Binoculers

Binoculers @ Bienenorden, München, 2017-04-09

„Ein Traum in Moll“ stand an dieser Stelle im Mai 2015 zur anstehenden Veröffentlichung des Binoculers-Albums „Adapted To Both Shade And Sun“ als staunende Schwärmerei über den Zauberwald-Pop der Hanseaten zu lesen, verbunden mit der Hoffnung auf ein baldiges konzertantes Aufführen der feinen Tonkunst des Hamburger Duos in Münchner Gefilden, die IsarstädterInnen mussten sich dann doch noch etliche Monde gedulden bis zur Erfüllung dieses Begehrs, Blogger-Freund Eike Klien vom Klienicum-Blog hat’s nun möglich gemacht und das ursprünglich angedachte Wohnzimmerkonzert in seinem Ampfinger Refugium spontan als Wild Honey Concert umgewidmet und die Veranstaltung in der wunderbaren Örtlichkeit des Sendlinger Bienenordens (ehemals Atelier gUT) angesiedelt.

Nadja Rüdebusch und ihr musikalischer Wegbegleiter Daniel Gädicke haben seit einem Monat ein neues Album am Start, dementsprechend reichhaltig war der Anteil der einzelnen Werke aus „Sun Sounds“ (Insular) beim gut besuchten Konzertabend im Sendlinger Künstleratelier von Denis Stepanovic am vergangenen Sonntagabend, das Duo verstand es auf entspannte und äußerst charmante Art, den herrlichen Sonnentag angenehmst mit ihrer individuellen Spielart der Indie-Pop-Harmonien zu krönen.
Die Binoculers-Klangwelt erstreckte sich in einem äußerst stimmigen Gesamtbild von melancholischen, Chanson-haften Kleinoden hin zu nonchalanten Kammer- und Dream-Pop-Kostbarkeiten, Rüdebusch und Gädicke glänzten mit dezent platzierten Beigaben aus dem Desert Blues und der experimentellen Psychedelic, die im Grundton entschleunigte, zurückgenommene, oft dezente Tondichtung erfuhr mit Perlen wie „The Cities“ oder „Same Sun“ punktuelle Uptempo-Einschübe, die in frisch-unverkrampftem Nach-Vorne-Abgehen gar Hit-Potential offenbarten.
Herausragende Charakteristika im Vortrag der beiden hochsympathischen Hanseaten sind neben dem Einsatz zurückgenommener Electronica, dem reduzierten Gitarrenanschlag und der in homöopathischen Dosen zur Krautrock-Progressive-Psychedelia neigende Keyboard-Klang vor allem anderen die Gebirgswasser-klare, gleichsam verträumt-erotisch wie rein klingende Singstimme von Nadja Rüdebusch, die von Konzertbeginn weg in den Bann schlug, und das virtuose Schlagwerk-Spiel Daniel Gädickes, das trotz zurückhaltender Unaufdringlichkeit jederzeit ausgeprägte Könnerschaft erkennen lässt und mit seiner Rhythmik dem ureigenen Sound der Band den stimmigen Rahmen gibt.
So, wie das aufmerksame, kundige Publikum vom Vortrag des Duos ergriffen wurde, so begeistert waren die beiden Künstler von der schmucken Lokalität in Sendling, gerne kommen wir beizeiten auf das Ansinnen und das Versprechen der Band zurück, hier bei Gelegenheit ein Freiluft-Konzert im schönen Bienenorden-Hof zu spielen, time will tell…
(*****)

Very special thanks an Katrin Klien für das feine Catering, das wie immer einem rundum gelungenen Abend die spezielle Note verlieh.

Das nächste Wild Honey Concert im Bienenorden findet am 19. Mai statt, auftreten wird das Duo Wayne Graham aus Whitesburg/Kentucky mit äußerst gepflegtem US-Indie-Folk und Alternative Country, wir freuen uns schon wie Bolle.

Binoculers treten heute im Zing in Saarbrücken auf, weitere Termine der laufenden Tour:

12.04.Darmstadt – Zucker
13.04.Würzburg – Cafe Wunschlos Glücklich
14.04. – Neukirchen – Adorf
15.04.Chemnitz – Aaltra
16.04.Hof – Hauskonzert
19.05.Braunschweig – Nexus
20.05.Hannover – Galeria Lunar Goes Underground
25.05.Ulm – Hudson Bar

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Abgerechnet wird zum Schluss: Die Platten des Jahres 2015

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„When I said you’re strange
It was a compliment, you know“
(Langhorne Slim & The Law, Airplane)

Irgendwie ein typisches „Es-war-schon-alles-da-in-der-Musik-darum-schon-wieder-kein-neues-‚Astral-Weeks‘-‚Zen-Arcade‘-‚Exile-On-Main-St‘-Wunderwerk“-Jahr, dafür aber ein Musik-Jahr mit überraschenden Comebacks, würdigen Alterswerken, spannenden Mixturen, ein paar erwarteten und etlichen unerwarteten Highlights, einigen gewichtigen Ausgrabungen aus den Archiven und einem ersten Platz, der das in der Gesamtheit nicht sonderlich rosige Jahr 2015 in seiner Grundstimmung einfängt.

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(01) Steve Von Till – A Life Unto Itself (2015, Neurot)
Das düstere Songwriting des Neurosis-Sängers/-Gitarristen: die Platte des Jahres 2015 im Kulturforum. Der passende Soundtrack für ein Jahr, von dem Bilder/Eindrücke unter anderem von gekenterten Flüchtlings-Booten, dem Terror-Anschlag auf einen Live-Club und allerhand politischen Verwerfungen bleiben werden, leider.

(02) Pops Staples – Don’t Lose This (2015, Anti)
Würdiges Alterswerk der Gospel-/Soul-Ikone, aus Rohfassungen von Tochter Mavis Staples und Wilco-Vorturner Jeff Tweedy behutsam zu einem guten Ende gebracht.

(03) Bang On A Can All-Stars – Field Recordings (2015, Cantaloupe/Naxos)
Im Bereich Experimental/Avantgarde/Klassik das Maß aller Dinge in 2015.

(04) Eleventh Dream Day – Works For Tomorrow (2015, Thrill Jockey/Rough Trade)
Tonträger-Comeback des Jahres. Die Alternative-Rock-Combo um Rick Rizzo und Janet Beveridge Bean aus Chicago/Illinois hat nichts verlernt und kracht wie eh und je.

(05) Bill Fay – Who Is The Sender? (2015, Dead Oceans)
Steht dem Songwriter-Wunderwerk ‚Life Is People‘ (Dead Oceans) von 2012 in nichts nach.

(06) The Unthanks – Mount The Air (2015, Soulfood)
Unthank ist der Welten Lohn, haha. English Folk Masterworks.

(07) Wrekmeister Harmonies – Night Of Your Ascension (2015, Thrill Jockey)
Ambient-Drone-Metal von JR Robinson und seinen Mitstreitern, Jahres-Top-Ten-Dauergast.

(08) James McMurtry – Complicated Game (2015, Blue Rose Records)
James McMurtry hat den Folk für sich entdeckt.

(09) Melbourne Cans – Moonlight Malaise (2014, Lost & Lonesome)
Australische Indie-Perle.

(10) Houndmouth – Little Neon Limelight (2015, Rough Trade)
US-Wohlklang-Pop mit allen guten Zutaten aus den Sixties.

(11) Die Buben im Pelz & Freundinnen – Die Buben im Pelz & Freundinnen (2015, Konkord)
Den Violinen-Drone aus „The Black Angel’s Death Song“ haben sie nicht hingekriegt, sowas bleibt natürlich nur Musikern wie dem Gott-ähnlichen John Cale vorbehalten, ansonsten haben sie wirklich alles richtig gemacht, die Buben im Pelz und ihre Schicksen, mit ihrer Wiener Adaption eines der wichtigsten Alben der Pop-Historie. Total leiwand, eh kloa…

(12) Nathaniel Rateliff – Nathaniel Rateliff & The Night Sweats (2015, Stax / Caroline)
Der ehemalige Alternative-Country-/Folk-Crooner liefert die Soul-Scheibe des Jahres ab. Schade, dass er sich beim Münchner Auftritt hinsichtlich Konzertdauer so geziert hat.

(13) Alela Diane & Ryan Francesconi – Cold Moon (2015, Soulfood)
Atemberaubende Schönheit, in Töne gegossen. Mehr Folk-Wohlklang geht glaub ich nicht.

(14) The Echo Bombs – King Of Uncool (2014, Rubber Brother Records)
Garagen-Trash vom Feinsten aus Phoenix/Arizona. Crypt-Records-Ehrenmedaille, sozusagen.

(15) Yo La Tengo – Stuff Like That There (2015, Matador)
‚Fakebook‘, revisited. Was wäre eine Jahresbesten-Liste ohne Yo La Tengo?

(16) Danny And The Champions Of The World – What Kind Of Love (2015, Loose Music / Rough Trade)
Allein schon wegen „Precious Cargo“ und „This Is Not A Love Song“…

(17) Waves – Stargazer (2015, Waves)
Mit das Interessanteste in Sachen Post-Rock kam heuer aus München. Meine Hardcopy fange ich mir beim Konzert am 14. Januar im Backstage ein und dann folgt auch eine ausführliche Besprechung. Versprochen.

(18) Eric Pfeil – Die Liebe. Der Tod. Die Stadt. Der Fluss (2015, Trikont)
Intelligent-gewitzter deutscher Songwriter-Pop. Gibt’s nicht? Eric Pfeil hören…

(19) The Lonesome Billies – It’s Good To Be Lonesome (2015, Stay Lonesome Records)
Alternative Country aus Oregon, mit Punk-Rock-Hintergrund. Da kann nix schiefgehen.

(20) The Moonband – Back In Time (2015, Millaphon Records / Broken Silence)
Wie bereits im Vorjahr waren die Münchner Vorzeige-Folker sowohl konzertant als auch auf Tonträger eine Bank. Eine Coverversionen-Sammlung vom Feinsten.

(21) Low – Ones And Sixes (2015, Sub Pop)
Bis dato das reifste Werk des Slowcore-Trios.

(22) Duke Garwood – Heavy Love (2015, Heavenly / Rough Trade)
Grandioser Düster-Blues im Geiste von Nick Cave und Hugo Race vom Londoner Duke Garwood.

(23) Langhorne Slim & The Law – The Spirit Moves (2015, Dualtone)
„Airplane“, mehr sag ich nicht…

(24) Binoculers – Adapted To Both Shade And Sun (erscheint im Juni 2015, Insular)
Psychedelischer Indie-Wohlklang aus Hamburg.

(25) A Forest – Grace (2014, Analogsoul / Broken Silence)
Ultra-cooler Elektro-Soul aus dem deutschen Osten. Kam schon letztes Jahr raus, was mir wegen der exzellenten Qualität der Platte herzlich egal ist.

(26) Ryley Walker – Primrose Green (2015, Dead Oceans)
Aus der Zeit gefallener Prog-Folk, der Neues mit alten Meistern wie Tim Buckley und Nick Drake verbindet.

(27) Takaakira ‘Taka’ Goto – Classical Punk And Echoes Under The Beauty (2015, Pelagic / Cargo Records)
Exzellente Neoklassik-Übung des Mono-Gitarristen.

(28) Ralph Stanley & Friends – Man Of Constant Sorrow (2015, Cracker Barrel)
The good Bluegrass-Doctor mit prominenter Unterstützung.

(29) Ty Segall Band – Live In San Francisco (2015, Drag City)
Krachiger US-Indie-Rock der angenehmen Sorte.

(30) Damo Suzuki & Mugstar – Start From Zero (2015, Salted)
Der ehemalige Can-Sänger und die britischen Space-Rocker mit einem hypnotischen Live-Album.

(31) Rhett Miller – The Traveler (2015, ATO Records)
Der Old-97’s-Vorsteher auf Solopfaden als Indie-/Alternative-Country-Grenzgänger.

(32) Joe Crookston – Georgia I’m Here (2014, Milagrito)
1a-Ami-Folk-Album.

(33) Hans Theessink & Terry Evans – True & Blue (2015, Blue Groove / in-akustik)
Der holländische Blues-Gitarrist und der Ry-Cooder-Spezi live in Wien.

(34) Robert Pollard – Faulty Superheroes (2015, Fire Records)
Gibt es überhaupt schlechte Robert-Pollard-/Guided-By-Voices-Platten? Mir ist noch keine untergekommen.

(35) The Rheingans Sisters – Already Home (2015, Rootbeat)
Altertümlicher englisch-französischer Folk und Klassik-Elemente ergeben eine bestechende Mixtur.

(36) The Revolutionary Army Of The Infant Jesus – Beauty Will Save The World (2015, Occulation)
Überraschendes, unerwartetes Experimental-Folk-Comeback.

(37) Warren Haynes feat. Railroad Earth – Ashes & Dust (2015, Mascot / Rough Trade)
Gov’t-Mule- und ex-Allman-Brothers-Ausnahme-Gitarrist Haynes hat zusammen mit der Bluesgrass-Jam-Combo Railroad Earth ein handwerklich perfektes Werk in die Landschaft gestellt.

(38) Robin Williamson – Trusting in the Rising Light (2015, ECM)
Keltischer Experimental-Folk des ex-Incredible-String-Band-Harfenspielers auf höchstem Niveau.

(39) Wire – Wire (2015, Pink Flag / Cargo Records)
Auf die englische Art-Punk-Institution ist auch nach 37 Jahren uneingeschränkt Verlass.

(40) Steph Cameron – Sad-Eyed Lonesome Lady (2014, Pheromone Recordings / Fontana North)
Jack Kerouac als kanadische Folk-Frau. Bereits von 2014 und heuer noch genauso gut wie in 10 Jahren.

***

Außer Konkurrenz – Thematische Sammlungen / Best-Of-Sampler / Aus den Archiven / Wiederveröffentlichtes / „Oldies But Goldies“:

(01) V.A. – Senegal 70: Sonic Gems & Previously Unreleased Recordings From The 70’s (2015, Analog Africa / Groove Attack)
Senegal-Funk-Soul-Juju-Afro-Cuban-Dub-Trance-Jazz-Crossover, die 70er Jahre…

(02) V.A. – Strange & Dangerous Times – New American Roots – Real Music For The 21st Century (2014, Trikont)
Muddy-Roots-Soundtrack, mustergültigst kompiliert von „Shadow Cowboy“ Sebastian Weidenbach.

(03) V.A. – Rastafari: The Dreads Enter Babylon – 1955-83: From Nyabinghi, Burro and Grounation to Roots and Revelation (2015, Soul Jazz Records)
Religious Rastaman Vibration und die jamaikanische Volksmusik, ein weites Feld…

(04) The Dad Horse Experience – Best Of – Seine schönsten Melodien 2008 – 2014 (2015, Sacred Flu Productions)
Die besten Predigten über die Schattenseiten des Lebens von unserem liebsten Reverend Dad Horse Ottn. Kellergospel of the Walking Dad since 2006.

(05) Pere Ubu – Elitism For The People 1975-1978 (2015, Fire Records)
Das Frühwerk der Post-Punk-Avantgarde-Pioniere, wichtiger geht’s eigentlich nicht mehr.

(06) The Velvet Underground – The Complete Matrix Tapes (2015, Polydor)
Nachdem es von ihnen nicht allzu viel brauchbares Live-Material gibt, nimmt man das hier mit Kusshand.

(07) Dead Moon – Tales From The Grease Trap, Vol. 1: Live At Satyricon (2015, Voodoo Doughnut Recordings / Broken Silence)
Aus den Live-Archiven der Garagen-Trash-Götter.

(08) Gil Scott-Heron – Small Talk At 125th And Lenox (Reissue 2015, Ace Records / Soulfood)
Polit-Proto-Rap vom Meister seines Fachs.

(09) Grateful Dead – 30 Trips Around the Sun: The Definitive Live Story 1965-1995 (2015, Rhino)
Live waren sie immer in ihrem Element: Das Motto „Aus jedem Jahr ein Stück“ ergibt eine repräsentative Werkschau, der selbst altgediente Dead-Heads noch einiges abgewinnen können.

(10) Beat Happening – Look Around (2015, Domino)
Best-Of-Werkschau der Indie-Stoiker.

***

Das soll’s gewesen sein von meiner Seite für 2015. Rutscht gut rüber ins neue Jahr, ich wünsche Euch alles Gute, Glück und vor allem Gesundheit für 2016, uns wird es vermutlich auch im neuen Jahr im Großen und Ganzen wieder besser ergehen als 99% vom Rest der Welt, in diesem Sinne, weil Sylvester ist und weil gleich die Böller und Sektkorken knallen, soll das letzte Wort im alten Jahr an dieser Stelle Nathaniel Rateliff gehören: „Son of a Bitch, give me a Drink !!!!“ ;-)

Reingehört (55)

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Binoculers – Adapted To Both Shade And Sun (erscheint im Juni 2015, Insular)
Es gibt Musikkonsumenten, und da will ich mich nicht ausnehmen, die finden den Umstand beklagenswert, dass von der wunderbaren amerikanischen Songwriterin Hope Sandoval und ihrer Dream-Folk/-Pop-Combo Mazzy Star grundsätzlich wenig und schon eine ganze Weile kein aktuelles Material verfügbar ist, aber ich kann an dieser Stelle die Darbenden beruhigen: Andere Mütter haben auch schöne Töchter und so möchte ich auf die kommende, dritte Langspielplatte der Hamburgerin Nadja Rüdebusch und ihrem Projekt Binoculers hinweisen, dass sie 2007 ins Leben rief und bei dem sie auf ihrem neuen Album, dass sie zusammen mit Daniel Gädicke produzierte, von eben jenem am Schlagzeug unterstützt sowie auf der anstehenden Tour – die, wie ich hoffe, auch nach München führt – begleitet wird.
Die kommende Veröffentlichung wird eine wunderschöne, psychedelisch angehauchte und behutsam instrumentierte und arrangierte Songsammlung sein, die die leisen Töne pflegt und die neben verhuscht-zauberhaftem Indie-Pop auch vermehrt an anspruchsvollen Chanson denken lässt. Und hinsichtlich sinnlicher Stimm-Ausstrahlung kann es die Hanseatin Nadja Rüdebusch mit Mrs Sandoval aus L.A., California, allemal aufnehmen. Ein Traum in Moll.
(**** ½)

Vielen Dank an Lennart Thiem von www.Niedervolthoudini.com für die nette Postkarte und den Download-Code.

Wer die Pressung des Albums sponsoren möchte, kann dies tun unter startnext.de/binoculers.

Pale Honey – Pale Honey (2015, Bolero Recordings)
Alter Schwede, von wegen! Junge Schweden! Mit feminin/lasziv/erotischem Gesang und rhythmischem Schepperrock. Der Sound, der beim kürzlich lautstärkenmäßig leider sehr gedämpften Konzert der Combo in der Südstadt noch recht schrammlig-melodisch in C86-Manier rüberkam, wird auf dem ersten Longplayer des Quartetts aus Göteborg von Rhythmusgitarren-Stakkato und technisch-elektronischen Beigaben dominiert, Vergleiche zu Sleater-Kinney, PJ Harvey aus deren wilder Zeit und dem Alternative-Rock-/Blues-Punk-Projekt Boss Hog um Cristina Martinez und ihren Göttergatten Jon Spencer seien ausdrücklich erlaubt. Schöne Platte für den Frühling, die groovig-munter mitzucken und das Tanzbein befreit schwingen lässt.
(****)

Giant Sand – Heartbreak Pass (2015, Rykodisc)
Die gefühlt 328. Veröffentlichung der Combo um Howe Gelb aus Tucson, Arizona. Wer den Überblick über die Veröffentlichungen aus dem Giant-Sand-Universum behalten hat und sie fehlerfrei herunterbeten kann, kriegt von mir als Belobigung ein Heiligenbild ;-)))
Qualitativ recht hochwertig schrubbt sich hier der alte Howe mit seinen zahlreichen Gefährten durch gewohnt lakonische Alternative-Country-Crooner-Nummern, launige Piano-Western-Swing-Balladen und – man höre und staune – für seine Verhältnisse recht mainstreamiges Folkrock-Liedgut. So straight forward und eingängig hörbar war’s bei Giant Sand jedenfalls lange nicht mehr, liegt wohl auch an der Mitarbeit von KT Tunstall, den Jungs von Desoto Caucus, John Parish (der det janze auch gemixt hat) und Grant-Lee Phillips.
Giant Sand spielen am 17. Mai live im Münchner Feierwerk / Hansa39. Hope to see you.
(****)