Charming Timur – So Far So Good (2018, CD Baby)
Suomi Postmetal Crossover Wundertüte – oder: „One man, home recording equipment, lots of effects and every now and then some musical results“, wie es so schön wie treffend als Motto auf der Homepage des Künstlers heißt.
Auf der in den nächsten Tage erscheinenden 18-Stücke-Werkschau „So Far So Good“ über sein bisheriges Schaffen seit dem Projektstart 2013 präsentiert der Ein-Mann-Betrieb L.S. Lohi aka Charming Timur aus Helsinki eine irrwitzige Mixtur aus unterschiedlichsten Stilmitteln, auf der Basis Nu-/Experimental-/Post-Metal packt der Musiker scheinbar Unverträgliches aus allen denkbaren Regalen des tonalen wie atonalen Supermarktes in seine extravaganten Tondichtungen, die verzerrten, flirrenden Speed-Fuzz-Gitarren von Hüsker Dü, zuckersüßes Indie-Pop-Wohlklang-Gewäsch, Rhythmus-Gestampfe, dass sich nicht zwischen Industrial oder angetrashtem Glam entscheiden kann und vorsichtshalber beides zusammen in das Klangbild packt, billiges, Achtziger-Synthie-verbrämtes, Gehörgänge-verschmutzendes Tanzboden-Geschnulze, Do-It-Yourself-Postpunk und ein mitunter arg leiernder Gesang, der weit mehr an arabische Folklore als an beinhartes Nordländer-Gepolter erinnert – hört sich schauderhaft an und funktioniert doch seltsamerweise ganz wunderbar, zumal sich der Finne unvermittelt immer wieder auf seinen ureigenen Metal-Ansatz besinnt und ohne großes Anbahnen Höllentore aufreißt, denen sogleich das Genre-typische kehlige Gegröle entweicht, befeuert von messerscharfen Riffs, brachialen Noise-Attacken und zentnerschweren Drones. Schöner und vollumfänglicher ist die Pop-Welt lange nicht mehr mit dem hundsgemeinen Metaller-Gedöns zusammengerauscht. Sowas kann selbstredend mit diesem Ansatz ohne Netz und doppelten Boden schwer ins Auge gehen, in dem Fall ploppt der Airbag zuverlässig in den allermeisten Titeln raus und bringt die Nummer damit in trockene Tücher. So weit, so gut. „So Far So Good“ erscheint am 7. Februar 2018.
(**** ½)
Hola Gerhard,
und dennoch viereinhalb Emmer-Sternchen, obwohl es sich erstmal wie ein Totalverriss liest ? Beim Anhören Deiner Hörbeispiele erinnerte ich mich an den zweifelhaften Genuß eines Vorprogramms namens Systems of a Dawn, denn ich kann mich noch erinnern, dass ich die Jungs imaginär fragte: „Watt denn nu ?“
Servus
Stevie
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Servus Stevie,
das ist keineswegs als Totalverriss gedacht, das Zeug hat schon Schmäh, auch wenn man den Eindruck nicht los wird, da hat einer ziemlich großzügig in allen möglichen Genres gewildert und das Ganze grob zusammengekocht…
Viele Grüße,
Gerhard
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