Der Gitarrist David Maxim Micic aus Belgrad ist kein unbeschriebenes Blatt im instrumentalen Progressive Metal, er hat bereits beim Intervals-Projekt des kanadischen Ausnahme-Gitarristen Aaron Marschall mitgewirkt, der seinerseits auch auf dem aktuellen Micic-Album „Who Bit The Moon“ zu hören ist, für seinen München-Auftritt am vergangenen Mittwoch zum Auftakt des präsentierten Progressive-Dreierpacks ließ sich der Serbe vom DispersE-Gitarristen Jakub Żytecki, dem Plini-Basser Simon Grove und gesampelter Drum-Machine-Electronica begleiten, Grove, der auch die feine Klinge des austarierten, technisch brillanten Bass-Spiels zu fechten weiß, zimmerte für Micic und Żytecki mit hartem, dröhnendem Saiten-Anschlag ein Industrial-artiges Gerüst für ihre verspielten Post- und Progressive-Metal-Riffs, die sich in erratischen Breaks auch in Ambient- und melodischere Indie-Rock-Gefilde verirrten und so für ein abwechslungsreiches, an der ein oder anderen Stelle in zu viele Richtungen ausuferndes Klangbild sorgten.
(**** – **** ½)
Das Mitwirken des Gitarristen Jakub Żytecki beim Auftritt der Band DispersE und die kurze Verweildauer der Combo auf der Bühne des Backstage-Club waren die beiden positiven Aspekte der Vorführung der Djent-/Progressive-Metal-Formation aus dem südpolnischen Przeworsk, Sänger und Tastenmann Rafał Biernacki verlieh diesem konzertanten Debakel mit seinem Gehampel, seinem nervtötenden Achtziger-Prog-Wave-Sangesvortrag und dem für diese Ära typischen und heute schwer zu ertragenden Keyboard-Georgel das Prädikat „unsäglich“, irgendein gnädiger Mensch aus der Veranstalter-Ecke brachte durch eindeutige Gestik am Bühnenrand die Nummer Gottlob zu einem schnellen Ende, die an dem Abend ohne Drummer auftretende Progressive-Band wird von der Fachpresse gerne mit Musikern/Formationen wie Devin Townsend oder Dream Theater verglichen und lieferte am Mittwochabend im Live-Vortrag doch nur eine ungenießbare Reminiszenz an die schlimmsten Auswüchse des Prog-Rock-Genres, namentlich Konsorten wie Asia oder Yes, die Variante für Arme, selbstredend.
(** ½)
Der australische Gitarren-Hexer Plini Roessler-Holgate als Headliner des Abends wusste hingegen wie im Jahr zuvor beim sommerlichen Backstage-Auftritt vollauf zu überzeugen, Plini und seine drei Begleiter begeisterten bei der Promotion des aktuellen „Handmade Cities“-Albums mit stringentem, druckvollem Post-Metal, vertrackt-variierender Rhythmik, die auch Querverbindungen zum technisch versierten Jazz-Rock erkennen ließ, in einer Mixtur aus instrumentalem Prog-Rock und der Progressive-Metal-Spielart Djent.
Die komplexen Kompositionen des 24-jährigen Gitarristen-Wunderkinds aus Sydney sind dankenswerter Weise nicht nur eine Angelegenheit für verkopften Musikgenuss, dank seiner eigenen und der kongenialen Fertigkeiten seiner Mitmusikanten an Bass, Gitarre und Drums entwickeln sich die Instrumental-Epen in einen alle Sinne ansprechenden Klang-Flow, dem geschliffene Härte, eine variantenreiche, bezwingende Rhythmus-Führung und die Melodik wie die Klangfarben-Explosionen des Gitarren-lastigen Postrock gleichermaßen innewohnen – ein Fest für die Freunde des intelligenten Instrumental-Rock neuerer Prägung, dass in der Vollversammlung aller an dem Abend auftretenden Gitarristen inklusive beeindruckender Demonstration ihrer nachweislichen Fertigkeiten ihren Höhe- und Schluss-Punkt fand.
(*****)