigen musikalischen Rahmen gab.

Der Wilhelm-Hoegner-Preis ist benannt nach dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner. Er war von 1945 bis 1946 und von 1954 bis 1957 Bayerischer Ministerpräsident. Der Sozialdemokrat gilt zudem als Vater der heutigen bayerischen Verfassung. Seit 1987 wird der Preis an Persönlichkeiten verliehen, die sich in besonderer Weise um den Erhalt und die Sicherung der Freiheits- und Bürgerrechte verdient gemacht haben.

Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderen Hans-Jochen Vogel, Hildegard Hamm-Brücher, Dieter Hildebrandt, Barbara Distel, Max Mannheimer, die Biermösl Blosn, Jörg Hube, Hubert Weinzierl, Heinrich Albertz, Carl Amery, Regine Hildebrandt, Klaus Kreuzeder und Heribert Prantl. Als Institutionen wurden der Deutsche Gewerkschaftsbund in Bayern, die „Weiße Rose Stiftung“, das „Bayerische Bündnis für Toleranz“, der Verein „Gegen Vergessen – für Demokratie“ sowie mehrere Obdachlosenzeitungen ausgezeichnet.

Herzlichen Dank an Christian Fischer für die Einladung.

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4 Kommentare

  1. toller bericht und klasse, dass du dir das nicht hast entgehen lassen. ehren und anerkennen ist genauso wichtig, wie das vorherige tun. es gehört hervorgehoben und soll als leuchtendes beispiel dienen.

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