Pünktlich zur Einlasszeit erschienen, und doch war das Strom schon gut gefüllt und vor allem Mathieu Vandekerckhove bereits mitten im Vortrag seiner Gitarren-Drones – wie einem solch unangekündigtes Beginnvorverlegen in derartigem Veranstaltungsrahmen doch auf den Zeiger gehen kann, weil a) drei Auftritte in Folge zu terminieren waren und b) das jugendliche Tanzvolk den Club samstags ab 23.00 Uhr zum Abhotten in Beschlag nimmt, da sind mal wieder Welten aufeinandergeprallt, die einfach nicht zusammengehören.
Dabei hätte es soviel zum Genießen gegeben bei der Präsentation von Vandekerckhoves Soloprojekt Syndrome, wie bereits im Frühsommer beim belgischen Dunk!-Festival wusste der Gitarrist der flämischen Post-Metal-Band Amenra mit einer düsteren, Tempo-reduzierten Experimental-Komposition aus Drone-Metal, Ambient, Electronica, Postrock und kunstvollem Desert-Blues in einem stetigen Flow für seine Klangkunst einzunehmen, Gottlob gab es die dunkle Messe auch als Tonkonserve in Form der kürzlich veröffentlichten, schwer zu empfehlenden CD „Forever And A Day“ (Consouling Sounds) beim Meister am Merch zum heimischen Genuss der kompletten 33-Minuten-Nummer zu erstehen.
(**** ½)
Den zweiten Teil des Postrock-Hochamts bestritt die seit dem Jahr 2000 aktive südfranzösische Band Alcest aus Bagnols-sur-Cèze, das aus dem Gitarristen/Sänger Neige/Stéphane Paut und dem Drummer Winterhalter bestehende Duo wird für Live-Aufführungen von den Herren Zero und Indria an zweiter Gitarre und Bass unterstützt, das Quartett bot mitunter spannende Beschallung mit Elementen aus der Psychedelic-, Postrock-, Post-Metal- und Shoe/Blackgaze-Sparte, ab und an dominierte ein Zuviel an wiederkehrendem Gleichklang, der dankenswerter Weise immer wieder von ergreifenden, rauschhaften Gitarren-Attacken durchbrochen wurde und dem beherzten Gebrüll des Frontmanns, das die sporadischen eingeflochtenen, allzu ätherischen Gesangsparts schnell vergessen ließ und in seinen stärksten Momenten an seelige Zeiten der Hüsker-Dü-Frühphase erinnerte, Bob Mould im Speedcore-Rausch, for those who know. Fans der Combo tummelten sich allemal zahlreich im zu der Stunde dann vollbesetzten Strom, und die konnten den Auftritt durchwegs positiv werten.
(**** – **** ½)
Was an der samstäglichen Lotterie-Lostrommel seltenst gelingen mag, beim Auftritt der japanischen Postrock-Giganten von Mono bekamen die Besucher garantiert sechs Richtige serviert, mit den an den anstehenden Winter gemahnenden Nummern „Ashes In The Snow“ und „Pure As Snow (Trails of the Winter Storm)“ vom orchestralen Sound-Monolithen „Hymn To The Immortal Wind“ (2009), „Dream Odyssee“ vom 2012er-Werk „For My Parents“, dem längst zum Mono-Live-Klassiker mutierten „Recoil, Ignite“ aus dem „Rays Of Darkness“-Meisterwerk (2014) und den neuen Arbeiten „Death In Rebirth“ sowie dem sich nach gebührender Kontemplation final in einen wahren, ausgedehnten Postrock-Rausch steigernden Titelstück des jüngst erschienenen „Requiem For Hell“-Albums wurde das Publikum nach dem Motto „all killer, no filler“ auf höchstem Niveau bedient – mehr scheint kaum möglich in Sachen filigraner Instrumental-Mediation, diametral entgegengesetzter, Klang-Antipoden-hafter Gitarren-Orkane und diesen extrem intensiven Sound-Wänden, wie sie offensichtlich in der Güte nur die Stoiker Hideki „Yoda“ Suematsu und Yasunori Takada an Gitarre und Schlagwerk, die zierlich-sinnliche Tamaki Kunishi am Bass und der wie immer seine Emotionen an Fender-Gitarre und Bühnengebaren auslebende Vulkan Takaakira „Taka“ Goto zelebrieren können. Mono haben mit dem jüngsten München-Gig in sechzig Minuten ihren Postrock-Weltklasse-Status unterstrichen und gefestigt, im Fußball mag sowas irgendwann maximalst langweilen, da Musik Gottlob kein Wettbewerb ist, gilt in dem Fall jedoch: keinerlei Einwände, einfach immer weiter, dem Postrock-Himmel entgegen…
(***** ½)