Muddy Roots Europe 2016 @ Oostkamp/Waardamme, Belgien, 2016-06-24

MUDDY ROOTS EUROPE Waardamme Oostkamp Belgium 2016 --- DSCF3921

Vergangenen Freitag um Vier Uhr Dreißig aus den Federn gesprungen, die Siebensachen gepackt und dann aufgemacht in Richtung Stadt Belgien zwecks Besuch des Muddy Roots Europe. Direkt am Cowboy Up Saloon in Waardamme, dem Headquarter des Festivals, unweit des Ortsteils Brügge, klaffte noch eine riesige Baulücke (überhaupt noch ziemlich viele in der Stadt Belgien, da geht noch was in Punkto Bauvorhaben für den Herrn Trump), es fand sich dann schnell ein lauschiges Plätzchen für die Zelte und dann ging’s auch gleich in die Vollen hinsichtlich 3 Tage Rundumglücklich-Paket in Sachen Bluegrass, Alternative Country, Blues-Punk und Erweckungspredigt beim europäischen Ableger des seit 2010 in Cookville/Tennessee stattfindenden US-Originals.
Das Festival in Belgien gibt es seit 2012, die Programmgestaltung inklusive Auswahl der MusikerInnen wird wie in den Staaten von Jason Galaz, dem Gründer der Konzertreihe und Chef von Muddy Roots Records, betreut.

Den Reigen eröffnete am Freitag die spanische Combo Moonshine Wagon, das Trio schrumpfte für ihren Muddy-Roots-Auftritt zum Duo, Goiatz Dutto und Joel Bruña sorgten mit ihrem als „Hellgrass“ betitelten Speed-Bluegrass für einen beschwingten Festival-Auftakt und gaben mit ihrer Spielart der Appalachen-Musik das zentrale musikalische Thema für die nächsten 3 Tage vor.

Heinrich XIII & The Devilgrass Pickers aus dem hessischen Wölfersheim nahmen den Faden auf und sorgten weiter für gute Laune mit ihrem Mix aus Alternative Country und Bluegrass – wie schreibt die Combo auf ihrer Homepage so treffend: „Wenn Du also bei Konzerten gerne tanzt, schreist, Bier verschüttest oder einfach nur etwas Gewicht verlieren willst, dann bist Du bei uns genau richtig!“

Schade, dass der für den Sound im Zelt zuständige Mensch beim Vortrag von Dana Sipos – und hier leider keineswegs zum letzten Mal – nicht Herr der Lage war, der Auftritt der Kanadierin hätte weitaus bessere technische Grundlagen und dadurch bedingt auch mehr Zuhörer-Zuspruch verdient, die filigranen, getragenen Folk- und Bluegrass-Nummern wussten sehr zu gefallen, die im Grundton ruhig-melancholischen Songs haben 2015 auch beim Canadian Folk Music Award Eindruck hinterlassen, die Kleinode wurden seinerzeit für ihren innovativen neuen Folk-Sound in der Kategorie „Pushing The Boundaries“ nominiert.
„Spending her formative years in the Canadian subarctic city of Yellowknife, Dana Sipos’ songwriting is infused with a sense of surrealism best influenced by the supernatural experiences of Canada’s high country. A true songsmith, Sipos creates nuanced songs that are hauntingly hopeful and captivatingly calm, yet filled with a wild wind.“

Keller-Gospel von der Dad Horse Experience, immer wieder gern genommen: Wanderprediger Dad Horse Ottn hat nach seiner England-Tour über den Ärmelkanal rübergemacht und auf der Rückreise in Richtung Bremer Heimat Zwischenstop nahe der belgischen Küste eingelegt, hier kennt und schätzt man ihn seit Jahren für seine Erweckungspredigten via DHE-Greatest-Hits vom Schlage „Moonshiner“ oder „Will I Be Someone“, und beim als Mitsingnummer angelegten Kirchenlied „Lord Must Fix My Soul“ musste an dem Ort vorab auch keine/r der Durchgestochenen eingewiesen werden, wann der „Turn The Shit Into Gold“-Einsatz zu kommen hat. Die Geschichten von den Tattoos auf der Seele machten hier selbstredend besonders Sinn, und so konnten wir uns an einem kurzen, gelungenen Auftritt und einem netten Plausch mit unserer liebsten One Man Band über den anstehenden Kiev-Stingl-Film und andere feine Themen am folgenden Vormittag im lauschigen Cowboy-Up-Garten erfreuen. Next Time @ Stilwirt or elsewhere, verlorene Seelen gibt es noch genug zu retten…

Brazilian Honky Tonk Powerhouse: Die Bretter der Bühne im Sturm nahm Mary Lee zusammen mit ihren B Side Brothers, die Brasilianerin machte nicht nur optisch eine gute Figur, ihr sofort zum Tanzbein-Schwingen animierender Mix aus Rockabilly, Honky Tonk, Tex Mex und Country-Trash zündete von der ersten Sekunde, die Lady und ihre Mannen aus Londrina/Paraná brachten mit ihrem lateinamerikanischem Temperament, flotten Eigenkompositionen und Uptempo-Versionen von „Will The Circle Be Unbroken“ und dem Cher-Hit „Bang Bang (My Baby Shot Me Down)“ den Saal direktemang zum Kochen. Den Burschen hat’s die Glotzer rausgetrieben und die Mädels waren grün vor Neid ;-))) Dicker Tipp für Herrn Tarantino.

Die Basken von Dead Bronco aus Bilbao mit ihrem aus Florida stammenden Frontman Matthew Horan hielten die Stimmung mit Nashville-infiziertem Country und Rockabilly auf hohem Level, die Songs aus ihrem im letzten Jahr veröffentlichten Hank-Williams-Tribute „Moanin‘ The Blues“ und das Material ihrer früheren Alben atmeten unverkennbar den Geist der reinen Lehre, „I can literaly say that the music of Hank Williams saved my life“ meint Horan, und eine eigene Biermarke haben sie auch am Start, wenn das kein stimmiges Gesamtpaket ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter…

Großartige One-Man-Band-Vollbedienung zum krönenden Abschluss des ersten Festival-Abends: der Schweizer Beat Zeller, seines Zeichens Chef von Voodoo Rhythm Records, legte in seiner Inkarnation als Reverend Beat-Man in Sachen Trash einen Auftritt zu mitternächtlicher Stunde im Zelt hin, der keine Wünsche offen ließ, der Mann vereinigt alles Gute, Wahre, Spannende aus dem Bereich, die aufgesaugten Einflüsse von Dada über Hasil Adkins, Howlin Wolf bis zu Lux Interior, Iggy Pop und Gibby Haynes potenziert Beat-Man um ein Vielfaches und spuckt das unverdaute Konglomerat genialst in seinem wilden Mix aus primitivem Rock ’n‘ Roll, Gospel-Trash und wilden Punk-Blues-Attacken unters Volk, dem ob soviel geballter, obskurer Intensität nur noch die Flucht in den Pogo blieb.

Watch out for Day 2 and 3…

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