Ein Hauch von Hochkultur lag am vergangenen Mittwochabend in der Luft, aufgrund des Rahmens, in dem Kurt Wagner und die Seinen das Material des aktuellen Lambchop-Albums „FLOTUS“ auf der Bühne präsentieren – wie bereits 2012 bei der einschläfernden Aufführung des Vorgänger-Werks „Mr. M“ wählte die Band für ihren Münchner Auftritt den gediegenen Jugendstil-Saal der Kammerspiele an der noblen Münchner Maximilianstraße, wo die Nummer vor fünf Jahren aufgrund ihres extrem entschleunigten Vortrags wunderbar in das Theater passte, wären beim jüngsten, längst ausverkauften Lambchop-Auftritt auch andere Örtlichkeiten ohne Bestuhlung denkbar gewesen, selbst der traditionell bei seinem Vortrag sitzende Wagner absolvierte seinen Auftritt im Stehen, der Trip-Hop-/Electronica-Groove der neuesten Lambchop-Arbeiten verlangte und förderte den Bewegungsdrang, der Sänger selbst gab in den Passagen, in denen sich die gesampelte Rhythmik in den Vordergrund drängte, den erratischen Tanzbären.
Lambchop sind im 2017-Outfit zum Quartett geschrumpft, der großartige Gitarrist William Tyler mochte nicht ins aktuelle Konzept des Electronica-Alternative-Country-Soul der Band passen, neben der über die Maßen solide arbeitenden Rhythmus-Abteilung lieferte der von stilistischen Wandlungen unbeirrte, langgediente Pianist Tony Crow mit seinen exzellenten Tastenübungen den tragfähigen Rahmen für die Sample-Trip-Hop- und Stimmenverzerrer-Experimente und den spartanischen Saitenanschlag auf der Halbakustischen von Mastermind Kurt Wagner, die stets bestens gelaunte Band bereicherte ihre „FLOTUS“-Live-Präsentation durch eine überschaubare Auswahl an älteren Stücken wie „Gone Tomorrow“ oder den „Is A Woman“-Klassiker „The New Cobweb Summer“, vom neuen Material kam vor allem der beseelte Vortrag der Nummer „In Care of 8675309“ dem alten Lambchop-Geist hinsichtlich ihres Alternative-Country-Ansatzes am nächsten.
Wie es gute Tradition bei Lambchop-Konzerten ist, wurde auch am Mittwochabend zum Ausklang im Zugabenteil Fremdwerk gewürdigt, beim letzten München-Besuch der Band im Rahmen der „Nixon“-Gesamtaufführung im Amerikahaus wurde naheliegend der Bowie-Hit „Young Americans“ zu Gehör gebracht, früher holten sie gerne die Sisters-Of-Mercy-Nummer „This Corrosion“ aus der Gruft ins strahlende Licht, dieses Mal sollte es das jüngst eingespielte „When You Were Mine“ zur Würdigung des im letzten Jahr verstorbenen Prince sein, ein formvollendeter Abgang für ein kurzweiliges, beschwingtes, Ton-technisch exzellentes und somit rundum gelungenes Lambchop-Konzert, bei dem die über 100 Minuten Aufführung wie im Flug vergingen.
Der Kurtl und die Seinen, die haben’s einfach drauf…
(*****)
Schönes Beispiel, wie man’s auch als „erratischer Tanzbär“ zur Ikone bringen kann! Ach schön, muss ein prima Abend gewesen sein!
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War schon ein feiner Abend, unbedingt. Der Kurtl war ja schon vor der Tanzbären-Nummer eine Ikone ;-)))
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Klar, einen guten Mann kann eben nichts entstellen!
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Genau ! ;-)
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