thisquietarmy – The Body And The Earth (2018, Consouling Sounds)
Ein Ausbund an Fleiß, dieser Eric Quach: Seit der letzten hier gewürdigten Veröffentlichung „Democracy Of Dust“ vom Sommer des Vorjahres hat der Experimental-Gitarrist aus Montreal bereits wieder mehrere Arbeiten wie Tour-Tapes, Singles, die Live-Aufnahmen „Hunting Season Is Open!“ als Mitmusiker des Hypnodrome Ensembles und ein Re-Release seines Debüt-Albums veröffentlicht, insgesamt zeichnet er als Solo-Klangkünstler oder maßgeblicher Kollaborateur von MusikerInnen, Projekten und Bands wie Noveller, Syndrome oder Aidan Baker mittlerweile für nahezu fünfzig Tonträgern verantwortlich – dem guten Mann scheint in den vergangenen zehn Jahren ein Leben neben dem Aufnahmestudio oder der Konzertbühne gänzlich fremd gewesen zu sein.
Für die Sessions zum jüngsten Werk „The Body And The Earth“ entschied sich Quach erstmals für ein festes Band-Format, der Gitarrist wird in den vier komplexen Instrumental-Organismen von den kanadischen Mitmusikern Charly Buss (Bass, Trompete) und Marc-Olivier Germain (Synthie, Drums) begleitet.
Wo in jüngster Zeit der Postrock bei etlichen Bands zusehends austauschbarer klang, neue Ideen schmerzlich vermisst wurden oder der Weg aus den endlos erscheinenden Wiederholungs-Loops im jeweiligen Œuvre nicht mehr zu finden war, begeistern thisquietarmy auf den neuen Arbeiten mit einer fundierten, selten gehörten Crossover-Palette an zündenden Ideen. Die Entscheidung zum Band-Ansatz spricht im Ergebnis für sich, die Formation überzeugt mit einem breitflächigen, intensiven und dichten Sound, der von den ersten Tönen an einen unglaublichen, in den Bann ziehenden Sog entfaltet. Über grau funkelnden Drones und eingestreuter Abstrakt- und Prog-/Kraut-Electronica schweben gedehnte Trompeten- und Posaunen-Töne, getragen und erhaben wie skandinavischer Ambient- und New-Age-Jazz, herübergeweht ins finstere Tal aus der Bergregion vom Dach des buddhistischen Klosters, eine diffuse, vielstimmige und opulente Klangmalerei, aus der sich in stetiger Steigerung ein organischer, schwergewichtiger, gründlich arbeitender Postrock/Postmetal/Doom-Mahlstrom entfesselt und in verwaschenen, dezent verzerrten Moll-Tönen seine ganze Pracht und Wucht entfaltet.
Trotz dieses dunklen, mitunter nebulösen Klangbilds, der vehementen, Bass-lastigen, voluminösen Rhythmik und dem zentnerschweren Charakter der Gitarren-Riffs hat die Musik auf „The Body And The Earth“ vordergründig nichts Bedrohliches, gleichwohl schwingt permanent eine mythische, ungeklärte, Geheimnis-behaftete Stimmung mit in den fundamental geerdeten, massiven und von reichhaltiger Progressive-Psychedelic geprägten Kompositionen. Heavyweight-Postrock und hypnotischer Ambient-Drone, zur Beschallung der anstehenden, kühlen, Nebel-verhangenen Herbst-Nächte, gewaltig wie ein drohender Schnee-Sturm und unvorhersehbar wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel.
„The Body And The Earth“ erscheint am 12. Oktober beim belgischen Postrock/Experimental-Label Consouling Sounds. Die kleine, feine Plattenfirma aus Gent landet damit einen weiteren entscheidenden Wirkungstreffer im Feld der innovativen Instrumental-Musik, wie des Öfteren in jüngster Vergangenheit.
(***** – ***** ½)
thisquietarmy over Europe 2018, zu folgenden Gelegenheiten:
17.10. – Prague – Žižkostel
18.10. – Esslingen – Komma
19.10. – Zürich – Dynamo / Bergmal Festival
20.10. – Leeuwarden – Into The Void Festival
21.10. – Hamburg – Schute
23.10. – Antwerp – Antwerp Music City
24.10. – Amsterdam – OCCII
25.10. – Gent – De Kleine Kunst
27.10. – Lille – La Malterie
28.10. – Tincques – L’Auréole
30.10. – Brussels – Magasin 4
31.10. – Berlin – Zunkunft am Ostkreuz / Garage
01.11. – Poznan – Pawillon
02.11. – Brno – Tba
03.11. – Berlin – Zunkunft am Ostkreuz / Theatersaal (Hypnodrome Ensemble)
Hab ich auch die Woche schon gehört – sehr fein und natürlich ganz mein Ding :)
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Da hätte ich drauf gewettet ;-)
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