Den intensiven Konzertabend zum lauten Wochenend-Abgesang am vergangenen Sonntagabend im Münchner Strom eröffnete das US-Trio Cloakroom aus Northwest/Indiana, die Band um den klagenden Sänger und Gitarristen Doyle Martin stieß im vollen Saal des Indie-Clubs auf die offenen Ohren der dankbaren Abnehmer und wusste das zugewandte Publikum in der halben Stunde ihres vehementen Auftritts zu überzeugen mit ihrem Konglomerat aus schwergewichtigem Alternative Rock/Post-Core, Grunge, gedehnt-ätherischen Psychedelic-Elementen und einer hinsichtlich Härte bereichernden Prise Space-Rock-Abgedrehtheit, versehen mit einem treibenden, schnörkellosen Rhythmusgerüst durch die Herren Brian Busch und Bobby Marcos an Drums und Bass.
Die Band ist seit 2013 aktiv und hat nach einer Handvoll Singles Anfang 2015 den Debüt-Longplayer „Further Out“ via Run For Cover Records veröffentlicht, die Entwicklung der Band darf getrost mit Interesse weiterverfolgt werden.
(**** – **** ½)
Für schwerste Begeisterung sorgten die Headliner von Russian Circles mit ihrem Auftritt beim fachkundigen Postmetal/Postrock-Publikum, das Trio aus Chicago glänzte wie zuletzt auf ihrem herausragenden 2016er-Tonträger „Guidance“ mit einem strukturierten, facettenreichen Vortrag, wo die Band früher gern, oft und ausgedehnt in atonalem Klangrausch versank und sich in langen Zwischenpassagen im lärmenden, dissonanten Doom-Metal-Drone erging und für die folgende Instrumental-Klangreise sammelte, präsentierte sie sich am Sonntagabend geordnet, in exzellenter Spiellaune, lotete die Grenzen des Postmetal aus und öffnete diese beherzt für melodischere Spielarten des Postrock, die wie erwartet vor allem in ausgewählten Preziosen aus dem aktuellen Album wie „Asa“, „Vorel“, dem herausragenden „Mota“ oder „Afrika“ zum Tragen kamen. Dass die Strenge und Härte aus der Instrumental-Metal-Historie der Band nicht zu kurz kam, dafür sorgten erschütternde Versionen bewährter Klang-Epen wie „1777“ vom „Memorial“-Album oder „309“ und „Mládek“ vom Band-Meilenstein „Empros“ (2011, Sargent House).
Die bezwingende, stoisch vorgetragene Virtuosität der schneidend-schönen, erhabenen Gitarrenriffs Mike Sullivans wurde vom schweren Bass-Drone Paul Cooks und dem Anschlag des mit treibender, beeindruckender Wucht arbeitenden Drummers Dave Turncrantz exzellent getragen und eingerahmt. Nach knapp achtzig Minuten war die dunkel funkelnde, apokalyptische Klang-Orgie zelebriert, hinsichtlich tonalem Rausch und beseelter Postmetal-Doom-Eindringlichkeit dürften beim anwesenden Postrock-Volk keine Wünsche mehr offen geblieben sein.
Russian-Circles-Konzerte kann man letztendlich nur ansatzweise beschreiben, man muss sie erleben und erfühlen, im Zentrum des brachialen Orkans.
Bereits am 4. Mai wird Russian-Circles-Bassist Brian Cook wieder in München im Feierwerk/Hansa39 vorstellig, bei der Gelegenheit dann als Musiker der kanadisch-amerikanischen Doom-/Sludge-Postmetal-Band Sumac, auch nicht schlecht…
(***** ½)
Hat dies auf Binge Reading & More rebloggt und kommentierte:
Das Konzert wurde so perfekt von Gerhard in Worte gefasst, dem habe ich nix hinzuzufügen. Wundere mich bloß noch immer, wie er es geschafft hat an mir vorbeizuschlüpfen im Strom. Nächstes Mal klappt das wieder mit dem Treffen beim Konzert hoffe ich :)
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