Reingehört (292): Planning For Burial

Planning For Burial – Below The House (2017, The Flenser)

Im amerikanischen Ostküsten-Winter in heimatliche Gefilde begeben, den Spirituosen-Händler zwecks Großeinkauf beehrt und dann in dunklen, kalten Nächten im Tonstudio im Alleingang das Innerste an Weltschmerz und Verzweiflung nach Außen gekehrt: Einen schwer einnehmenden Eisblumen-Strauß an Postrock-Blüten in all ihren Spielarten hinsichtlich Drone, Shoegaze, Post- und Experimental-Metal, energetischer Ausbrüche und deeskalierender Ambient-Arbeiten hat einmal mehr der US-Songwriter und -Musiker Thom Wasluck mit seinem Projekt Planning For Burial als wuchtigen Monolithen in die Soundlandschaft gestellt, wie der geistesverwandte britische Jesu-/Godflesh-Musiker Justin Broadrick bewegt sich Wasluck gekonnt zwischen den Stilen und vereint auf den ersten Blick auf das Geschickteste konträre Klanggebilde von Doom-Metal-artigem, durch den Stimmverzerrer gejagtem Gebrüll über Industrial-Indie bis hin zu in sich versunkenem Psychedelic-Blackgaze- und – in diesem Kontext – entspanntem Slowcore-Gitarren-Klang in Dur.
An keine Band-Konventionen und -Kompromisse gebunden, entwickelt der Mann aus Pennsylvania eine ureigene, vielschichtige, gleichsam dunkle und laute Klangsprache, die die winterliche, Alkohol-geschwängerte Arbeitsatmosphäre des Entstehungsprozesses der neun neuen Ausbrüche umfassend reflektiert.
Zentrales Werk ist das zweiteilige, ineinander greifende, fast 17-minütige „Dull Knife“-Epos, eine beeindruckende Übung in dunkler Shoegaze-Gitarren-Opulenz mit massivem Hang zum Ausleben der inneren Seelenpein und zur schwermütigen Entrücktheit.
Mit das Genehmste bisher, was das aktuelle Material des noch jungen Jahres 2017 im Bereich Postrock in Sachen berstende Energie und wiederkehrende Zurücknahme in Richtung Kontemplation zu bieten hat, Respekt. Für irgendwas muss dieser elendslang sich hinziehende Winter ja gut gewesen sein…
(***** – ***** ½)

Werbung