Stefan Haase vom Hamburger Freiraum-Blog gräbt heute in der Plattenkiste im Rahmen der Black-Friday-Reihe tief nach alten R&B-Raritäten, viel Vergnügen damit zum Wochenausklang:
Die populäre Musik wurde bis in die 1940er Jahre von großen Big Bands dominiert, die sich jedoch mehr in Richtung Jazz entwickelten. Es wurde Zeit für etwas Neues. So entstanden kleine Rhythmus-Gruppen, dazu kam eine Bläser-Sektion, und damit wurde die Geburtsstunde des R&B (Rhythm & Blues) eingeläutet. Was den Begriff R&B betrifft, so wird er u.a. Jerry Wexler, dem späteren Produzenten von Atlantic Recordings, zugeschrieben. Zudem löste der Begriff den diskriminierenden Begriff Race Music ab. In den späten 1940er Jahren übernahm das Billboard Magazin Hot Rhythm & Blues Singles für ihre Chart-Platzierungen. Musikalisch erlebten die USA durch die Migration vieler Künstler eine Blütephase. Ohne Rhythm and Blues hätte es auch keine Weiterentwicklung in Richtung Rock ’n‘ Roll und Soul gegeben. Gehen wir zurück zu den Anfängen und lassen diese Zeiten wieder aufleben, mit rarem R&B und einigen Schätzen aus den Tiefen des Musikarchivs. All Killer,no filler!
Es geht stimmgewaltig los mit Mary Ann Fisher und ihrem Song „Put On My Shoes“ aus dem Jahr 1959. Fisher gehörte zum Chor der Band von Ray Charles, den Raelettes. Ihr zu Ehren schrieb Charles 1956 den Song „Mary Ann“. Die Informationen über den späteren Werdegang Fischers sind spärlich. Im Alter von 81 Jahren ist sie 2004 gestorben. Aufgenommen wurde Fischers Song beim Independent-Label Fire, das sich dem Rhythm & Blues und Rock ’n‘ Roll verschrieben hatten und etliche Künstler verlegte, darunter u.a. Blues-Legenden wie Lightnin‘ Hopkins, Lee Dorsey oder Gladys Knight & The Pips. Der Label-Gründer Bobby Robinson war es auch, der später mit Grandmaster Flash eine der ersten Hip-Hop-Aufnahmen produzierte.
Mit Ernie Washington und „Lonsesome Shack“ kommt ein rarer Footstomper aus dem 1960er Jahren vom Chattahoochee-Label. Ruth Conti gründete die Plattenfirma 1961. Mit den Mermaids, einer frühen Girl-Band, hatte sie bereits früh ihren größten Erfolg, an den sie nie wieder anknüpfen konnte. Heute wird dieser Song von Washington wieder hoch gehandelt und von den DJs aufgelegt, und das völlig zurecht.
Theodor Taylor aka Ted Taylor kam vom Gospel, er war ein Mitglied der Mighty Clouds Of Joy Gospel Group. In den 1960er Jahren ging er zu Okeh Records, wo er mehrere Alben aufnahm, jedoch ohne den großen kommerziellen Durchbruch, trotz lokaler Präsenz. Aus dieser Zeit habe ich den Song „Somebody’s Always Trying“ ausgesucht.
Little Esther dürfte so manchem aus den 1970er Jahren bekannt sein, wo sie unter dem Namen Esther Phillips ihren größten Hit hatte mit „What A Difference A Day Makes“. Als Esther Mae Jones erblickte sie das Licht der Welt und startete in den späten 1940er Jahren ihre musikalische Karriere. Aus ihrer erfolgreichen Zeit bei Savoy Records, in den 1950er Jahren, kommt feinster R&B und der Song „If It´s New To You“.
Den Rausschmeißer ist ein Klassiker, der sich beim letzten Mal schon angedeutet hatte. Denn einer der Autoren von „Fever“ war Otis Blackwell, den ich vor vier Wochen vorgestellt hatte. Es gibt unzählige Cover-Versionen von diesem Song. Eine meiner Lieblingsversionen kommt von William Edward John, besser bekannt als Little Willie Johnson. In seinem kurzen Leben hatte er in den 1950er und 60er Jahren einige große Hits, darunter auch seine Version von „Fever“ aus dem Jahr 1956. In den damaligen R&B Charts schoss er damit auf Platz 1. Mit dem Song verkaufte er damals mehr als 1 Million Tonträger und erhielt eine goldene Schallplatte. Viele Künstler ehrten ihn später, wie z.B. Robbie Robertson in seinem Song „Somewhere Down the Crazy River“.
In vier Wochen gibt es eine neue Ausgabe mit raren R&B-Schätzen.
Peace and Soul.
Stefan aka Freiraum.
Die gute Songauswahl sorgt dafür, dass man bei Soul Family Tree ein durchgängig hochqualitatives Vergnügen erlebt!
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Fever von Little Willie John ist eine wirklich gute Aufnahme dieses Titels.
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