Eine Kerze für Coco Schumann

„Der Mensch ist eine merkwürdige Erfindung. Unberechenbar und gnadenlos. Die Bilder, die ich in jenen Tagen sah, waren nicht auszuhalten, und doch hielten wir sie aus. Wir spielten Musik dazu, ums nackte Überleben. Wir machten in der Hölle Musik.“
(Coco Schumann, Der Ghetto-Swinger, La Paloma)

Der Berliner Gitarrist Heinz Jakob „Coco“ Schumann ist gestern in seiner Heimatstadt im Alter von 93 Jahren gestorben.
Schumann tummelte sich bereits in den dreißiger Jahren in der Berliner Swing- und Jazz-Szene, im „Dritten Reich“ wurde er 1943 denunziert und als Halbjude in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er als Musiker und Bandmitglied der „Ghetto Swingers“ Konzerte für das Wachpersonal der SS spielen musste und in einem Propagandafilm als Schauspieler zu sehen war.
Coco Schumann überlebte nach seiner Verlegung 1944 das Vernichtungslager Auschwitz, das Dachau-Außenlager Kaufering und einen sogenannten Todesmarsch gegen Ende des 2. Weltkriegs.
In späteren Jahren unterstützte Schumann konzertant den Wahlkampf von Bundeskanzler Willy Brandt, lernte Jazz-Größen wie Ella Fitzgerald und Louis Armstrong kennen und musizierte mit bekannten Kollegen wie Bert Kaempfert und Helmut Zacharias.
Sein tragisches wie außergewöhnliches Leben ließ er in der lesenswerten wie von erstaunlichem Humor geprägten Erinnerung „Der Ghetto-Swinger. Eine Jazzlegende erzählt“ Revue passieren. Eine Auswahl seiner Aufnahmen ist nach wie vor beim Münchner Indie-Label Trikont erhältlich.

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