Die von Karin Zwack und Daniel Bürkner kuratierte Veranstaltungsreihe frameless ging am vergangenen Mittwoch für das Jahr 2015 im Münchner Einstein Kultur in die letzte Runde. Daniel Bürkner konnte in seiner traditionellen Einführungsansprache mit der frohen Kunde aufwarten, dass das Kulturreferat der Landeshauptstadt München auch für nächstes Jahr ein Budget zur Verfügung stellt, und so wird auch 2016 eine Reihe von Medienkünstlern und Musikern neue Ansätze von Experimental-Musik präsentieren, die sich mit den veränderten Lebensbedingungen im digitalen Zeitalter auseinandersetzen werden.
Den musikalischen Part des Abends eröffnete der griechische Konzeptkünstler und Komponist Novi_sad, der die bewegten, verfremdeten, digitalen, mitunter in ihrer schwer fassbaren Ästhetik verstörenden Bilder des japanischen Visual-Künstlers Ryoichi Kurokawa mit schweren, düsteren Industrial-Drones, bis an die Schmerzgrenze gehenden Hochfrequenz-Schleif-Geräuschen und wunderschönen Cello-Loops unterlegte, die Performance „Sirens“ übersetzte die Daten historischer Börsen-Crashs in ein komplexes audio-visuelles Gesamtkunstwerk, das den Zuschauer/hörer in eine irritierende Digital-Welt zog. Die Präsentation war im Kontext zur Realität zu sehen, sie knüpfte Bezugspunkte zu den aktuellen ökonomischen Verwerfungen in der griechischen Gesellschaft.
Foto Portrait Novi_sad (c) Courtesy by the Artist
Konventioneller gestaltete sich der Vortrag der kolumbianischen Multi-Instrumentalistin Lucrecia Dalt, die zierliche Musikerin bediente sich ansatzweise klassischer Songwriting-Elemente, die sie gekonnt auf digitale Verfremdung, perkussive Loops und geschickt übereinander gelegte Soundschichten treffen lies. So entstand ein faszinierendes Klanggebilde aus Ambient-, Trance- und Trip-Hop-Versatzstücken, die die Musikerin mit analog eingespielten Keyboard-Einsprengseln, E-Bass-Akkorden und einem Sprechgesang versah, der an die große New Yorker Experimental-Performancekünstlerin Laurie Anderson erinnerte.
In ihrer Aufführung am vergangenen Mittwoch setzte sich Lucrecia Dalt thematisch mit deutschen Filmklassikern auseinander, die miteinander verwobenen, ineinander übergehenden Musikstücke wurden von der Künstlerin während der medialen Beschallung durch die cineastischen Arbeiten komponiert.
Foto Portrait Lucrecia Dalt (c) Tonje Thilesen
Das Installationsprojekt für frameless05 konzipierte die in München lebende Künstlerin Karin Zwack, die auch als Kuratorin für die Veranstaltungsreihe tätig ist, sie kombinierte die Standbilder von Webcams zur Überwachung von Straßenbelägen in Island mit meditativen Klangschleifen des unter dem Pseudonym aus arbeitenden japanischen Musikers Yasuhiko Fukuzono, das gemeinsame Projekt „Halsar“ hatte den Anspruch, die irritierende Ästhetik der digitalen Überwachung zu dokumentieren.
Foto „Halsar“ (c) Karin Zwack
Verwendung der Fotos mit freundlicher Genehmigung von frameless-Kuratorin Karin Zwack