Als „Acoustic Punk Night“ wurde das Bardentreffen im Südstadt am vergangenen Mittwoch angekündigt, drei junge Männer stellten zumindest in ihrer Haltung und in entsprechenden Songtexten den Bezug zum Geist der 70er-Jahre-Subkultur her, im musikalischen Vortrag waren die Darbietungen durch das begleitende Akustik-Gitarren-Geschrammel weit mehr an den Folk und Protestsongs der Sechziger angelehnt.
Den Sangesreigen eröffnete der junge Franzose Mike Neograf aus Lyon, der in seinen ausgewogenen, kurzen Vortrag vor allem auch die leisen und nachdenklichen Töne einfließen ließ.
Ein klassisches, Straßensänger- und Lagerfeuer-taugliches Folk-Repertoire inklusive filigranem Saitenanschlag, das zu gefallen wusste, hinsichtlich Punk aber auch bei größter Fantasie kaum eine Idee aufkommen ließ.
Mit deutlich mehr Drive bestritt Joe McMahon, Sänger und Gitarrist der US-Hardcore/Punk-Band Smoke Or Fire, im Mittelteil des Abends seinen Solovortrag, der seit einiger Zeit im westfälischen Münster ansässige Mann aus Boston packte eine gehörige Portion Wut und Empathie in seine Protestsongs und Geschichten über verstorbene Freunde, das amerikanische Gesundheitssystem („They gave us a toothbrush„) und die Stimmung vergällende Politiker wie diesem Vollidioten, der sich dieser Tage anschickt, 45. Präsident der US of A zu werden. Ungefähr so Folk Punk, wie Frank Turner Folk Punk macht. Neue Platte kommt im September beim Bremer Gunner-Records-Label.
Große Entertainer-Qualitäten legte der Israeli Yotam Ben Horin an den Tag, in einem beherzten, euphorischen Auftritt, mit entsprechenden Uptempo-Songs, den Geschichten über das Leben „on the road“ inklusive Übernachten im eigenen Auto sowie den daraus resultierenden Rückenschmerzen (wir erinnern uns: UK Subs, „I live in a car“) und Verneigungen vor den großen Vorbildern in Form von flotten Akustik-Versionen der Ramones-Klassiker „Pet Semetary“ und „We Want The Airwaves“ kam der Musiker der Haifa-Punk-Combo Useless ID dem Motto des Abends mit am nächsten. Schade eigentlich, dass man zur Wandergitarre nicht pogen kann, aber mitsingen war auch schön… ;-)))
Mit der von allen drei Sangeskünstlern gemeinsam vorgetragenen Pixies-Nummer „Where Is My Mind?“ als abschließendem Mitmach-Budenzauber nahm der launige Konzertabend in der vollgepackten Südstadt stimmungsvoll sein Ende. Schönes Gesamtpaket mit entsprechendem Unterhaltungswert.
(**** – **** ½)
sehr schöne, lebendige bilder und beschreibungen.
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Merci!
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