Soul Family Tree (7): Little Richard, Marlena Shaw, Baby Huey, David Axelrod

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Black Friday, nächste Runde, Blogger-Freund Stefan Haase vom Hamburger Freiraum-Blog beschäftigt sich heute in seinem Beitrag unter anderem mit dem in der Popmusik seit Dekaden enorm einflussreichen Little Richard und erinnert an den kürzlich verstorbenen Produzenten David Axelrod:

Zum Wochenende ein Gruß aus der Soul Kitchen und der 7. Artikel rund um den „Soul Family Tree“. Es geht dabei um ein lautes Whooo von Little Richard, um Marlena Shaw, der ersten Frau, die einen Plattenvertrag beim Blue Note Plattenlabel bekam, der rockigen Seite des Soul mit Baby Huey, und aktuell leider eine Kerze für den vor wenigen Tagen verstorbenen David Axelrod.

Wenn man an Little Richard denkt, so wahrscheinlich zuerst an seine Rock’n’Roll- Songs wie „Tutti Frutti“. Doch das ist viel zu wenig, um seinem Schaffen gerecht zu werden. Little Richard schwor dem Rock’n’Roll bereits in den frühen 1960er Jahren ab und machte Soul-Musik. Später wechselte er ins Gospelfach, um danach wieder etwas anderes zu machen. Seine androgynen Bühnenauftritte sind legendär. Zumal er damit anderen Künstlern wie David Bowie, Mick Jagger, Prince u.a. den späteren Weg ebnete. Leider unterschrieb er auch im Laufe seiner Karriere jede Menge schlechter Plattenverträge, hatte kein Mitspracherecht an der Songauswahl und musste das singen, was ihm andere vorgelegt hatten. Eigenvermarktung war zudem nicht seine Stärke. Dennoch ist und bleibt er einer der einflussreichsten und größten Musiker in der „Black Music“.

Bobby Marchan schrieb und nahm 1964 erstmals den Titel Get Down With It auf. Little Richard, mittlerweile bei einer anderen Plattenfirma unter Vertrag, nahm das Lied 1967 auf. Die Plattenfirma arrangierte den Song neu mit Bläsern und versuchte den damals populären Motown-Stil zu kopieren. Herausgekommen ist dabei eine wunderbare dynamische Version mit den typischen Little Richard Attitüden. Und an der Gitarre steht kein geringerer als Johnny Guitar Watson. Darauf ein lautes Whooo.

Marlena Shaw war die erste Frau, die 1972 einen Plattenvertrag bei Blue Note Records erhielt. Ihre musikalische Karriere begann in den 1960er Jahren, sie singt heute noch und tritt regelmäßig auf. „California Soul“ ist wohl ihr bekanntester Song, der auch unzählige Male gesampelt und gecovert wurde, besonders von Hip Hop Künstlern. Doch gehen wir zurück ins Jahr 1969. „California Soul“ wurde vom bekannten Duo Ashford & Simpson 1967 geschrieben. 1969 coverte Marlena Shaw den Song auf ihrem Album „Spice Of Life“.

Heute geht es auch um die rockige Seite des Souls und um das kurze Leben von Sänger Baby Huey und seinen enormen Einfluss für die Hip Hop Music. Es ist auch eine Geschichte über Curtis Mayfield, der Baby Huey in den 1960er Jahren entdeckte. Baby Huey (1944 – 1970) wurde als James Ramey in Richmond geboren. Er hatte eine im wörtlichen Sinne enorme körperliche Bühnenpräsenz. Durch eine Überfunktion der Drüsen und durch Drogen wog er zwischen 175 – 200 Kilo und mehr. Er startete seine kurze Karriere in den Clubs in Chicago und wurde schnell zu einer lokalen Größe, zusammen mit seiner Band, The Babysitters. In den 60er Jahren änderte er seinen energetischen R&B-Sound in einen mehr psychedelischen Soul. Curtis Mayfield produzierte sein Debut mit vielen Songs von ihm selbst und dem Sam-Cooke-Cover „A Change Is Gonna Come“. Die Veröffentlichung seines Debuts erlebte Baby Huey nicht mehr. Sein hohes Gewicht und die Drogenprobleme waren zu viel für seinen Körper. Am 28. Oktober 1970 verstarb er an einem Herzinfarkt im jungen Alter von nur 26 Jahren.

Curtis Mayfield veröffentlichte das Debutalbum „The Living Legend“ 1971 posthum. Wohl aus Respekt ließ Curtis Mayfield diese Geschichte in seiner späteren Komposition „Freddie’s Dead“ einfließen. Das Album war zuerst nicht erfolgreich, trotz großartiger funkiger Songs wie „Hard Times“ oder „Mighty Mighty“ wurden die Songs später von Biz Markie, A Tribe Called Quest, Ghostface Killah, Big Daddy Kane und anderen gesampelt. Hier kommen Baby Huey and The Babysitters mit „Listen To Me“:

Und als Bonus gibt es noch einen zweiten Titel von Baby Huey mit „Hard Times“:

David Axelrod, der vor wenigen Tagen im Alter von 83 Jahren starb, ist einer der einflussreichsten Komponisten, Arrangeure und Produzenten im 20. Jahrhundert gewesen. Seine große Zeit hatte er beginnend in den 1960er Jahren bei Capitol Records. Er arrangierte und produzierte viele Alben u.a. von The Electric Prunes, Lou Rawls, Cannnonball Atterley u.v.a.

Bei Capitol Records nahm er auch seine eigene Kompositionen auf. Er verband Soul, R&B, Rock, Jazz mit orchestraler Musik zu einem einzigartigen Klanguniversum. Viele seiner Eigenkompositionen klingen wie Filmmusik und sind bis heute zeitlos. Besonders in der Hip Hop-Szene erlebte seine Musik bereits in den 1990er Jahren ein erfolgreiches Comeback. Ein Würdigung und Erinnerung in 3 Songs:

Hier kommt aus dem Jahr 1967 die Stimme von Soul Legende Lou Rawls mit dem Song „You´ve Made Me So Happy“ – produziert und arrangiert von David Axelrod:

Einer der bekanntesten Axelrod-Songs ist „The Edge“, was gefühlt millionenfach gesampelt wurde. Ursprünglich war es eine Komposition für den schottischen Schauspieler David McCallum, der die Hauptrolle in der Serie „The Man From U.N.C.L.E.“ spielte. Capitol wollte an der Popularität McCallums mitverdienen und so erschien das Album „Music A Bit More For Me“ u.a. mit diesem zeitlosen, wundervoll groovenden Song aus der Feder von David Axelrod:

Zum Schluss ein weiterer Klassiker, der wiederum sehr häufig gesampelt wurde: „Holy Tuesday“, der die Bandbreite der Kunst von David Axelrod aufzeigt:

Bis zum nächsten Mal. Soul and Peace.

Stefan aka Freiraum

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Ein Kommentar

  1. Erwähnt sei hier noch stilistische Expressivität von Little Richard. Er war als erster Rock’n’Roll-Star ganz selbstverständlich mit als weiblich geltenden Make-Up- und Schminktechniken vertraut und gab sich nicht besondere Mühe seinen anti-normalen und homosexuellen Lebensstil zu verbergen. Damit hatte er die Geschlechterrollen und -Positionen in den mehr oder weniger patriarchalen Gesellschaften der 50er Jahre in Frage gestellt.

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