God Is An Astronaut – Epitaph (2018, Napalm Records)
Hätte eng werden können mit dem neunten Studio-Album hinsichtlich neu gewonnener Erkenntnisse und Eindrücke. Die stilistischen Beschränkungen des Postrock, oft eine Gratwanderung zwischen erhebenden Momenten und dem Empfinden des bereits oft in der oder ähnlicher Form Gehörten, man kennt das. God Is An Astronaut, die nach dem letztjährigen Abgang von Keyboarder/Gitarrist Jamie Dean zum Trio geschrumpfte irische PR-Institution umschifft auf „Epitaph“ geschickt diese gefährliche Klippe. Einerseits verhaftet im klassischen Sound der Band aus instrumentalem Post-, Kraut- und Progressive-Rock und Space-Elektronik, kehren GIAA auf dem jüngst erschienenen, aktuellen Werk weit mehr ihren Ambient- und Electronica-Ansatz nach außen als auf den Vorgänger-Alben, und driften in mit Samplings, Loops und entsprechender digitaler Aufbereitung unterfütterten, in der Form von der Formation so noch nicht gehörten, elegant und lange dahinfließende Klanglandschaften, die der Thematik entsprechend in dunklem Licht und nachdenklicher Stimmung schimmern – die Kinsella-Brüder verarbeiten in den sieben gedehnten Epen emotional den Tod eines im Kindesalter verstorbenen Verwandten. Die klassischen Postrock-Momente sind rar gesät, dann aber von einer ergreifenden, erhabenen Schönheit. Schwere Kost, würdig vorgetragen.
God Is An Astronaut spielen im Rahmen der laufenden Europa-Tour am morgigen Freitag im Hansa39 des Münchner Feierwerks, zusammen mit den irischen Landsmännern von Xenon Field, die auch im Entstehungsprozess von „Epitaph“ involviert waren.
(**** ½ – *****)
Toundra – Vortex (2018, Inside Out Music)
Ok, kein Real-Madrid-Witz auf Kosten der ungeliebten bajuwarischen CL-Versager zur Einleitung, wenn es auch schwer in den Fingern jucken würde… Aber bleiben wir in der spanischen Hauptstadt, die unter anderem neben einem tatsächlich großen Fußball-Verein auch das klassische Postrock-Quartett Toundra beheimatet, die Band ist nach Led-Zeppelin-artiger Durchnummerierung der ersten Alben von I bis IV beim fünften Tonträger mit dem sprechenden Namen „Vortex“ angekommen, sonst hat sich im Klangbild der Band – in dem Fall durchaus begrüßenswert – nicht allzu viel geändert. Für ordentlich Wirbel, wie es der Album-Titel verheißt, sorgen die Madrilenen nach wie vor ohne Abstriche. Postrock-Freunde, die den energetischen Drive der Vorgängerwerke wie die von strammen Riffs und vehementen Crescendi dominierten Live-Auftritte der Band bis dato zu schätzen wussten, werden auch mit dem hymnischen, schwer nach vorne und extrem gut ins Gehör gehenden Instrumental-Gitarrenrock auf dem jüngst erschienenen Album ihre helle Freude haben. Cineastischer Breitband-Ennio-Morricone mit völlig anderen Mitteln, bei Titeln wie „Mojave“, „Cobra“ oder „Tuareg“ der alternative Desert-Blues vor allem ohne Blues, als fesselnde Beschallung für entsprechend bewegte Kino-Bilder genauso schwerst tauglich wie für den vor schierer Energie berstenden Live-Gig. Darf sich getrost wie bereits des öfteren andernorts geschehen mit Heroen wie Caspain und Russian Circles in eine Reihe stellen lassen, die Amigos müssen sich da vor den Amis nicht verstecken.
Toundra sind ab morgen auf Europa-Tournee, für München ist leider kein Zwischen-Stop geplant. Dafür unter anderem am 9. Mai im belgischen Gent, am Vorabend zum nahe gelegenen dunk!-Festival, mal sehen…
(**** ½ – *****)
Toundra – „Mojave“ → youtube-Link