Reingehört (145)

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Richmond Fontaine – You Can’t Go Back If There’s Nothing To Go Back To (2016, Decor)
Zum ersten Mal vor ewigen Zeiten durch einen dieser sehr schön aufgemachten und vor allem sehr stimmig kompilierten ‚Luxury Liner‘-Sampler des Beverunger Glitterhouse-Labels auf die Band aufmerksam geworden, ist sie nach über 2 Dekaden nicht weniger als eine Institution im amerikanischen Alternative Country: Richmond Fontaine aus Portland/Oregon veröffentlichen mit dem vorliegenden Werk ihr erstes Album seit 2011, in der langen Band-Historie insgesamt der elfte Longplayer. Wer die ersten Solo-Arbeiten von Ryan Adams oder die Son-Volt-Perlen von ex-Uncle-Tupelo Jay Farrar schätzt, sollte der neuen Scheibe der Combo um Songwriter und Sänger Willy Vlautin unbedingt Gehör leihen, nur wenige Musiker beherrschen die Abbildung von tief ins Herz gehender Melancholie und schmerzhafter Schönheit in ihrer Musik derart meisterhaft abgeklärt wie Richmond Fontaine, die in den Songs erzählten, oft alltäglichen Dramen über gescheiterte Beziehungen, verpasste Chancen und die falschen Abzweigungen im Leben entfalten eine unglaubliche emotionale Wucht, obwohl die Band keinen Ton zuviel anschlägt und ihre Songwriting-Kleinode im Einsatz des Instrumentariums auf das Wesentliche reduziert.
Bereits 2003 stand mit ‚Post To Wire‘ (El Cortez) ein Meisterwerk des Americana-Genres an, mit dem aktuellen Wurf kommt das Quartett diesem Prädikat erneut sehr nahe, die 13 Songs präsentieren sich in einer allumfassend-gesamtheitlichen Perfektion, die in keinem Ton auch nur ansatzweise glatt produziert oder gar konturlos wirkt und hinsichtlich Tiefgang oft weit über die herkömmliche Alternative-Country-/Cosmic-American-Music-Stimmung hinausgeht.
Jenny Conlee von den Decemberists unterstützt an den Keyboards und Paul Brainard, der bereits in vergangenen Zeiten mit der Band zusammenarbeitete, brilliert unaufgeregt an der Pedal-Steel-Gitarre.
Willy Vlautin beschäftigt sich neben seinen musikalischen Aktivitäten mit Richmond Fontaine erfolgreich als Schriftsteller, seine bis dato vier auch in deutscher Übersetzung im Berlin-Verlag veröffentlichten Romane werden stilistisch/thematisch mit Werken von John Steinbeck und Raymond Carver verglichen, „The Motel Life“ wurde 2013 unter anderem mit Kris Kristofferson verfilmt, „Northline“ (2008) bezeichnete Washingtons Krimi-Schwergewicht und Steve-Wynn-Spezi George P. Pelecanos als „favorite book of the decade„, der muss es wissen, da erscheint ein Reinlesen dringend angezeigt.
(*****)

Richmond Fontaine – Satyricon, Portland/Oregon, 1999-10-01 @ bandcamp.com

9 Kommentare

      1. definitiv. eigentlich die beste. gitarrenschrammeln auf drogen ist auch ganz ok (früher royal trux resp. frusciante style).

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      2. Haha, da gibt es sicher auch ein paar gute Beispiele…. ;-))) Royal Trux waren natürlich dahingehend nicht die Schlechtesten ;-)) Spontan würden mir auch dazu gleich Spacemen 3 einfallen…

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