William Tyler – Goes West (2019, Merge Records)
Nächster Schritt in Richtung solistische Etablierung: Der amerikanische Ausnahmegitarrist William Tyler wird im Line-Up seiner langjährigen Stammformation Lambchop mittlerweile als „Ex“ gelistet, bereits 2016 arbeitete er vorzugsweise am eigenen, grandiosen Instrumental-Werk „Modern Country“ und tauchte im selben Jahr weder in der Besetzungsliste zum gleichfalls nicht zu verachtenden Alternative-Country-/Electronica-Hybrid „FLOTUS“ noch im Reise-Tross zur konzertanten Promotion des Albums seiner ehemaligen Weggefährten um Wagner-Kurtl und Co auf, irgendwann in jenen Tagen müssen sich die Wege von Tyler und Lambchop getrennt haben.
Auf seinem Wurf vor zweieinhalb Jahren glänzte der Musiker aus Nashville/Tennessee mit einem Mix aus Ambient, Akustik-Folk und Country-Experimenten, der neben brillanten Gitarren-Meditationen vor allem durch seine glasklare Reinheit bestach, an diesem Ansatz knüpft er jetzt mit seiner jüngsten Veröffentlichung in voller Band-Montur nahtlos an und gibt ihm eine dezent neue Richtung.
Auf „Goes West“ präsentiert sich Tyler als versierter Vertreter einer zeitgemäßen Spielart der American Primitive Guitar, in der er mit ruhiger Hand, quasi mit links, eine Vielzahl an folkloristischen Elementen aus unterschiedlichsten Ecken dieser Erde einfängt und mit seiner Interpretation von instrumentaler Country-Musik und tiefenentspannter Americana in Verbindung bringt. Tyler ist ein Meister der filigranen, einfachen und unaufgeregten Strukturen, einer, der mit seinem exorbitanten Können nicht hausieren gehen muss, weil es für jeden Menschen mit halbwegs funktionierenden Gehörgängen in jedem Ton evident ist. Die technische Finesse ist das eine, ohne Seele bleibt das letztendlich immer nur antrainierter Sport, William Tyler musste sich über derart Eindimensionales hingegen noch nie den Kopf zerbrechen, heute nicht anders als in vergangenen Zeiten kommt in den aktuellen Arbeiten einmal mehr sein Talent für griffige, anrührende Melodien zum Tragen. Trotz sparsamer Tempi-Wechsel und unkomplizierter Kompositionen trägt das Konzept über die volle Distanz.
Bill Frisell, ein weiterer hochverehrter Großmeister der sechs Saiten, steuert seine elektrischen Gitarren-Tunes auf der finalen Nummer „Our Lady Of The Desert“ bei, hier haben sich wahrlich zwei herausragende Vertreter ihrer Zunft in segensreicher Mission zusammengetan.
Vielleicht ist diese Welt nicht mehr zu retten, immerhin wird sie durch Ohrenschmeichler und Seelenmassagen, wie sie auf „Goes West“ zuhauf zu finden sind, etwas erträglicher. Seit Ende Januar als Naturheil-Präparat in analogen und digitalen Formaten beim Sound-Pharmazeuten Ihres Vertrauens vorrätig.
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Hallo Gerhard. Dein:“Naturheil-Präparat in analogen und digitalen Formaten beim Sound-Pharmazeuten Ihres Vertrauens vorrätig.“ zaubert mir ein breites Grinsen in’s Gesicht und die Musik ebenso. Merci
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Hallo Henry – freut mich ! :-)
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Wir sind Fischer im Meer der digitalen und analogen Neuerscheinungen und teilen unsere Fundstücke…
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So ist das wohl :-) In dem Sinn: Petri heil !
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p.s. bei nyctaper gibt es eine ganze Ladung an Live-Mitschnitten von William Tyler, auch zum legalen Download.
http://www.nyctaper.com/?s=william+tyler
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Merci !
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