Aretha Franklin

Soul Family Tree (54): Black Power Salute

Black Friday, heute mit einem Rückblick von Freiraum-Blogger Stefan Haase auf die Geschichte des „Black Power Salute“:

Am 12. Oktober 1968 wurden die Olympischen Spiele in Mexico-Stadt eröffnet, vor dem Hintergrund weltweiter politischer Krisen. Die Welt schaute zu, als die US-amerikanischen 200-Meter-Läufer Tommie Smith (Gold) und John Carlos (Bronze) während der Siegerehrung ihre Fäuste als Geste des Widerstands hochreckten. Gegen Rassenunterdrückung. Für Menschenrechte. Wie wichtig Bilder sind, sieht man an diesem im Foto festgehaltenen Moment. Es wurde zur Ikone.

Im Vorfeld der Spiele kam es zu massiven, gewalttätigen Ausschreitungen. Bei einer Studentendemonstration, zehn Tage vor Eröffnung der Spiele, gab es mehr als 300 Tote. Dazu kamen noch die Demonstrationen in den USA gegen den Vietnam-Krieg. Es brodelte, und die Stimmung war explosiv im Herbst 1968.

Die Geste der beiden Sportler überdauert bis heute. Der „Black Power Salute“ ging in die Geschichte ein. Beide US-Sportler reckten bei der Siegerehrung eine Faust mit einem schwarzen Handschuh in die Höhe, die Köpfe gesenkt, sie standen barfuß auf dem Siegerpodest. Smith und Carlos demonstrierten gegen die nach wie vor anhaltende Ausbeutung und Diskriminierung der Schwarzen in den USA. Für diese Geste wurden beide Sportler vom Internationalen Olympischen Komitee IOC abgestraft und von den Spielen verbannt. Zurück in den USA wurden sie nicht als Helden gefeiert. Sie verloren nahezu alles, und es dauerte lange, bis sie wieder ein normales Leben führen konnten.

In einem Interview äußerte sich Tommie Smith über diese Geste: „I view it as a cry for hope. I view it as a structural need to assess the power of a system we didn’t have. We thought it was high time for the young black athlete who was sought out to talk, who was seen on a level, to speak out towards proactivity that wasn’t happening in the system. This was one of our ways to say we couldn’t speak, because we didn’t have a platform. We only had a platform to be seen.“

Jahrzehnte später wird die ikonenhafte Fotografie immer wieder in der Popmusik verwendet. Zum Beispiel bei Rage Against The Machine („Testify“, 2000), Kendrick Lamar („HiiiPoWeR“, 2011) und in den Videos „The Story Of OJ“ von JAY-Z, „Fight The Power“ von Public Enemy und „The Space Program“ von A Tribe Called Quest. Und man denke an den 2016-Auftritt von Beyonce beim Super Bowl, zu dem die Themen „Black Lives Matter“ und „The Black Panthers“ im Mittelpunkt ihrer Aufführung standen.

1968 war für Amerika ein gewalttätiges Jahr. Im April wurde Martin Luther King erschossen, wenige Wochen später Robert F. Kennedy, und zum Ende des Jahres wurde Richard Nixon zum neuen US-Präsidenten gewählt. Im Zuge der politischen Attentate gab es auch eine starke Bewegung der Black Panther. Gerhard hatte darüber schon ausführlich geschrieben. Zum Nachlesen- und hören klickt bitte hier.

Was 1968 noch passierte: Johnny Cash feierte ein fulminantes Comeback mit seinem Konzert im Folsom State Prison in Kalifornien. Bands wie Black Sabbath, Led Zeppelin, Deep Purple, King Crimson wurden gegründet. Während in den deutschen Hitparaden Heintje und Peter Alexander dominierten, führten in England die Beatles mit „Hey Jude“ und die Rolling Stones mit „Jumpin‘ Jack Flash“ die Charts an. Und in den USA fanden sich auf den Jahreslisten Otis Reddings „Sittin On The Dock Of The Bay“ und Louis Armstrong  mit „What A Wonderful World“. Es war ein bewegtes Jahr. Passend dazu eine Auswahl von Songs zum Thema Black Power.

Auch in meinem nächsten Beitrag komme ich auf 1968 zurück. Obwohl Otis Redding bereits 1967 starb, hatte er 1968 seinen größten Hit. Beim nächsten Mal geht es um das legendäre Südstaaten-Label Stax Records, zu dem aktuell eine üppige Box erschien.

Staple SingersFor What It´s Worth

Mahalia JacksonTake My Hand, Precious Lord

The TemptationsBall Of Confusion

Marvin GayeI Heard It Through The Grapevine

James CarrFreedom Train

Queen Esther MarrowThings Ain’t Right

Chambers BrothersTime Has Come Today

The Last PoetsWhen The Revolution Comes

Nina SimoneMy Sweet Lord & Today Is A Killer

Aretha FranklinRespect (Live)

Peace und Soul.

Stefan aka Freiraum.

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Eugene Chadbourne, Schroeder & Titus Waldenfels @ Stragula, München, 2018-09-13

Kennt wahrscheinlich jede/r in der ein oder anderen Form: diese permanent wiederkehrenden Ereignisse im Jahresverlauf, die sich jedesmal irgendwie gleich und auf Dauer mehr oder weniger eintönig anfühlen und doch in schöner Regelmäßigkeit im immer gleichen Modus durchexerziert werden, Weihnachten, Allerheiligen, bis zum Ableben vom Kilmister der Satz heiße Ohren beim Motörhead-Konzert in der Adventszeit oder der Autobahn-Stau in den Ferien, Beispiele finden sich da genug im jeweiligen persönlichen Kalender. Das andere Extrem: einmal und dann in der Form so nie wieder. Und dann gibt es noch den permanent gleich abgesteckten Rahmen, in dem alles Mögliche passieren kann, nur nicht das Gleiche zweimal, wie etwa das jedes Jahr in der Münchner Realwirtschaft Stragula anberaumte, mittlerweile zur guten Tradition gewordene Konzert vom US-Freigeist-Unikat Eugene Chadbourne und seinen beiden Mitmusikern zu dieser Veranstaltung, dem Freiburger Schlagzeuger Schroeder und dem ortsansässigen Organisator/Multiinstrumentalisten Titus Waldenfels – ein Pflichttermin aus der Wiederholungsschleife, der sich doch immer wieder neu erfindet und so mit allen anderen vorangegangenen Abenden in der Form nichts gemein hat.
„The Music Of My Youth“ des Good Doctor Chad offenbarte sich am vergangenen Donnerstag im ersten Teil des Konzerts als für seine Verhältnisse sehr stringente Spielart des Country- und Folk-Rock, zu dem der ex-Shockabilly-Musiker dann und wann die Gitarre hart und laut heulen ließ, mit Free-Jazz-unkonventionellen Saiten-Zaubereien äußerst sparsam hantierte, nichtsdestotrotz einmal mehr der unüberschaubaren Sammlung an Fremdwerken seinen unverkennbaren Stempel aufdrückte und damit das Material aus Originalen aus einem weiten Feld vom Slade-Glamrock bis hin zum Liedgut des großen Johnny Cash zu seinem eigenen machte. Die Würdigung des Man in Black drängte sich zu der Gelegenheit förmlich auf, galt es doch Tags zuvor den 15. Todestag der Country-Ikone zu betrauern, Titus Waldenfels dürfte zur improvisierten Präsentation von „When The Man Comes Around“ den gebotenen Spirit und Respekt für das Werk noch von seiner am Vortag im Milla über die Bühne gegangenen Tribute-Veranstaltung „In Cash We Trust“ mitgebracht haben. Waldenfels als einer der profiliertesten und fleißigsten Münchner Experten für handgemachte Musik aus dem weiten Feld des Country-Swing, des Jazz und des Blues erwies sich an dem Abend wie auch Drummer Schroeder erwartet und erneut als der kongeniale Musiker, der mit seinem versierten Spiel an Gitarre, Lap Steel und Fidel im Verbund mit der Rhythmik Schroeders das Feld bereitete für die experimentelle Americana des einzigartigen tonalen Freidenkers Eugene Chadbourne. Das Gespür für eine geerdete Melodik bei Waldenfels und die locker aus der Hand getrommelte, mitunter auch mit ungewöhnlicher Gerätschaft wie einem Satz Sternwerfer oder einer Eisenkette erzeugte Taktgebung am Perkussions-Instrumentarium bei Schröder sind bereits ohne Zweifel erwähnenswert, noch weit mehr in Staunen versetzt bei jedem Konzert des Trios der Umstand, dass die Setlist vor keinem Konzert festgelegt ist, Maestro Chadbourne aus seinem umfangreichen Katalog spontan die Stücke wählt und die Mitmusiker in exzellenter improvisatorischer Bravour umgehend ohne Stocken oder falschen Anschlag in den Flow der jeweiligen Nummer einsteigen, da sind drei Meister ihres Fachs am Werk, die sich durch zahlreiche zusammen gespielte Konzerte blind verstehen, lebendiger kann man einen musikalischen Vortrag eigentlich nicht mehr gestalten. Wo Chadbourne in der Vergangenheit gerne frickelte und sich in Schieflage verkünstelte, jammte, experimentierte und verfranste, war die Zielrichtung an dem Abend eine direktere, straighter abrockende, den Fokus auf den Kern der Songs legende.
Nach einer kurzen Pause erging sich das Trio in einem ausgedehnten Exkurs in einem weiten Feld an experimentellen Bluegrass-, Free-Folk- und Country-Spielarten, Eugene Chadbourne ließ sein Banjo-Spiel nahezu in Trance frei und fernab der reinen Lehre fließen und legte Hand an Klassiker und Hits wie „Wishing Well“, „Under The Bridge“ oder der zum staubtrockenen Schräglagen-No-Wave-Blues umstrukturierten Soulnummer „Chain Of Fools“ als Verneigung vor der jüngst verstorbenen Aretha Franklin. Ausgesucht stimmungsvoll gelang die windschiefe Interpretation des Kristofferson-Klassikers „Sunday Mornin‘ Comin‘ Down“, ein in jeglicher Ausgestaltung unzerstörbarer Song, der seinen unwiderstehlichen Charakter nicht zuletzt in der weltbesten aller bis dato geschriebenen Textzeilen – „The beer I had for breakfast wasn’t bad“ – entfaltet. Hinsichtlich Erbauung speziell der Cowboy-Gemeinde stand der Merle-Haggard-Song „No Reason To Quit“ dem in nichts nach, das gute Stück war bereits vor über dreißig Jahren Primus inter pares auf der exzellenten Liedersammlung „LSD C&W – The History Of The Chadbournes In America“ (1987, Fundamental) mit einer umfangreichen Auswahl an Nummern aus dem Kosmos der anglo-amerikanischen Pop-Geschichte, die für die musikalische Sozialisation des Doc Chadbourne mitverantwortlich zeichneten.
Dem Publikum im vollbesetzten Stragula stand der Sinn nach mehr, als die letzten Klänge der Zugabe verhallten, es hätte die ganze Nacht gerne so weitergehen dürfen mit den improvisierten Kleinoden aus dem unerschöpflichen Fundus der Meilenstein-Neubearbeitungen durch den grandiosen Outsider-Musiker und ausgewiesenen Entertainer aus Boulder/Colorado und seinen beiden an Inspiration und Talent in nichts nachstehenden Begleitern. So bleibt die Vorfreude auf das nächste Jahr, wenn sich die Herren Chadbourne, Schroeder und Waldenfels im Stragula wieder die Ehre geben und zu der Gelegenheit schwer vermutlich erneut ein komplett anderes Programm aus dem Hut zaubern.

Soul Family Tree (51): Aretha Franklin

Freiraum-Blogger Stefan Haase nimmt in der heutigen Black-Friday-Ausgabe in seinem Gastbeitrag Abschied von Soul-Diva Aretha Franklin – read it with respect:

Viele große Soul-Sängerinnen und -Sänger sind in den vergangenen Jahren gestorben. Allen Toussaint, Percy Sledge, Ben E. King, Bobby Womack, Jalal Mansur Nuriddin von den Last Poets, Dennis Edwards von den Temptations, Bobby Bland, Jimmy Ruffin, Fats Domino, Charles Bradley, Sharon Jones…

Doch ist Aretha Franklins Tod irgendwie anders. In den letzten Tagen ihres Lebens nahm die Welt bereits Abschied, mit langen Songlisten und den Aufzählungen ihrer Rekorde, wie viele Tonträger sie verkauft hatte, ihren Grammy-Trophäen, ihrer 5 Oktaven umfassenden Stimme – doch das erklärt Aretha Franklin nicht.

Was war das besondere an Aretha, wie sie respektvoll und liebevoll genannt wurde? Sie verkörperte die Antwort auf die Frage: Was ist Soul? Denn sie war Soul! Wie sie selbst in einem Interview erklärte, sei Soul letztlich eine Frage des Ausdrucks, wo Spiritualität und Gesang zur Höchstleistung zusammenkommen. Aretha hatte diese einmalige Stimme, die die gesamte Palette von Liebe, Leid bis hin zur Depression und Spiritualität singen konnte. Sie sang über das Leben, wie das Leben war. Sie verklärte nichts und es finden sich immer wieder wichtige Botschaften in ihren Liedern. Wenn sie einen Cover-Song aufnahm, dann behielt sie die Melodie bei und variierte den Song nur mit ihrer Stimme und machte damit viele fremde Werke zu ihren eigenen Songs.

Und sie hatte auch Glück. Sie war zum richtigen Zeitpunkt da und bereit. Nicht zu vergessen: Ihr Weg wurde von anderen vorab geebnet. Von Ella Fitzgerald, von Dinah Washington und von der Queen of Gospel, Mahalia Jackson. In ihrer Heimat kamen immer wieder Künstler wie Ray Charles, Sam Cooke oder Mahalia Jackson in die Kirche. Sam Cooke half ihr bei ihren ersten Schritten in New York. So nahm sie für Columbia Records acht Alben auf, sang sich durch viele Jazz-Standards. Doch der Erfolg blieb aus und der Plattenvertrag endete. Ihr künstlerisches Potential konnte sie noch nicht abrufen.

Mit dem Wechsel zu Atlantic Recordings im Jahr 1967 sollte sich alles ändern. Jerry Wexler nahm sie unter Vertrag und schickte sie in die legendären Muscle Shoals Studios in Alabama. So saß sie im Aufnahmeraum vor dem Klavier, eigentlich sollte sie einen Blues spielen, und dann sang sie „I Never Loved A Man (Like I Love You)“. Ein Song, der zum Inbegriff von Modern Soul wurde. Heute noch schwärmen die Session-Musiker von diesen Tagen. Jeder spürte es, Aretha legte alle Fesseln ab und sang sich auf ein neues Level. Auch ihr großer Hit „Respect“ entstand bei den Sessions. In den Jahren 1967 und 1968 erschienen fünf Alben mit großen Hits. Schnell wurde sie zum Weltstar und verdiente sich dabei Respekt. Fortan entschied sie selbst, welche Musik sie aufnahm. Denn die großen Hits waren geschrieben und nun hatte sie auch keinen Druck mehr, irgendjemanden noch etwas beweisen zu müssen.

Dreimal reiste sie nach Europa. 1968 zum ersten und 1983 zum letzten Mal. Wegen ihrer Flugangst tourte sie in den USA nur mit dem Bus oder mit der Bahn. Wer sie live erleben wollte, musste zu ihr fliegen.

Biografisches: Geboren in Memphis, aufgewachsen in Detroit, als Pastorentochter mit Gospel im Blut, mit 14 Jahren nahm sie ihre erste Platte auf, mit 16 Jahren wurde sie Mutter, ging nach New York und wurde in den späten 1960ern mit 26 Jahren zur Queen Of Soul. In den 1970er Jahren kehrte sie zu ihren Gospel-Wurzeln zurück. Gerade in den schwierigen Sechziger und Siebziger Jahren, in denen sich junge schwarze Künstler erst behaupten mussten, setzte sich Aretha schnell durch und wurde zum Star. Selbst Menschen, die mit Soul nicht viel anfangen konnten, kannten, mochten und respektierten sie.

In den frühen Siebzigern nahm sie mit „Young, Gifted And Black“ und „Amazing Grace“ zwei Gospelalben auf, die sich jeweils mehr als eine Million mal verkauften. Als ihre Karriere in den Achtzigern ins Stocken geriet, feierte sie durch den Film „Blues Brothers“ und ihren Auftritt mit einem Remake von „Think“ ein Comeback. Viele entdeckten Aretha Franklin neu. Genregrenzen kannte sie nicht. Sie nahm Disco-Musik auf, sang Duette etwa mit George Michael, ihre letzte Nummer 1 in den Charts. Manche nahmen ihr das übel. Doch Aretha ging ihren eigenen Weg.

Aretha konnte aus zuckersüßen Schnulzen jene Momente erschaffen, die etwas Erhabenes hatten. Sie machte aus einem Liebeslied wie „(You Make Me Feel) Like A Natural Woman“ ein Statement und erhob den Song auf ein neues Level des Selbstbewusstseins. In „Respect“ verbindet sie Protest und R&B mit einer klaren politische Botschaft. Oft waren ihre Songs Inspiration für viele Menschen.

Sie sang bei der Beerdigung von Martin Luther King und bei drei Inaugurations-Feiern. Vermutlich war ihr Auftritt 2009 zur Einführung von Obama als Präsident ihr persönlicher Traum, der wahr wurde. Nur kurze Zeit später kam die Krebsdiagnose.

Sie ließ sich nicht festlegen. Hatte sie mit einem Song einen Erfolg, wiederholte sie den Erfolg nicht. Jeder kann aus ihrem Songkatalog seine Lieder für sich herausfiltern und jeder wird fündig werden. In den vielen sehr guten wie berührenden Nachrufen liest man immer wieder, welchen Stellenwert sie hatte. Und sie verkörperte bis zuletzt den Gegenentwurf zum aktuellen Amerika: tolerant, offen, respektvoll, integer. Und wieder war es der 16. August, möchte man zum Schluss sagen. Am 16. August starb auch Elvis Presley, ebenfalls aus Memphis stammend, und neben Aretha Franklin die wohl größte Stimme Amerikas.

„All I’m asking is for a little respect when I come home“.

Ich empfehle als Einstieg die folgenden Aufnahmen, mit Fokus auf ihre Zeit bei Atlantic Recordings. Das war die Ära ab 1967, in der die ganz großen Hits entstanden:

„You Grow Closer“ (1956) → youtube-Link

Es war ihre erste Single im Alter von 14 Jahren vom Album „Songs Of Faith“.

„There’s a still small voice, saying to me,
Closer, closer, grow closer to Me.
In a whispered tone, never leaves me alone;
Closer, closer, closer to Him…“

„What A Difference A Day Made“ (1964) → youtube-Link

Vom Album „Unforgettable: A Tribute To Dinah Washington“ – Dinah Washington sah in Aretha bereits früh ihre Nachfolgerin.

„I Never Loved A Man (Like I Love You)“ (1967) → youtube-Link

Von ihrem gleichnamigen Debüt bei Atlantic Records. Und im Hintergrund sind ihre beiden Schwestern im Chor zu hören. Der Rolling Stone zählt unter den besten 500 Songs aller Zeiten gleich drei Songs aus diesem Album.

„Respect“ (1967) → youtube-Link

“ R-E-S-P-E-C-T
Find out what it means to me
R-E-S-P-E-C-T
Take care, TCB“
(TCB ist eine Abkürzung für den Ausspruch „Take care of business“)

„(You Make Me Feel Like A) Natural Woman“ (1968) → youtube-Link

Vom „Lady Soul“-Album.

„Precious Lord, Take My Hand / You’ve Got a Friend“ (1972) → youtube-Link

Vom Album „Amazing Grace“.

„Think“ (1980) → youtube-Link

Ein Remake aus dem Film und Soundtrack „Blues Brothers“.

„Rolling in the Deep / Ain’t No Mountain“ (2014) → youtube-Link

Von ihrem letzten regulären Album „Sings The Great Diva Classics“. Hier zu sehen bei ihrem Auftritt in der Letterman-Show mit einem Mash-up aus zwei Songs.

Peace and Soul

Stefan aka Freiraum

Soul Family Tree (41): Southern Soul und eine Hommage an Rick Hall

Soul-Freitag mit Stefan Haase vom Hamburger Freiraum-Blog, heute mit seiner Erinnerung an den im Januar verstorbenen Songwriter, Produzenten, Musiker und Muscle-Shoals-Studio-Boss Rick Hall:

Spricht man vom Südstaaten-Soul, so denkt man vermutlich zuerst an den Memphis-Soul. Heute gibt es eine Hommage an einen der Großen in der Musik und dem Erfinder von Southern-Soul. Rick Hall liebte den Rhythm & Blues, er ging in den späten 1950er Jahren ins stark segregierte Alabama und gründete die Florence Alabama Music Enterprises (FAME), bestehend aus dem Musikverlag FAME Publishing, dem Plattenlabel FAME Records und dem Aufnahmestudio FAME Recording Studios. Hall, ein Weißer, der in den Muscle Shoals Studios schwarze Musik produzierte und arrangierte. Die Geschichte klingt auch heute noch wie ein Wunder. Anfang der 1960er Jahre hatte Rick Hall sein Studio aufgebaut und verfügte über hervorragende Session-Musiker. Nebenbei überwand er Brücken zwischen Weiß und Schwarz und brach damit ein Tabu. Seine erste Session-Band bestand aus weißen Musikern, die zusammen mit afroamerikanischen Kollegen spielten.

Bereits eine der ersten Aufnahmen wurde ein Hit. Arthur Alexander nahm bei ihm seinen größten Hit „You Better Move On“ auf. Der Anfang war gemacht. Mit dem verdienten Geld baute Hall sein Studio weiter aus und es dauerte nur wenige Jahre, bis die großen Namen nach Muscle Shoals in die gleichnamigen Studios kamen. Und Rick Hall hatte Glück. Jerry Wexler (Atlantic Recordings) hatte gerade Aretha Franklin unter Vertrag genommen und schickte sie zu ihm für die Aufnahmen einiger Songs. Schon das erste Stück „I Never Loved a Man (The Way I Love You)“ wurde zum Inbegriff von Modern Soul und Aretha ein Star. Schnell entstand ein eigenständiger Sound. Was den Muscle Shoals Sound von Motown und Memphis unterschied, war die Instrumentierung. Hall setzte auf harte Arrangements und Dynamik, er spielte geschickt mit den musikalischen Genres und kreierte so den Southern-Soul.

In den 1960er Jahren nahmen viele namhafte Künstler bei Hall ihre besten Platten auf. Percy Sledge („When A Man Loves A Woman“) war ebenso dort wie Otis Redding, Arthur Conley, Clarence Carter, Wilson Pickett oder die Rhythm & Blues Queen Etta James. Alles was damals einen Namen hatte, ging in die Muscle Shoals Studios. Dem Atlantic-Mann Jerry Wexler war dieser Erfolg ein Dorn im Auge, und so machte er den Session-Musikern Anfang der 1970er Jahre ein finanzielles Angebot, das diese nicht ablehnen konnten. Rick Hall blieb der Stadt Muscle Shoals und seinem Studio dennoch treu und wandte sich vom Soul hin zu Country und Easy-Listening-Musik.

2013 erschien die Dokumentation „Muscle Shoals“ über sein Leben, die nicht nur wegen dem Soundtrack sehenswert ist. Rick Hall hatte sie alle im Studio gehabt. Wenn die Rolling Stones „schwarzer“ klingen wollten, gingen sie in die Muscle Shoals Studios. So entstanden dort Aufnahmen wie „Brown Sugar“ oder „Wild Horses“. Duane Allman und die Allman Brothers waren ebenso dort wie Lynyrd Skynyrd, die in den Studios ihr legendäres „Sweet Home Alabama“ aufnahmen.

Im Januar ist der „Father of Muscle Shoal“ im Alter von 85 Jahren gestorben.
Thank you Rick Hall.

Hier kommen 5 Songs aus den 1960er Jahren, alle produziert und arrangiert von Rick Hall und den berühmten Session-Musikern: Barry Beckett (Keyboards), Roger Hawkins (Schlagzeug), Jimmy Johnson (Gitarre) und David Hood (Bass).

Los geht es mit Queen Etta James mit „Tell Mama“. Es folgt Wilson Pickett, der eigentlich als Gast für Musik-Sessions nach Alabama kam und dann mit der verrückten Idee zu Hall ging, von den Beatles „Hey Jude“ zu covern. Zusammen u.a. mit Duane Allman wurde der Song eingespielt. Aretha Franklin folgt mit der Nummer, die der Inbegriff des Modern Souls wurde. Aretha nahm später dort auch ihren Hit „Respect“ auf. Otis Redding darf nicht fehlen, mit einer starken Nummer, „You Left The Water Running“. Zum Schluss kommt die Hymne schlechthin: „Sweet Soul Music“ von .

In vier Wochen gibt es gibt es wieder raren Rhythm & Blues mit weiteren musikalischen Ausgrabungen und Schätzen.

Peace and Soul.

Stefan aka Freiraum

Soul Family Tree (16): Mahalia Jackson, Aretha Franklin, The Blind Boys Of Alabama

Black Friday, aus gegebenem Anlass am heutigen Good Friday/Karfreitag eine Ausgabe mit Kirchen-Hymnen und Gospel-Songs, praise the Lord, Brothers and Sisters…

„I sing God’s music because it makes me feel free. It gives me hope. With the blues, when you finish, you still have the blues.“

Den Auftakt macht Mahalia Jackson, the Queen of Gospel, die 1911 in New Orleans geborene Civil-Rights-Aktivistin war weltweit eine der einflussreichsten Sängerinnen der schwarzen Kirchen-Musik, hier mit der Nummer „Jesus Met The Woman At The Well“, die sich auf die Begegnung des Herrn mit der Samariterin aus dem Johannes-Evangelium bezieht, Nick Cave hat das Traditional 1986 zusammen mit den Bad Seeds für sein herausragendes Coverversionen-Album „Kicking Against The Pricks“ neu interpretiert.

Im Fußball würde man sagen, die Nummer stellt sich von selbst auf: Die Kirchen-Hymne „Amazing Grace“ aus dem 18. Jahrhundert, hier eine Zehn-Minuten-Version der Soul-Diva Aretha Franklin von ihrem gleichnamigen 1972er-Live-Album, bis heute sowohl ihre bestverkaufte Platte als auch das meistverkaufte Album unter den Gospel-Live-Mitschnitten.

“Our disability doesn’t have to be a handicap. It’s not about what you can’t do. It’s about what you do. And what we do is sing good gospel music.“

Den Reigen schließen The Blind Boys Of Alabama, eine Gospelformation, die bereits 1939 im Schulchor zusammen sang, seit 1948 Platten veröffentlicht, bis dato fünf Mal mit dem Grammy ausgezeichnet wurde und in ihrer Jahrzehnte-langen Karriere mit so unterschiedlichen Musikern und Bands wie Susan Tedeschi, Solomon Burke, Tom Waits, Willie Nelson, Lou Reed oder Yo La Tengo zusammenarbeitete.