„Resolve is about the determination to embrace the good things in life whilst dealing with unexpected and challenging difficulties. Finding the light in the dark, facing sadness and loss head on, and developing a growing inner strength.“
(Poppy Ackroyd)
Poppy Ackroyd – Resolve (2018, One Little Indian)
Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss. Der Filmtitel des französischen Regisseurs Étienne Chatiliez trifft leider nicht immer zu, auf dem kommenden Album „Resolve“ der britischen Experimental-Musikerin und -Komponistin Poppy Ackroyd aber ohne Abstriche. Die klassisch ausgebildete Klangkünstlerin aus dem südenglischen Seebad Brighton entwirft in ihren Instrumental-Werken ein filigranes Geflecht aus neoklassischem Wohlklang, Minimal-Music-Meditationen, Ambient-artiger Transzendenz und einem stetigen Fließen, wie man es im konzeptionellen Ansatz aus zahlreichen gewichtigen Postrock-Arbeiten kennt, hier umgesetzt mit den Mitteln der klassischen Orchestrierung, der Begriff „Post-Klassik“ drängt sich förmlich auf. Darüber hinaus ist ein Nachhallen aus dem essenziellen Filmmusik-Schaffen etwa aus der Feder von Größen wie Michael Nyman, Philip Glass oder Yann Tiersen zu vernehmen, allerspätestens mit dieser neuen Arbeit darf sich Poppy Ackroyd in dieser Elite-Liga einreihen.
Feinste, sich wunderschön und nachhaltig ins Ohr schmeichelnde, ineinander verschachtelte und wieder zusammenlaufende Melodie-Bögen, die sich völlig unaufgeregt, aber bestimmt ihren Weg bahnen, dominiert von der virtuosen Streicher-Sektion und vom mit ruhiger Hand angeschlagenen Piano, begleitet von dezenten Sampling-Loops und unaufdringlichem Rhythmus-Geklapper, dass ähnlich wie bei den Hauschka-Wunderwerken eines Volker Bertelmann durch unkonventionelles Bearbeiten der Klavier-Saiten und des Cello-Korpus mit Trommelwerkzeug, Geigenbögen, Plektren oder Papier erzeugt wird.
Die symphonischen Klang-Epen präsentieren sich auf den ersten Blick unspektakulär, mitunter geradezu simpel, und offenbaren doch bei eingehender Studie eine hoch komplexe, Ideen-reiche und individuelle Handschrift in der kunstfertigen Komposition wie Ausführung.
An Gastmusiker_Innen tummeln sich unter anderem die in unseren Gefilden durch Touren mit der US-amerikanischen Postrock-Band Caspian bekannt gewordene Cellistin Jo Quail (die auch dem exzellenten Stück Nr. 5 des Albums ihren Namen gibt) und Manu Delago aus dem Björk-Umfeld, bei jedem, der mit der unsäglichen isländischen Heulboje dicke ist, ist grundsätzlich Vorsicht geboten, in dem Fall aber Entwarnung, alles im grünen Bereich.
Draußen fällt der Schnee und lässt frösteln, inwendig wärmt der erhabene Klang der Ackroyd-Tondichtungen das Gemüt, so soll das sein. Erstes dickes Ausrufezeichen hinsichtlich 2018er-Jahres-Highlights.
„Resolve“ erscheint am 2. Februar beim Londoner Indie-Label One Little Indian Records.
(***** ½)