Noise Trail Immersion – Symbology Of Shelter (2018, Moment Of Collapse Records)
„Hoch und weid is am Bauern sei Freid“ sagt ein altes bajuwarisches Sprichwort, mit einem ähnlichen Motto hinsichtlich Superlativen halten es scheint’s auch die fünf Italiener von Noise Trail Immersion: Laut und schnell ist ihr liebstes Gebell, oder so ähnlich. Den Bandnamen kauft man der Combo sofort ab, die fünf jungen Musikanten aus Turin wandeln ausgiebigst auf dem Lärm-Pfad, „Sänger“ Fabio Rapetti brüllt sich die Seele inklusive einer Legion quälender, wie auch immer gearteter Dämonen aus dem Leib, als gäbe es kein Morgen mehr, vor allem keines, zu dem noch irgendwelche funktionierenden Stimmbänder vonnöten wären. Bereits mit dem Opener „Mirroring“ des neuen Albums „Symbology Of Shelter“ stürmt die Band mit der vielzitierten Tür ins Haus, ohne jeglichen Prolog oder heranführende Vorbereitung auf die kommenden Erschütterungen berserkert sich die Combo mit Irrsinns-entfesselnden Schrei-Attacken und virtuosen Highspeed-Mathcore-Breitseiten in die vorderste Front, die mit weiterem Toben des Orkans Einflüsse aus finsterstem Black/Death-Metal-Grollen, zentnerschwerem Noise-Rock und dissonantem Grindcore zu erkennen gibt, amerikanisches Liedgut wie der Post-Hardcore von Converge oder der experimentelle Metal/Mathcore von The Dillinger Escape Plan standen hier mutmaßlich Pate und steuern ihr Scherflein bei, um die schwarze Saat zwischen technischer Brillanz und völlig aus dem Ruder laufendem Chaos zum Blühen zu bringen.
Hat sich die Band in den ersten Würfen ergiebigst ausgetobt, fließt der Malstrom im Zweiteiler „The Empty Earth“ in etwas ruhigeren, jedoch kaum weniger intensiven Fahrwassern, in der sich das Quartett in gedehnten, dräuenden Postmetal-Passagen und schemenhaften Doom-Nebeln weidet und damit zu Gelegenheiten andeutet, dass auch atmosphärische Harmonien und ein Gespür für Melodik keine kompletten Fremdwörter im Band-Kanon sind.
Easy Listening ist mit Noise Trail Immersion in keiner Sekunde zu haben, wer sich jedoch auf diese mehrdimensionale Schocktherapie einlässt, wird außer herausgekehrter Misanthropie, komplexen Indizien des Wahnsinns und markerschütterndem Krach wohl auch Kontemplation, Katharsis und Läuterung finden.
Am Donnerstag ist noch Allerheiligen-Ruhe angezeigt, am Freitag sodann das Verfallen ins komplett andere Extrem: „Symbology Of Shelter“ erscheint am 2. November beim Hamburger DIY-Hardcore- und Punk-Label Moment Of Collapse Records.
(**** ½ – *****)
WAU ! Das haut rein. Und was hast du gestern vorgestellt ? Das war wohl dein anderes Ich … Bei diesen Neo-Klassik geklimber kriege ich immer Bauchschmerzen. Das hier ist ehrlicher Krach. Gut So!
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Hab gerade sehr lachen müssen über Deinen Kommentar, besten Dank dafür! Ja, das war wohl mein anderes Ich ;-))) Die Nummer hier wird glaub ich auch nicht allen reinlaufen, es lebe die Diversität :-)
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Yes, es lebe die Diversität !
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Her mit dem Neo-Klassik Geklimper ;)
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Na klar !!! :-)
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