Wyatt E. – Exile To Beyn Neharot (2017, Shalosh Cult / Big Cartel)
Eine Richtigstellung, bevor es ums Wesentliche geht: Das Postrock-Trio Wyatt E. kommt nicht wie bisweilen auf der Band-eigenen facebook-Seite kolportiert aus Jerusalem/Israel – in dem Fall handelt es sich schwer vermutlich in erster Linie um geistige Heimat – die nahöstliche Verortung wurde so auch im letztjährigen Stargazer-Magazin zum 2016er-dunk!Fest-Auftritt der Instrumental-Formation dokumentiert und hier im Rahmen der Konzertbesprechung unbesehen wie fälschlicherweise übernommen, Fakt ist, Wyatt E. haben ihren Sitz im wallonischen Lüttich und reihen sich somit ein in den aktuellen Reigen großartiger belgischer Postrock-/Experimental-Bands wie Terraformer, Barst oder die vor kurzem hier hochgelobten We Stood Like Kings.
„Exile To Beyn Neharot“ war ursprünglich nach der 2015 erschienenen „Mount Sinai/Aswan“-Debüt-EP die zweite von sechs geplanten Tape-Veröffentlichungen und ist nun seit Anfang des Monats beim in Haifa und Berlin ansässigen Experimental-/Doom-Label Shalosh Cult als Vinyl-Ausgabe erhältlich.
Die Band entwickelt in beiden jeweils knapp an 20 Minuten Laufzeit heranreichenden, von alttestamentarischer Historie behafteten Klang-Epen über den neubabylonischen König Nebukadnezar II. und in der Ode an die für sexuelle Gelüste und Krieg zuständige mesopotamische Göttin Ishtar einen bezwingenden Sog durch gefangen nehmende, schwere tonale Wucht, in sorgfältiger, ausgereifter, getragener Ernsthaftigkeit, der Dramen-durchwebten Thematik und dem gewichtigen biblischen Stoff angemessen, verbinden Wyatt E. futuristischen Space- und Prog-Rock, massive Ambient-/Trance-Hypnose und sich in Schleifen wiederholende, Industrial-artige Düster-Rhythmik mit dunklen Doom- und Postmetal-Elementen und steigern so in kontinuierlichem Flow die Intensität hin zu sich aufschichtenden Soundelementen, die sich atmosphärisch ausbreitenden Klangfarben funkeln selbstredend alles andere als bunt.
Mäandernde Postrock-Beigaben, wie man sie vor allem aus den gewichtig-grandiosen Tondichtungen der gleichfalls im jüdischen Kulturkreis verhafteten Montrealer Kultband Godspeed You! Black Emperor kennt, und bereichernde Anleihen bei nordafrikanisch und orientalisch dominierter Folklore, Neuklassik und Experimental-Electronica geben den beiden im schleppend dräuenden Tempo in die Gehörgänge fräsenden, Trance-/Drone-geschwängerten Kompositionen ein gerüttelt Maß an Raffinesse wie Würze und den finalen Feinschliff.
Wie schön: der erste gute Eindruck, den die Band bei ihrem letztjährigen dunk!-Auftritt hinterließ, bestätigt sich mit „Exile To Beyn Neharot“ over the top.
(*****)
In unseren Gefilden werden Wyatt E. im Rahmen ihrer „Road To Bosphorus“-Tour am 14. Oktober in Giessen (Location: tba) und am 24. Oktober in Nürnberg im Projekt 31 zu sehen sein, im kommenden Jahr ist für den 9. Februar ein Konzert in Chemnitz geplant, München steht derzeit leider nicht auf der Reiseroute. Wie schade.
sehr sehr cool, das ist doch was für mich ;)
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Das denke ich auch ;-)
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