Reingehört (200): Gov’t Mule

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Gov’t Mule – The Tel-Star Sessions (2016, Evil Teen / Mascot / Rough Trade)
Demos von 1994, aus dem Gründungsjahr der Combo, eingespielt in der Ur-Besetzung Haynes, Woody, Abts.
Gitarristen-Schwergewicht Warren Haynes und der im Jahr 2000 früh verstorbene Bassist Allen Woody arbeiteten seit der 1989er-Allman-Brothers-Reunion zusammen, befeuert durch ihre gemeinsame Verehrung für stramme Bluesrock-Trios wie die Jimi Hendrix Experience, Taste oder Cream gründeten sie zusammen mit Drummer Matt Abts von der Dickey Betts Band – der nächste Allman-Bruder, sozusagen eine einzige Inzucht ;-)) – Mitte der Neunziger Gov’t Mule, die spätere Full-Time-Beschäftigung war zuerst als Nebenprojekt angedacht. Die Archiv-Aufnahmen sollen die ersten Demos der Band überhaupt sein, eingespielt im Tel-Star Studio in Bradenton/Florida, der Stoff ist klangtechnisch optimal aufbereitet und bis auf das Anzählen der Nummern von einer regulären Studio-Veröffentlichung nicht zu unterscheiden.
Die schlechte Nachricht ist in dem Fall auch die gute: es gibt keine Überraschungen im ersten Wurf der Combo, der langjährige Mule-Hörer weiß genau, was ihn erwartet. Harter Southern Rock, die wuchtige Blues-Gitarre von Warren Haynes in ihrer ganzen süffigen, technisch exzellent vorgetragenen Pracht und die schweren, Hard-Soul-lastigen Grooves des Rhythmus-Duos Woody/Abts, die in ihrer unvermittelten Schwere auch nach über zwanzig Jahren keine Patina angesetzt haben.
Bassist Woody glänzt mit feinster Jack-Bruce-Schule, mit diesem Ansatz und seinem Gespür für Melodie, Phrasierung und Rhythmik vereinigte der Mann in seinem Spiel die Essenz aus Blues, Rock, Jazz und Soul wie kaum ein anderer.
Mit „Just Got Paid“ covert das Trio eine ZZ-Top-Nummer aus der Frühphase der Mainstream-Boogie-Rock-Nikoläuse, die alten Blues-Heroen Memphis Slim und Willie Dixon kommen mit „Mother Earth“ bzw. „The Same Thing“ zu Ehren, und mit „Mr. Big“ von Free orientiert man sich an einem weiteren Früh-Siebziger-Bluesrock-Kracher. Der Großteil der Songs findet sich in alternativen Versionen auf den ersten Gov’t-Mule-Alben wieder. Auf den „Tel-Star Sessions“ präsentiert sich die Band in bestechender Frühform, da können so manche Kicker dieser Tage zum Saisonauftakt nur von träumen…
(**** – **** ½)

Gov’t Mule / Warren Haynes legal konzertant mitgeschnitten @ nyctaper.com

4 Kommentare

    1. Die hätte ich bei Dir auch eher weniger vermutet ;-) Ich finde aber auch nicht alles gut von ihnen, die Reggae-Scheibe damals hätten sie wohl besser gelassen und mit dem Covern von Gesamtwerken übertreiben sie es ab und an auch gehörig.

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