Mike & The Melvins – Three Men And A Baby (2016, Sub Pop)
Der Bassist und Sänger Mike Kunka machte ab 1998 eine ganze Weile Urlaub von seinem Noise-Rock-Duo godheadSilo, 1999 vertrieb er sich die Zeit mit seinen Kumpels von den Melvins in der damaligen Besetzung Osborne / Crover / Rutmanis und spielte mit ihnen das Material für ‚Three Men And A Baby‘ ein, 17 Jahre gammelte die Rohfassung in den Archiven, ehe sich die Beteiligten im letzten Jahr für den letzten Schliff am Gesamtwerk zusammenbequemten.
Das Quartett bietet Noise- und Sludge-Metal in seiner ganzen Pracht, Speed-Gitarren-Geschrubbe gibt sich mit trance-artigen Metal-Drones und Bass-lastigen, entfernt Soul-verwandtem Grunge der alten Big-Chief-Schule die Klinke in die Hand, und gegen Ende des Albums werden auch altgediente Melvins-Fans glücklich durch Verabreichung der ruhigstellenden, zähen und tempo-reduzierten Black-Sabbath-Härte.
11 Eigenkompositionen und „Annalisa“ als stumpf durchgeknüppelte Coverversion, im Original auf dem PiL-Debüt ‚Public Image: First Issue‘ (1978, Virgin) zu finden, John Lydon aka Johnny Rotten merkt in seiner vor kurzem bei Heyne erschienenen Autobiografie unter anderem folgendes zu dem Stück an: „‚Annalisa‘ handelt von einem jungen Mädchen aus irgendeinem Kaff in Deutschland, das sterben musste, weil die Eltern der katholischen Kirche erlaubten, an ihm einen Exorzismus durchzuführen. Das arme Mädchen wurde Opfer des bescheuerten Milieus, in dem es lebte – eine Kleinstadt voller Kleingeister. Denn wahrscheinlich war das einzige Problem die Pubertät und ihre normalen Begleiterscheinungen: Identitätssuche, Rebellion und natürlich das Entdecken der Sexualität.“
Schwerer Stoff, den man auch bei den Melvins in verantwortungsvollen Händen weiß und der zur düsteren Grundstimmung des Albums einen weiteren Aspekt hinzufügt.
(**** ½ – *****)