Tom Brosseau – North Dakota Impressions (2016, Crossbill Records)
„I don’t want to be a Folk Singer anymore“ hat Michael McDermott auf seinem jüngsten Album „Willow Springs“ kürzlich verlauten lassen, ein Ansinnen, das der Songwriter Tom Brosseau aus Grand Forks/North Dakota gottlob weit von sich weist. In seinen völlig geerdeten, tiefenentspannten, im Vortrag unaufgeregten und vor allem unverkennbar zeitlosen Folksongs entwirft Brosseau Bilder von kargen, einsamen Landschaften und lässt den Blick schweifen über unendliche Weizenfelder, aufziehende Gewitterwolken, verblasste Liebschaften und Familiengräber hinterm Farmhaus. Die Aufnahmen markieren den Schlusspunkt einer mit „Grass Punks“ gestarteten und mit dem 2015er-Album „Perfect Abandon“ fortgeführten Alben-Trilogie über autobiografische Erinnerungen und Erfahrungen, die bis in Brosseaus Kindheit im mittleren Westen der USA zurückreichen, pendelnd zwischen Auslöschung und Akzeptanz der eigenen Vergangenheit.
Eine Platte, die 1964 oder auch zehn Jahre davor oder danach oder zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in der Form denkbar gewesen wäre und die in der Qualität und mit diesem Spirit hoffentlich auch in Zukunft immer mal wieder um die Ecke kommen wird. Die Wandergitarre, ein melancholischer Tenor im Vortrag, ab und an ein verhallter E-Gitarren-Anschlag aus dem Off und dezenter Duett-Harmoniegesang, unterstützt von Produzent und Folk-/Country-Songwriter Sean Watkins, mehr braucht es nicht für dieses unvergängliche Wunderwerk.
„My home is the abyss, and I know I won’t be missed“, wenn er sich da mal nicht täuscht…
(*****)
Der Clubzwei präsentiert Tom Brosseau live in München am 28. Oktober im Optimal Plattenladen. Am 29. Oktober tritt er in der Manufaktur in Schorndorf auf.