Reingehört (386): The Dad Horse Experience

The Dad Horse Experience – I Am A Stranger Here Below (2017, Sacred Flu Productions)

Unser Herr Jesus konnte seinerzeit auch nicht alle Glaubensgemeinden seiner Kirche höchstselbst mit seiner Anwesenheit beehren und jedes seiner Schäfchen mit individuellen Erweckungs-Predigten auf den rechten Pfad der Tugend leiten, deshalb hat er vor dem einstweiligen Entschwinden in Richtung World Trade Center In Heaven seiner engsten Gefolgschaft die wesentlichen Wahrheiten ins Notebook zwecks späterer Bestseller-Publikation diktiert, unserem liebsten Gegenpapst und Kellergospler D. H. Ottn aka The Dad Horse Experience ergeht es dahingehend kaum anders, nicht jeder wohnt im schönen Hopfenland der Hallertau in der Nähe des Stilwirt-Münsters oder in Spuckweite zur Münchner KAP37-Kathedrale und hat damit dank kurzem Pilgerweg Gelegenheit, persönlich die Gott-gefällige Predigt und Absolution aus dem Munde des Walking Dad zu empfangen, für die nach Wahrheit und Erlösung dürstenden Seelen in der Diaspora hat die Dad Horse Experience jüngst eine an jedem gut sortierten Devotionalien-Stand der Tonträger-Industrie erwerbbare, brandaktuelle Psalmen-Sammlung mit Namen „I Am A Stranger Here Below“ veröffentlicht.
Reverend Ottn tummelt sich auf dem neuen Werk wie auf vielen seiner Kellergospel-Evangelien zuvor gedanklich weitaus mehr in den finsteren Gewölben der geistlichen Behausungen als in den lichtdurchfluteten Kirchenschiffen, im besten Southern-Gothic-Wanderprediger-Geist zelebriert er quengelnd das bereits konzertant mehrfach vernommene und bewährte „I Know Your Name“, begibt sich mit dem entspannt-lakonischen Bar-Blues „You’ll Lose A Good Thing“ aus der Feder der R&B-Musikerin Barbara Lynn an den Tresen zum Trost-Spenden für die nach geistiger Labsal dürstenden Alkoholisierten – Spirit statt Sprit, quasi – und gedenkt großer Säulenheiliger wie Bluegrass-Legende Bill Monroe in „Wicked Path Of Sin“ und dem frühchristlichen Country-Gott Jimmie Rodgers mit der für ihn typischen 1920er-Jahre-Jodel-Nummer „My Rough & Rowdy Ways“ aus der amerikanischen Great-Depression-Ära.
Die Bibelstunde für den Messdiener-Nachwuchs und die geistige Fürbitte für den jüngst verweisten Bischofssitz vom deutschen Country-Kardinal Gunther Gabriel kommt in dem in teutonischen Zungen gesungenen Semi-On-The-Road-Schunkler „Ich steig in die Bahn“ nicht zu kurz, die Dad Horse Experience erfährt dabei Unterstützung im sakralen Gesang durch den Mädchenchor der Jugendforensischen Abteilung im M.A.-Littler Fachkrankenhaus Rodgau, bei der Gelegenheit vernehmen wir die frohe Kunde, dass El Comandante im Slowboat-Bunker nicht nur schöne Filme und – in Kollaboration mit SH Ottn – feine No-Culture-Literatur-Magazine fabriziert, sondern darüber hinaus auch noch seinen Beitrag zum Gesundheitswesen leistet – wir zücken den Stift und ändern flugs die Patienten-Verfügung.
Das Titelstück speist sich aus der Eintragung Nr. 380 der „Primitive Hymns. Spititual Songs & Sacred Poems“, erstmals in Druck gelegt in Greenville/Alabama im Jahr des Herrn 1858, sozusagen Alttestamentarisches im Kellergospel-Kontext. Die restlichen Psalm-Verse aus dem aktuellen DHE-Brevier manifestieren sich als die gewohnt guten, angeschrägten Country-Blues-Shuffles, zu Teilen in ausgeschmückter Instrumentierung.
Papisten, Methodisten und Anhänger der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (und alle anderen auch), gehet hin, tut Buße und erwerbt die tonale Erweckung „I Am A Stranger Here Below“ zur Erbauung am heimischen Herrgottswinkel. Bibel TV, die alljährliche Fernsehansprache der vom Gott-gefälligen Pfad längst abgekommenen Pfarrerstochter aus der Uckermark, „Heintje singt Weihnachtslieder“ oder dieses unsäglich abgeschmackte „Last Christmas“-Teufelszeug wird Euch auch in der kommenden Adventszeit dem Seelenheil keine Elle näherbringen.
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