Wear Your Wounds – Dunedevil / WYW (2017, Deathwish Inc)
Jacob Bannon demonstriert mit seinem Solo-Projekt Wear Your Wounds eindrücklich, dass er auch die leisen und melodischen Töne aus dem Effeff beherrscht. Der Gründer der US-Hardcore-/Metalcore-Institution Converge wandelt auf dem jüngsten Werk „Dunedevil“ weitgehend auf neoklassischen Pfaden, bis auf den Minnesang in der Tonträger-beschließenden Neofolk-Ballade „Be Still My Heart“ präsentieren sich die Arbeiten im rein instrumentalen, von klaren Piano-Strukturen dominierten Spannungsfeld zwischen Minimal Music und abstraktem Gitarren-Drone, letzterer im stetigen Fluss dezent als irritierendes Hintergrund-Geräusch für den experimentellen Kontrapunkt sorgend. Die Soloarbeiten von Philip Glass‘ „Piano Works“ mögen sich als Referenz aufdrängen, die getragene, langsam-stetige, sich permanent steigernde Intensität aus der berühmten „Symphony No. 3, Op. 36 / Symphony of Sorrowful Songs“ von Henryk Górecki ebenso, in etlichen von der Klavier-Dramatik beherrschten Passagen wäre es nicht weiter verwunderlich, wenn Andrew Eldritch urplötzlich in seine Schwarzkittel-Ergriffenheits-Ballade „1959“ einstimmen würde.
Wunderschöne Elegien, die Teil eines Konzeptwerks sind, das Jacob Bannon als Multimedia-Projekt im Rahmen eines einwöchigen Aufenthalts im Peaked Hill Bars National Register Historical District in Provincetown/Massachusetts entwickelt hat, das ergänzende visuelle Material ist als Kunstband über die Homepage des Musikers erhältlich.
Erst kurz zuvor, im vergangenen April, hat Bannon das Vorgänger-Werk „WYW“ veröffentlicht, hier geht er weitaus heftiger zu Werke, im Geiste des Postrock und Postmetal ist er zwar immer noch Welten von der kompromisslosen Converge-Härte entfernt, nichtsdestotrotz lassen neben eingestreuten, zurückgenommenen Shoegazer-und Slowcore-Arbeiten etliche Paradestücke des Genres in ihrer ergreifenden, drängenden Präsenz die geistige Heimat des Musikers erahnen, das eröffnende, Solo-Projekt-benennende „Wear Your Wounds“ etwa mit seinen donnernden Trommeln und energischen Gitarren oder die Siebeneinhalb-Minuten-Perle „Fog“ gehören mit zum Besten, was das weite Feld der PR/PM-Gattung in den letzten Monaten zu bieten hatte. Melodisch-dunkel in der Grundstimmung, weiß Bannon mit diesen Werken wiederholt emotional aufzurütteln, eine schwergewichtige Arbeit, komplex in den Kompositionen, atmosphärisch dicht und mit Nachdruck umgesetzt. Jacob Bannon kann so viel mehr als Krach machen und rumbrüllen, das darf er auch gern weiter bei Converge ausleben, Wear Your Wounds indes ist der wahre Jakob…
(beide: *****)
War klar, oder ? ;)
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Aber sowas von… ;-)))))))))
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