Bunny Wailer

Reingehört (229): Bunny Wailer, John Zorn, Merchandise, Happy Diving

REINGEHÖRT Juni 1

Bunny Wailer – Solomonic Singles 1: Tread Along 1969-1976 (2016, Dub Store Records)
15 Singles, die Neville O’Riley Livingston aka Bunny Wailer vor und während der Veröffentlichung seines „Blackheart Man“-Solodebüt-Meisterwerks (1976, Island) für das eigene Solomonic-Label produzierte, the real stuff, sozusagen. Für den heimischen jamaikanischen Markt aufgenommene Perlen aus den Bereichen Lovers Rock, Roots Reggae und Dub. Der Mitbegründer der Wailers findet sich hier in Top-Form auf dem Niveau seiner besten Aufnahmen, die Sammlung bietet bisher Vergriffenes, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits in der Auflage extremst limitierte Singles und alternative Versionen von „Dream Land“ und seinen Wailers-Beiträgen wie etwa „Pass It On“, das in domestizierter Form auf dem 1973er-Band-Klassiker „Burnin'“ (Island) erschien.
(**** ½ – *****)

John Zorn – Madrigals: For Six Female Voices (2016, Tzadik)
Eine der vielen 2016er-Veröffentlichungen aus der unübersehbaren Flut der Arbeiten des New Yorker Avantgarde-/Experimental-/Jazz-Komponisten/Musikers, der wie seine Heimatstadt nie zu schlafen scheint, anders ist die imposante Zahl von mittlerweile um die 400 eingespielten, produzierten oder komponierten Tonträgern kaum zu erklären.
Zehn mehrstimmige, sinnlich-erhabene Vokalstücke, inspiriert von der romantischen Dichtung Percy Bysshe Shelleys, geprägt von minimalistischem Experiment, tonalem und atonalem Kontrapunkt, für Zorn-Verhältnisse geradezu Mainstream.
(****)

Merchandise – A Corpse Wired for Sound (2016, 4AD)
Trio aus Tampa/Florida, das versucht, den opulent-überladenen Frühphasen-Sisters-Of-Mercy-Sound in seiner Düsternis inklusive Drum-Computer mit der britischen Indie-Pop-Eleganz der Smiths zu paaren, gelingt mal leidlich, mal weniger, und trägt als Konzept kaum über die volle Langspielplatten-Distanz. Kennste eins, kennste alle.
(** ½ – ***)

Happy Diving – Electric Soul Unity (2016, Topshelf Records)
Zweiter Longplayer des Quartetts aus Oakland/California, die Bay-Area-Combo erfindet das Rad nicht neu, prescht aber beherzt mit ihrem krachigen Indie-Rock in bewährter Dinosaur-Jr-/Volcano-Suns-Manier nach vorne und sorgt somit für genehmes Entertainment. Otto Rehagel hat früher des Öfteren was von „kontrollierter Offensive“ zum Besten gegeben, Happy Diving pflegen das kontrollierte Gitarren-Feedback, eingebettet in eingängige Alternative-Rock-Melodien mit Power-Pop-Appeal. Not bad.
(****)