Fly In The Ointment @ KAP37, München, 2016-03-17

An manchen Abenden ist einem das Glück einfach hold: nach einem beschwingten Abend-Spaziergang bei frühlingshaften Temperaturen (endlich!) im vollbesetzten KAP37 gelandet, das sich aufgrund des Besucherandrangs aufführte wie das alte X-Cess in der Jahnstraße (und wer den Laden noch kennt, weiß, wie sich ein überfüllter Schuppen anfühlt), wenn dann noch die vier hochtalentierten Münchner Musikanten von Fly In The Ointment den Laden rocken mit Schlagern, die die Welt schon immer brauchte, in einem stilsicheren Mix aus Garagen-Trash, schmutzigem Blues-Rock, flottem Ska und Rocksteady, dann weißt Du, dass an dem Abend die Sterne richtig gut stehen für Dich.
„Personal Jesus“ als ZZ-Top-Hard-Blues, „Tainted Love“ als Stray-Cats-Rockabilly-Nummer, „Rebel Yell“ im Surfpunk-Gewand oder „Light My Fire“ im verschärften „Message To You Rudy“-Ska-Beat (gleich zweimal hintereinander, weil’s der Band genau so viel Spaß gemacht hat wie dem zappelnden Publikum), die „Nice Boys“ im Australier-Hardrock-Klassiker von Rose Tattoo haben auch in dieser Nacht keinen Rock ’n‘ Roll gespielt, weil’s auch in dem Fall Ska war, „Gangsters“ von den Specials und „London Calling“ von Wie-hießen-die-noch-gleich in einer Form, wie man diese unverwüstlichen Klassiker halt spielen muss, „Jockey Full Of Bourbon“ in einem Tempo, bei dem der olle Tom Waits garantiert nicht mehr hinterherkommt und „Das Model“ im Rhythmus von Fugazi’s „Waiting Room“, da waren Interpretationen dabei, die hast Du in der Form und der Güte garantiert noch nicht gehört. Unkonventionell betrachtet kommt dem Prinzip des bayerischen „Zwiefachen“ mit einer Band wie dieser eine komplett neue Bedeutung zu.
Wenn allerdings kurz nach elf Uhr der Christian vom KAP37 das Time-Out-Zeichen gibt, weißt Du, dass jedes Glück so wie jedes SchaufensterKonzert endlich ist, auch wenn’s in der Form noch stundenlang so hätte weitergehen können…
(**** ½ – *****)

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