Reingehört (427): Elkhorn

Elkhorn – The Black River (2017, Debacle Records)

Aus der Abteilung „Im Vorjahr unverzeihlich links liegen gelassen“: Die in New York ansässigen Herrschaften Jesse Sheppard und Drew Gardner an zwölf-saitiger beziehungsweise elektrischer Gitarre mit dem Debüt-Album der gemeinsamen Duo-Kollaboration Elkhorn. Sieben ausladende Instrumental-Arbeiten, in denen sich die beiden Musiker in ihrer Saiten-Kunst aufeinander zubewegen, ein Stück des Weges gemeinsam gehen, dann wieder in ihren jeweiligen Klang-Entwürfen auseinanderdriften und auf unterschiedlichen Ebenen Kontrapunkt zum Spiel des Duett-Partners setzen oder Echo geben im Nachhall zum führenden Anschlag des Mitmusikanten, und damit die Spannkraft der gedehnten Exerzitien auf einem hohen Level halten.
Die beiden US-Ostküsten-Tonkünstler pflegen auf „The Black River“ eine exzellent austarierte Balance zwischen elektrisch verstärkter und akustischer Tonkunst, die sich im steten Flow, mitunter im psychedelischen Free-Folk, an freien Blues-/Jazz-Phrasierungen und Motiven des indischen Raga anlehnt, Urahnen der American Primitive Guitar wie John Fahey, Robbie Basho, Leo Kottke oder deren Erben im Geiste, circa die Ober-Liga James Blackshaw, William Tyler, Bill Orcutt gleichsam Tribut zollt und einen freigeistigeren, filigraneren Ansatz von Post-Rock mit einer Prise Kraut und experimenteller Raffinesse präsentiert, losgelöst und befreit von aller Schwere und technisch verstärkter Lautmalerei, so wie ihn die Münchner Musiker Josip Pavlov und Dominik Lutter derzeit auch mit ihrem Duo Zwinkelman eindrücklich darbieten.
(Rock-)Musik, die ohne Bass und Trommel vorlieb nimmt, im staubtrockenen Hitze-Flirren der imaginären Prärie in versiertem Improvisations-Modus feines Finger-Picking auf schroff verzerrte Stromgitarren inklusive Wah-Wah-Effekte und Pedal-Zauberei treffen lässt und damit vor allem den Geist beschwingt und die Gedanken tanzen lässt.
(*****)

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2 Kommentare

  1. Reine Instrumental Alben sind sonst nicht unbedingt so meine Sache, aber die Stücke haben einen interessanten Klang. Wer auf (Free-Folk) Gitarrenmusik steht, wird hier mit Sicherheit gut bedient.

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