Die großartigen, hier vor kurzem hinsichtlich neuem Tonträger nachdrücklich empfohlenen Elder für lau beim diesjährigen free & easy des Münchner Backstage, und obendrauf noch eine ganze Ladung mehr an schwergewichtiger Tonal-Bedienung, in Sachen Stoner, Doom und Psychedelic haben die Veranstalter der sommerlichen Freikonzert-Reihe am vergangenen Montagabend ein feines, stimmiges Paket geschnürt.
Den lauten Abend brachten die drei jungen Männer von King Buffalo aus Rochester/New York auf die Spur, in einem Eröffnungsgig, der aller Ehren wert war, bewegte sich das Trio im Spannungsfeld von klassischem Stoner- und schwerem Psychedelic-Rock auf mehr als ansprechendem Niveau, das Rhythmus-Duo Dan Reynolds und Scott Donaldson legte an Bass und Drums das mächtig stampfende, tragfähige Fundament für den exzessiven, ausladenden Flow des versierten Gitarristen Sean McVay, der technisch im austarierten Saitenanschlag mit seinen Fingerfertigkeiten brillierte und auch hinsichtlich Inspiration mit seinen Talenten nicht geizte, zwischen hartem Riff und üppiger Melodik zeigte der Frontmann der Band eindrucksvoll die Möglichkeiten des Arbeitsgeräts auf. Bedauerlicherweise ist der zeitliche Rahmen bei Veranstaltungen dieser Art streng durchgetaktet, über eine weitere Zugabe zur guten halbe Stunde der Aufführung wäre im Saal der Backstage-Halle niemand traurig gewesen.
Das australische Power-Trio Child orientiert sich im eigenen Klangbild unverkennbar an den Größen der psychedelischen Blues-Gitarre, mit süffigen Gitarren-Licks auf der klassischen Fender Stratocaster, gezieltem Pedal-/Wah-Wah-Einsatz und schwer groovender Heavy-Rock-Rhythmik nahmen die drei Musiker aus Melbourne vom ersten Ton an für sich ein, wem beim satten, harten, ausladenden Blues-Rock Sixties-Größen wie Cream oder die Jimi Hendrix Experience und die verklärte Flower-Power-Seligkeit der Woodstock-Ära in den Sinn kamen, lag hinsichtlich Referenzen bei dieser musikalischen Zeitreise goldrichtig – ein gewaltiger Sound-Orkan, der weder an aktuelle musikalische Trends noch Zeitgeist einen Gedanken verschwendet und in dem Fall umso willkommener durch die Marshall-Boxen bläst. Ein Soundtrack wie geschaffen für die drückende Schwüle des überhitzten Sommerabends.
Zur besten Konzert-Zeit im vollbesetzten Saal dann für viele der eigentliche Headliner des Abends: Das Quartett Elder aus Massachusetts rührte konzertant die Werbetrommel für den vor zwei Monaten erschienenen aktuellen, exzellenten Tonträger „Reflections Of A Floating World“, wo die Band auf Konserve hinsichtlich Sangeskunst den angestammten Black-Sabbath-Vorturner runderneuert und in der Sound-Fülle in zentnerschwerer Prog-, Space- und Krautrock-Psychedelic schwelgt, kommt sie im Live-Vortrag weitaus direkter, unvermittelter, ohne Verschnaufpause im Tempo anziehend und in der Intensität nochmals um etliche Grade gesteigert auf den Punkt, die oft über zehn-minütigen Songs bleiben selbstredend große Klang-Epen, halten sich indes kaum im Vokal-Vortrag auf und bewegen sich zielstrebig weg von verspielter Heavy-Prog-Psychedelic hin zu bezwingender, weniger komplexer Postrock- und Postmetal-Hypnose. Ein vehementer Klangrausch der Extraklasse, der in der Bühnen-Aufführung neue Facetten dieser faszinierenden Band offenbarte – Hut ab vor Elder, die das Wagnis nicht scheuten, den sicheren Hafen bewährter Studioaufnahmen hinter sich ließen, damit an dem Abend den Jackpot knackten und dementsprechend gebührend frenetisch vom dankbaren Prog-Metaller-Volk gefeiert wurden.
Beim Stoner Metal der kalifornischen Psychedelic-Institution Acid King regierte dann schnell zuviel an repetitivem Gleichklang, der zähe, brummende Drogen-Doom von Frontfrau Lori S. und ihren Mannen hatte hinsichtlich Spannungs-befeuerndem Unterhaltungswert eine zu kurze Halbwertszeit, um sich die schweren Gitarren-Wände im Zeitlupen-Tempo über die volle Distanz angedeihen zu lassen, wie vor kurzem beim Dunk!-Auftritt von Earth überwog zu vorgerückter Stunde Richtung Mitternacht nach einigen, im Rhythmus- und Riff-Anschlag zu ähnlich erklingenden Titeln der Drang zur vorzeitigen nächtlichen Rekreation. Für die psychedelische Doom-Metal-Meditation in heimischen Kammern ist der Acid-King-Sound gleichwohl bestens geeignet, konzertant indes: schwierig.