2016

Muddy Roots Europe 2016 @ Oostkamp/Waardamme, Belgien, 2016-06-26

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Als Weckruf zum Auftakt des finalen Muddy-Roots-Festival-Tags gab es Irish Folk und Gipsy/Balkan-Volksmusik aus den Tiefen des slawischen Gemüts von den ortsansässigen Belgiern Ambrazar, eine brauchbare Nummer zur Anhebung der Laune nach diversen Hagel- und Regenschauern inklusive nachfolgender Zelt-Trockenlegen-Aktion, die noch weit mehr in eine gut gefüllte Fußgängerzone oder ein Bier-seliges Pub als in ein schlecht gefülltes Zelt gepasst hätte.

Filigranen und virtuosen Bluegrass und Gipsy-/Swing-Jazz zelebrierten die drei musikalisch hochtalentierten jungen irischen Geschwister von Cup O‘ Joe“Even though they are still in their teens, their musical skills and prowess will make even the most seasoned musician take notice. Reuben, Tabitha and Benjamin Agnew could be mistaken for American-born-and-raised, but these three Armagh locals have merely caught a musical wind from the West and made it their own.” – so schaut’s aus…

Den ganz großen Country-Rockabilly-Pop-Punk-Trash haben Doghouse Rose aus Toronto ausgepackt, da müsste es schon mit dem sprichwörtlichen Teufel zugehen, wenn da nicht die ganz große Karriere ansteht, vor allem Sängerin Sarah Beth bringt alles an Ausstattung mit, was hinsichtlich Stimme, Bühnenpräsenz und großen Rock-Posen im Big Business von Belang sein könnte. Der Muddy-Roots-Auftritt der kanadischen Combo war mit der unterhaltsamst-enthusiastische des gesamten Festivals, Cowboy-Hut ab dafür.

Unverfälschten Bluegrass der alten Schule gaben die Old Ditch Riverhoppers aus Utrecht zum Besten, in ihrem Vortrag der nordamerikanischen Traditionals fand sich kein Ton zuviel, aber die gespielten haben alle perfekt gesessen. Selten gehen Holländer so einfach als waschechte US-Natives durch…

Mit „Three Cords And The Truth“ wird gewöhnlich die Country-Musik inhaltlich auf den Punkt gebracht, so ähnlich ist der Fall auch bei Whiskey Dick aus Fort Worth/Texas gelagert: Zwei durchtätowierte Schwergewichte, zwei akustische Gitarren und eine Flasche Whiskey, die gerade mal eine Stunde bis zur Komplett-Entleerung ausreicht, mehr braucht es nicht für den „Heavy Metal Honky Tonk“ der beiden Herren Fritz und Reverend Johnson, die mit ihrem Mix aus akustischem Hillbilly-Country, Metal und Southern Rock die Freunde von Hank Williams genauso beglücken wie die Hinterbliebenen vom Motörhead-Lemmy oder geneigte Kenner der Lynyrd-Skynyrd-Frühphase. Und man möge sich nicht täuschen: Auch mit ein paar Schnäpsen intus trifft der Reverend in seinem exzellenten Leadgitarren-Spiel noch jeden Ton.
„At the lonesome crossroads where country and metal intersect, stand two swaggering badasses holding acoustic guitars. They’re not interested in your soul they have plenty of soul already.“

Mit dem geschmeidigen Honky-Tonk-Country von JP Harris & The Tough Choices aus Nashville/Tennessee kamen dann die Anhänger der unverfälschten, zeitlosen Variante der Gattung auf ihre Kosten, wenn im Sound des bärtigen Musikers irgendwelches Beiwerk an Einflüssen fernab der reinen Lehre auszumachen war, dann wohl noch am ehesten die Country-Rock-Pionierarbeiten vom früh verstorbenen Kult-Helden Gram Parsons.

Mit Willy Tea Taylor stand ein Großer seiner Zunft zur besten Sendezeit auf der Bühne, der Songwriter und Farmer aus Kalifornien hat uns erst vor kurzem mit seiner hervorragenden Balladen-Sammlung „Knuckleball Prime“ (2015, Blackwing Music) erfreut, zusammen mit seinem Begleiter Chief begeisterte er mit seinen zeitlosen, tiefgründigen, entspannten Folksongs und seinem exzellenten Gitarrenspiel und holte sich zum Abschluss seines Auftritts eine Schar an Mitmusikern zur musikalischen Verbeugung vor dem vor einigen Tagen verstorbenen Bluegrass-Heroen Dr. Ralph Stanley auf die Bühne, eine schöne Geste, die die Zuhörerschaft im Zelt gebührend zu würdigen wusste.

Nachdem der tendenziell unfähige Zuständige für den Sound nach vielen Fehlversuchen endlich ein halbwegs akzeptables Klangbild für die Band zustande brachte, konnten die Hackensaw Boys aus Charlottesville/Virginia mit ihrer Stringband-/Bluegrass-Variante der amerikanischen Volksmusik den Saal zum letzten Mal zum Tanzbein-Schwingen animieren, der Auftritt wusste auch nach drei Tagen, die speziell zum Thema Bluegrass auf dem Festival keinen Mangel litten, zu begeistern.
“Before string bands were a “thing” in popular culture, there was the Hackensaw Boys. Before The Avett Brothers were selling out arenas, before Mumford & Sons were becoming the biggest band in music in a given year, before everybody and their brother was growing a beard and wearing suspenders and playing in jug bands, the Hackensaw Boys were mixing bluegrass and old time music with a punk attitude, and reshaping what a modern old school string band could sound like.”

Den finalen Auftritt des Muddy Roots Europe 2016 hätte laut Lineup der großartige Konrad Wert aka Possessed By Paul James bespielen sollen, der begnadete amerikanische Underground-Folker musste leider wegen stimmlicher Probleme seinen Gig absagen, als Ersatz ist der hochverehrte Reverend Deadeye aus Denver/Colorado eingesprungen, und den haben wir selbstredend mit Kusshand genommen, wusste uns der Reverend doch bereits im letzten Jahr bei seinem Münchner Unter-Deck-Konzert zusammen mit Brother Al Hebert schwerst zu begeistern.
Der Reverend selbst hat auch an dem Abend alles mitgebracht, was für ein großes Solo nötig war, seine sichtbar viel bespielte Resonator-Gitarre, diese ultracoole Gospelnummer zum Start, zu deren Klängen er die Krawatte anlegt, seine unvergleichlichen, die Seele durchschüttelnden Blues-Ausbrüche wie „Can’t Take It With You“ oder „Drunk On Jesus“ genau so wie die schwer anrührenden, beseelten Crooner-Balladen „Coldest Heart“ und „Anna Lee“, in denen er sich seinen bevorzugten Themen wie Schuld, Sünde, Vergebung, dem Alkohol und der Spiritualität widmete – am Good Reverend lag es weiß Gott nicht, warum der Abend mit gemischten Gefühlen endete, dafür haben dann der wiederholt völlig überforderte Mann am Soundmixer gesorgt und jener Teil des Publikums, der ums Verrecken nicht zuhören wollte und lieber Konversation betrieb, während der Mann da vorne auf der Bühne großes Prediger-Kino bot.

Auch wenn das Wetter am letzten Tag zu wünschen übrig lies, der Soundmixer wiederholte Male seine Unfähigkeit zelebrierte und das verschüttete, gärende Bier im Zelt ab dem zweiten Tag für getrübte olfaktorische Wahrnehmung sorgte, Muddy Roots Europe 2016 war ganz großer Sport: Eine exzellente Musikanten-Auswahl (ein dickes Lob dafür an Mastermind Jason Galaz), eine gelungene Tattoo-Convention im Sub-Kontext, total entspannt-nette Leute, egal ob Besucher, Veranstalter, Helfer, Musiker – wie hat James Hunnicutt bei seinem Auftritt so schön gesagt: „Real People meet real People, if you see a Rock Star, kick him out – and don’t buy his shit!“

Ein ganz großes Sonderlob selbstredend an die Crew vom Cowboy-Up-Saloon: Die Bierversorgung war perfekt organisiert und kam somit nie zum Erlahmen… ;-))
Und so dürfte dann auch spätestens ab Montagmorgen für so ziemlich jeden Festival-Besucher die alte Rolf-Miller-Frage gegriffen haben: Wie viel muss man trinken, um auf Null Komma Acht Promille zu kommen? Antwort: Zwei Tage nichts… ein Prost auf das Muddy Roots Europe, die Stadt Belgien und den verregneten (aber trotzdem zum Sterben schönen) Ortsteil Brügge, den wir uns im Nachgang noch gegeben haben !! ;-)))

Very Special Thanks to my very good Friend k.ill for Truckin‘, Company, Smirnoff.

„The Lost Can’t Bullshit The Lost.“
(Sean Wheeler)

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Muddy Roots Europe 2016 @ Oostkamp/Waardamme, Belgien, 2016-06-25

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Den launigen Auftakt des zweiten Festival-Tages machte die Oldtime Stringband aus den Niederlanden mit traditionellem Bluegrass, das Quintett orientierte sich an amerikanischen Standards, wagte den ein oder anderen kurzen Ausflug in Old-Time-Folk- und Cajun-Gefilde und machte damit weiß Gott nichts falsch. Fortsetzung folgte zu späterer Stunde bei entspanntem Zusammensein im Cowboy-Up-Garten, eine sehr willkommene musikalische Untermalung für die Bierpause (also Pause vom Bier, sprich Kaffee…;-)))

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MUDDY ROOTS EUROPE Waardamme Oostkamp Belgium 2016-06-25 1 The Oldtime Stringband --- DSCF3955

Von der Qualität von The Most Ugly Child konnten wir uns zu weit vorgerückter Stunde nach Einnahme diverser Alkoholika und Fast-24-On-The-Road-Überdrehtheit bzw. Schlaflosigkeit bereits in der Nacht zuvor bei ihrem Unplugged-Konzert in der Nachbarschaft unserer Zelte überzeugen, den Samstagnachmittag gestaltete die Combo aus Nottingham/UK dementsprechend erwartungsgemäß launig-beschwingt mit Honky-Tonk-Country, Folk und Gospel-Weisen, für den Brexit haben sie sich auch noch artig entschuldigt, sympathische junge Menschen mit musikalischem Talent, allesamt.

Philip Bradatsch, Sänger und Gitarrist der Speed-Bluegrass-Combo The Dinosaur Truckers, hat konzertant wie auch bereits auf seinem jüngst erschienenen Solo-Album „When I’m Cruel“ (2015, Off Label Records) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er mit seinen Alternative-Country- und Old-Folk-Songs zu den besten deutschen Banjo- und Gitarren-Pickern zu zählen ist. Bradatsch macht nicht nur wie vor kurzem als Interpret von Willie-Nelson-Preziosen eine gute Figur, auch das Eigenmaterial des Allgäuer Songwriters klingt ganz famos. Die beseelten Songs wurden im Klangbild partiell ergänzt und erweitert durch seinen Duett-Partner James Hunnicutt, der sich im zweiten Teil des Auftritts dazugesellte und dem wir im weiteren Verlauf des zweiten Festival-Tages noch öfter begegnen durften.

„Brazilian Outlaw Bluegrass“ im Jack-Sparrow-Outfit gab es vom Trio Them Old Crap geboten, die Combo aus Curitiba/Ibiporã drückte Tempo-mäßig in ihrer Spielart des flotten Country in der Tat ordentlich auf die Tube und machte bei der Aufmachung rein optisch schon einiges her.

Der Songwriter James Hunnicutt aus dem Staate Washington ist eine feste Größe im Muddy-Roots-Umfeld, bei seinem Festival-Auftritt beeindruckte er mit klassischem Folk und Alternative Country inklusive Referenzen an Tom Petty und Faron Young, und spätestens mit seinem grandiosen Abgang in Form der akustischen Version der Judas-Priest-Nummer „Breaking The Law“ war klar: Da stand ein Guter auf der Bühne, der die Welt umarmen möchte und seinen musikalischen Ausdruck authentisch lebt. Schön, das wir ihn später nochmal im Verbund mit Leroy Virgil von Hellbound Glory genießen konnten.

The Booty Hunters aus Viladecanas in der Provinz Barcelona haben für eine ordentliche Packung Spaß mit ihrem wilden Mix aus Uptempo-Trash und Honky-Tonk-Country gesorgt, die flotte Inszenierung auf der Bühne überzeugte bereits hinreichend, beim finalen Ritt durch das Publikum gab es bei selbigem kein Halten mehr.

Das Bluegrass-Quartett Henhouse Prowlers aus Chicago/Illinois genießt einen exzellenten Ruf in der Szene, den sie bei ihrem Auftritt am vergangenen Samstag im Zelt neben dem Cowboy-Up-Saloon mit ihrer Spielart der filigranen Variante des Genres eindrucksvoll unterstrichen. Beeinflusst von den Wurzeln der Appalachen-Musik, hat die Band eine eigene musikalische Sprache in Form von flotten Bluegrass-Pickern und anrührenden Balladen entwickelt, der Mix aus Eigenkompositionen und traditionellem Material wusste zu beeindrucken. „The Prowlers’ live show leaves no one wanting!“

Vom Original-Line-Up der Americana-Band Hellbound Glory aus Reno/Nevada war beim Muddy-Roots-Auftritt nur Songwriter Leroy Virgil am Start, er wurde bei seinem wunderbar geerdeten und unverstellten Alternative-Country-Gig von seinem alten Kumpel James Hunnicutt und einigen Musikern von The Most Ugly Child optimalst unterstützt, die eingesprungenen Mitmusikanten zimmerten den passenden Rahmen für die beherzte Blues-Rock-Stimme des lakonisch-lässigen Frontmanns. Die Nummer für Uncle-Tupelo- und Son-Volt-Fans und damit fast schon Mainstream im Rahmen dieser Veranstaltung…

„High Energy Country Blues“ nennt sich das explosive Gebräu von Reverend Peyton’s Big Damn Band aus Bean Blossom/Indiana, und das ist noch schwer untertrieben, was der Reverend mit seiner ureigenen Mischung aus Fingerpicking, technisch perfektem Slide-Gitarren-Spiel, viel Witz und Delta-Blues im Verbund mit der mit komödiantischem Talent gesegneten Waschbrett-Spielerin Breezy Payton und dem Trommler Maxwell Senteney ablieferte, war mit „virtuos“ und „von hohem Unterhaltungswert“ nur völlig unzureichend beschrieben. Ein absolutes Festival-Highlight und ein schwer beeindruckender Abschluss der Sause am zweiten Tag. Da hat nicht nur die Luft, da hat zum Schluss tatsächlich das Waschbrett gebrannt.
“… the reincarnated Mississippi moan of guys like Son House… a burly soul punishing the senses with a Deltapunk attack and a heavy helping of rural realism. You can’t ignore his Big Damn Band’s gospel.”

looky yonder comin…

Muddy Roots Europe 2016 @ Oostkamp/Waardamme, Belgien, 2016-06-24

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Vergangenen Freitag um Vier Uhr Dreißig aus den Federn gesprungen, die Siebensachen gepackt und dann aufgemacht in Richtung Stadt Belgien zwecks Besuch des Muddy Roots Europe. Direkt am Cowboy Up Saloon in Waardamme, dem Headquarter des Festivals, unweit des Ortsteils Brügge, klaffte noch eine riesige Baulücke (überhaupt noch ziemlich viele in der Stadt Belgien, da geht noch was in Punkto Bauvorhaben für den Herrn Trump), es fand sich dann schnell ein lauschiges Plätzchen für die Zelte und dann ging’s auch gleich in die Vollen hinsichtlich 3 Tage Rundumglücklich-Paket in Sachen Bluegrass, Alternative Country, Blues-Punk und Erweckungspredigt beim europäischen Ableger des seit 2010 in Cookville/Tennessee stattfindenden US-Originals.
Das Festival in Belgien gibt es seit 2012, die Programmgestaltung inklusive Auswahl der MusikerInnen wird wie in den Staaten von Jason Galaz, dem Gründer der Konzertreihe und Chef von Muddy Roots Records, betreut.

Den Reigen eröffnete am Freitag die spanische Combo Moonshine Wagon, das Trio schrumpfte für ihren Muddy-Roots-Auftritt zum Duo, Goiatz Dutto und Joel Bruña sorgten mit ihrem als „Hellgrass“ betitelten Speed-Bluegrass für einen beschwingten Festival-Auftakt und gaben mit ihrer Spielart der Appalachen-Musik das zentrale musikalische Thema für die nächsten 3 Tage vor.

Heinrich XIII & The Devilgrass Pickers aus dem hessischen Wölfersheim nahmen den Faden auf und sorgten weiter für gute Laune mit ihrem Mix aus Alternative Country und Bluegrass – wie schreibt die Combo auf ihrer Homepage so treffend: „Wenn Du also bei Konzerten gerne tanzt, schreist, Bier verschüttest oder einfach nur etwas Gewicht verlieren willst, dann bist Du bei uns genau richtig!“

Schade, dass der für den Sound im Zelt zuständige Mensch beim Vortrag von Dana Sipos – und hier leider keineswegs zum letzten Mal – nicht Herr der Lage war, der Auftritt der Kanadierin hätte weitaus bessere technische Grundlagen und dadurch bedingt auch mehr Zuhörer-Zuspruch verdient, die filigranen, getragenen Folk- und Bluegrass-Nummern wussten sehr zu gefallen, die im Grundton ruhig-melancholischen Songs haben 2015 auch beim Canadian Folk Music Award Eindruck hinterlassen, die Kleinode wurden seinerzeit für ihren innovativen neuen Folk-Sound in der Kategorie „Pushing The Boundaries“ nominiert.
„Spending her formative years in the Canadian subarctic city of Yellowknife, Dana Sipos’ songwriting is infused with a sense of surrealism best influenced by the supernatural experiences of Canada’s high country. A true songsmith, Sipos creates nuanced songs that are hauntingly hopeful and captivatingly calm, yet filled with a wild wind.“

Keller-Gospel von der Dad Horse Experience, immer wieder gern genommen: Wanderprediger Dad Horse Ottn hat nach seiner England-Tour über den Ärmelkanal rübergemacht und auf der Rückreise in Richtung Bremer Heimat Zwischenstop nahe der belgischen Küste eingelegt, hier kennt und schätzt man ihn seit Jahren für seine Erweckungspredigten via DHE-Greatest-Hits vom Schlage „Moonshiner“ oder „Will I Be Someone“, und beim als Mitsingnummer angelegten Kirchenlied „Lord Must Fix My Soul“ musste an dem Ort vorab auch keine/r der Durchgestochenen eingewiesen werden, wann der „Turn The Shit Into Gold“-Einsatz zu kommen hat. Die Geschichten von den Tattoos auf der Seele machten hier selbstredend besonders Sinn, und so konnten wir uns an einem kurzen, gelungenen Auftritt und einem netten Plausch mit unserer liebsten One Man Band über den anstehenden Kiev-Stingl-Film und andere feine Themen am folgenden Vormittag im lauschigen Cowboy-Up-Garten erfreuen. Next Time @ Stilwirt or elsewhere, verlorene Seelen gibt es noch genug zu retten…

Brazilian Honky Tonk Powerhouse: Die Bretter der Bühne im Sturm nahm Mary Lee zusammen mit ihren B Side Brothers, die Brasilianerin machte nicht nur optisch eine gute Figur, ihr sofort zum Tanzbein-Schwingen animierender Mix aus Rockabilly, Honky Tonk, Tex Mex und Country-Trash zündete von der ersten Sekunde, die Lady und ihre Mannen aus Londrina/Paraná brachten mit ihrem lateinamerikanischem Temperament, flotten Eigenkompositionen und Uptempo-Versionen von „Will The Circle Be Unbroken“ und dem Cher-Hit „Bang Bang (My Baby Shot Me Down)“ den Saal direktemang zum Kochen. Den Burschen hat’s die Glotzer rausgetrieben und die Mädels waren grün vor Neid ;-))) Dicker Tipp für Herrn Tarantino.

Die Basken von Dead Bronco aus Bilbao mit ihrem aus Florida stammenden Frontman Matthew Horan hielten die Stimmung mit Nashville-infiziertem Country und Rockabilly auf hohem Level, die Songs aus ihrem im letzten Jahr veröffentlichten Hank-Williams-Tribute „Moanin‘ The Blues“ und das Material ihrer früheren Alben atmeten unverkennbar den Geist der reinen Lehre, „I can literaly say that the music of Hank Williams saved my life“ meint Horan, und eine eigene Biermarke haben sie auch am Start, wenn das kein stimmiges Gesamtpaket ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter…

Großartige One-Man-Band-Vollbedienung zum krönenden Abschluss des ersten Festival-Abends: der Schweizer Beat Zeller, seines Zeichens Chef von Voodoo Rhythm Records, legte in seiner Inkarnation als Reverend Beat-Man in Sachen Trash einen Auftritt zu mitternächtlicher Stunde im Zelt hin, der keine Wünsche offen ließ, der Mann vereinigt alles Gute, Wahre, Spannende aus dem Bereich, die aufgesaugten Einflüsse von Dada über Hasil Adkins, Howlin Wolf bis zu Lux Interior, Iggy Pop und Gibby Haynes potenziert Beat-Man um ein Vielfaches und spuckt das unverdaute Konglomerat genialst in seinem wilden Mix aus primitivem Rock ’n‘ Roll, Gospel-Trash und wilden Punk-Blues-Attacken unters Volk, dem ob soviel geballter, obskurer Intensität nur noch die Flucht in den Pogo blieb.

Watch out for Day 2 and 3…