Eine Kerze für Mark E. Smith

A New Face In Hell: Der Thomas Bernhard der britischen Rockmusik ist tot. Mark E. Smith, Sänger, Songwriter, Zuchtmeister und einzige personelle Konstante der einflussreichen nordenglischen Postpunk-Band The Fall, ist gestern im Alter von 60 Jahren gestorben. Das Kettenrauchen und wohl auch der Alkohol dürften letztendlich ihren Tribut gefordert haben.
Smith gründete The Fall 1976 und veröffentlichte mit der Band ab Ende der Siebziger insgesamt 32 Alben, zuletzt im Sommer 2017 „New Facts Emerge“.
Der Fall-Sound war geprägt von stoischer Rhythmik, oft simplen, sich permanent wiederholenden Postpunk-Schleifen und vor allem dem Stakkato-artigen Vortrag des Sängers Smith, mit dem er weitaus mehr vor sich hinschwadronierend als singend seiner misanthropischen Weltsicht Ausdruck verlieh. Die Qualität von Fall-Konzerten war vor allem von der Tageslaune des notorischen Ungustls abhängig.
Das Frühwerk von The Fall wird von Fans, Kollegen wie Fachpresse – zurecht – hoch geschätzt. Alben wie „Hex Enduction Hour“ (1982) oder „This Nation’s Saving Grace“ (1985) beeinflussten zahlreiche namhafte Musiker und Bands wie Steve Albini, Sonic Youth oder Guided By Voices.

11 Kommentare

  1. Aus dieser Ecke, nach John Peel, ist das ein herber Verlust. Ich las vorhin in Facebook, dass Mark E. Smith jede Art von Trauer so etwas von wurscht wäre, aber egal: einer weniger von meinem Lebensbegleitern!

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      1. Live! Zweimal! 1983 in Bochum in der legendären Zeche und später, viel später in Dortmund. Da war der Zauber aber vorbei. Ich stand herum und wusste nicht. Wenn ich nun The Fall höre, werde ich in mich hinein murmeln: auch er ist fortgegangen. Als Universalist bin ich allerdings der Meinung, dass es weder Leben noch Tod gibt: nur den Einen Geist!

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      2. Ja, ich auch 2x, 1986 und 1988, wenn ich mich recht entsinne. Irgendwann in der Zeit war auch mal ein ganzes Konzert live im Privatfernsehen, als Tele5 noch ein reiner Musiksender war (The Fall, die Godfathers, die Residents und Philip Boa, meine ich mich zu erinnern, einen ganzen Abend lang). Irgendwas wird nachher hoffentlich schon noch kommen, für Mark E. Smith wahrscheinlich jetzt erst mal das Nichtraucher-Programm und knallharter Alkoholentzug…

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      3. Philip Boa, auch ein Dortmunder!? Die Stadt der Programmkinos wie auch eines zweitrangigen Fußballvereins. Tele 5, was für Zeiten, als MTV noch existierte (Bei Kurt Cobain war ich auch eher irritiert) Als Mark E. Smith wohl am Ende seiner Tage war, wahrscheinlich körperlich schon ein Wrack, fiel mir bei einem Interview auf, was für einen klugen Kopf er besaß. Nun, wie Du sagst, muss er erst einmal gereinigt werden. Wie bei den Reinigungs-Riten der frühen Griechen; nur anders… PS: Es freut mich, dass Dir der Hinweis auf Gothic Voices nicht entgangen ist!

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      4. Naja, ich hab mit Euren Ruhrpott-Vereins-Rivalitäten ja nichts am Hut, aber ehrlich gesagt ist mir der BVB als Deutscher Meister jederzeit lieber als das inzwischen auf den Titel Dauer-abonnierte rot-weiße Pack vom Steuerhinterzieher ;-))

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      5. Mein Gedankengang war Klopp – Liverpool – John Lennon (was mich damals vom Stuhl riss).
        Vom Fußball wende ich mich seit längerem entnervt ab, was mich selbst am meisten überrascht. Zeit für Veränderung.

        Mein Vergnügen, etwas von Dir teilen zu dürfen!

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  2. Lieber Gerhard,
    hast du den Smith-Nachruf von Bruckmaier in der gestrigen SZ gelesen? Sehr guter Anfang, eteas trostloses Ende, wie ich finde. Und ohne so einen genialen Vergleich, wie er dir gelungen ist (Thomas Bernhard) 😊👍
    Liebe Grüße und dir ein schönes Wochenende,
    Natascha

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    1. Liebe Natascha,
      ja, hab ihn gelesen, war sehr ok und treffend. Danke für das Lob, aber mit Meister Bruckmaier kann ich mich nicht messen ;-))
      Liebe Grüße, Dir auch ein schönes Rest-Wochenende,
      Gerhard

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