Reingehört (393): Malcolm Holcombe

„the wretched poor o‘ poison blood / the government the hospital
they snitch and laugh and never smile / straight jackets for the crooked mile“

Malcolm Holcombe – Pretty Little Troubles (2017, Gypsy Eyes Music)

Malcolm Holcombe, Songwriter-Schmerzensmann und Raubein des Americana-Folk aus den Blue Ridge Mountains, hat in seinem bisherigen Erden-Dasein schon ein paar Schattenseiten des Lebens zuviel gesehen, im Stil eines desillusionierten Blues-Barden erzählt er davon eindringlich einmal mehr auf seinem aktuellen Album „Pretty Little Troubles“, ohne Schnörkel im Vortrag, mit einer Stimme herausgegrollt, die gegerbt ist von zahlreichen Drinks, Zigaretten und dem strengen Wind, der einem wie ihm wiederholt ins Gesicht geweht hat.
Die schroffe, oft Satz-Enden verschluckende, sorgenvolle Predigt wird im instrumentalen Arrangement gemildert von den Musikern Jared Tyler, Dennis Crouch, Verlon Thompson und Marco Giovino, die sich allesamt schon ihre Sporen bei Größen wie Guy Clark, Johnny Cash und der Band Of Joy von Robert Plant verdient haben, versierte Country-Folk-Könner, die die finsteren Geschichten und oft bar jeglicher Hoffnung erzählten Zustandsbeschreibungen Holcombes mit handwerklicher Perfektion in feines Lapsteel-/Slide-Gitarren-Spiel, virtuose Bluegrass-Anlehnungen und geerdeten Beigaben aus dem irischen wie osteuropäischen Folk und der schwarzen Gospel-Musik gewanden.
Handgemachter Appalachen-Blues aus den Kaschemmen und Kohlen-Minen, aus dem Sozialamt-Wartebereich und der Entzugs-Anstalt, jegliche Romantik verschmähend, zeitlos wie aus der Zeit gefallen, von einem, der weiß, wovon er spricht, und das seit Jahrzehnten, das neue Album ist bei Weitem nicht die einzige hörenswerte Einspielung von Malcolm Holcombe. Der Barde wird hinsichtlich markantem, zerrüttetem Bariton gern mit Tom Waits verglichen, thematisch hat der Kalifornier, der seit geraumer Zeit im Weltstar-Elfenbeinturm sitzt, schwer vermutlich indes schon lange kein Gespür mehr dafür, wie sich das Gift im Blut und prekäre Lebensumstände im Trailerpark anfühlen, dahingehend drängen sich weit mehr die Lyrics der abgeklärten Balladen des tragischen Alternative-Country-Helden und geistesverwandten Texaners Townes Van Zandt als Referenz auf.
(*****)

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